Oft sind es nur kleine Zusätze, mit denen Werkstoffwissenschaftler große Wirkung erzielen. Sie machen Materialien smart und sparen so Zeit, Energie und senken die Kos-ten. Rund 70 Prozent aller technologischen Innovationen stehen im direkten Zusammenhang mit neuen Werkstoffen. Zum Beispiel die „Zauberwatte“ der Deurex AG aus Zeitz im Süden Sachsen-Anhalts: Das wachshaltige Bindemittel wird überall dort eingesetzt, wo Öl und Chemikalienverschmutzungen Wasser kontaminieren. Im Juni dieses Jahres gewann das Unternehmen den Europäischen Erfinderpreis. Oft sind es die Wunder der Natur, wie der Lotuseffekt, das Gecko-Phänomen oder der Fin Ray Effect, die Forschern und Entwicklern als Vorlage für innovative Lösungen dienen und Hightech-Werkstoffe entstehen lassen. Viele solcher Ideen kommen aus Sachsen-Anhalt. Hier treiben Technologen, Forscher, Designer und Unternehmer den Paradigmenwechsel im Produkt voran.
smart³ – Von der Idee über die Forschung zur Anwendung
Eine dieser Initiativen zur Erforschung von Funktionswerkstoffen kommt vom Konsortium smart³. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der inter- und transdisziplinären Durchdringung gemeinsamer Projekte, die neue An- und Einsichten zu klassischen Problemstellungen ermöglicht.
Eine der Initiatorinnen ist die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. „Materialwissenschaftler aus Sachsen-Anhalt und darüber hinaus entwickeln innovative Werkstoffe mit faszinierenden Eigenschaften“, so Projektleiter Professor Frithjof Meinel. So wurde beispielsweise Cumulino entwickelt, ein aktives Lagerungskissen für Säuglinge zur Vorbeugung und Heilung von Schädelasymmetrien. Als Prototyp konnte das Kissen bereits vorgestellt werden. Eine langsame kontinuierliche Formveränderung sorgt für eine gleichmäßige seitliche Bewegung des Schädels im Schlaf und verhindert eine einseitige Belastung.
Mehr Verständnis für die Potenziale und die Fähigkeiten neuer smarter Werkstoffe soll auch über den Materials Data Space® vermittelt werden, den das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS in Halle (Saale) initiiert hat. „Wir schaffen eine digitale Plattform, um Technikern und Ingenieuren für spezielle Anforderungen die notwendigen Materialdaten verfügbar zu machen“, erklärt Professor Ralf B. Wehrspohn, Leiter des Fraunhofer IMWS. Dafür werden unternehmensübergreifend digitale Daten zu Materialien und Werkstoffen gesammelt. Der Datenbestand wird auch als „Gedächtnis“ der Werkstoffe bezeichnet, denn erfasst werden die Zustände über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Verschleiß- und Ermüdungserscheinungen, Informationen zur Prozessoptimierung sowie die Hinweise zu den Materialeigenschaften für späteres Recycling werden gespeichert, was die Entwicklung neuer Werkstoffe entscheidend beschleunigen soll.
„Die einmalig dichte Forschungslandschaft ist das Plus, das Sachsen-Anhalt attraktiv für Unternehmen und fit für die Zukunft macht“, ist auch der Geschäftsführer der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt, Thomas Einsfelder, überzeugt.
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