Unsichere Weltlage?

Weltweit müssen Unternehmen damit rechnen, dass Rechnungen später bezahlt werden. Ein Grund dafür ist ausgerechnet die gute Konjunktur.
Illustration: Alin Bosnoyan
Axel Novak Redaktion

Wer handelt, geht Risiken ein. Derzeit aber sorgen erratisch handelnde Politiker und andere Unwägbarkeiten dafür, dass die Aussichten im Welthandel ungewisser werden. Für Unternehmen im Exportweltmeisterland Deutschland wird es ungemütlich. Sie müssen im Geschäft mit mehr Risiken rechnen und sich besser auf Ungewissheiten einstellen.

Vor allem die Türkei ist in den vergangenen Jahren als Absatzmarkt und als Standort für Investitionen unzuverlässiger geworden. Knapp 6800 deutsche Unternehmen sind nach Angaben des BDI in der Türkei engagiert. Das Land ist ein wichtiger Handelspartner mit einem Handelsvolumen in Höhe von 37 Milliarden Euro. Doch Unternehmen, die sich dort engagieren, müssen immer öfter mit Zahlungsausfällen rechnen. „Die Schuldenlast ist bei zahlreichen Abnehmern mittlerweile sehr bedenklich und lässt das Risiko für einen Zahlungsausfall bei Lieferanten und Dienstleistern deutlich ansteigen“, sagt Dr. Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa des internationalen Kreditversicherers Atradius.

Immerhin greift der Bund den Exporteuren zumindest teilweise unter die Arme. Er hat die 2017 beschlossene Obergrenze für Exportkreditgarantien in die Türkei aufgehoben und allein im ersten Halbjahr 2018 Lieferungen und Leistungen für 831,7 Millionen Euro abgesichert, so kürzlich die Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion Die Linke im Bundestag.

Doch auch andere Regionen der Welt sind turbulenter geworden: So haben zwei von drei Unternehmen in der Region Asien-Pazifik im vergangenen Jahr Zahlungsverzögerungen erlebt, hat der internationale Kreditversicherer Coface festgestellt. 16,5 Prozent der Unternehmen mussten gar 120 Tage und länger als vereinbart auf ihr Geld warten – vor allem in China und Indien. Die finanziellen Probleme der Schuldner können allerdings auch die Lieferanten in Bedrängnis bringen: Verzögerungen über 90 Tage gefährden deren Liquidität.

Und schließlich lässt auch in Nord- und Südamerika die Zahlungsmoral zu wünschen übrig. Nach Angaben von Atradius melden die Unternehmen Zahlungsverzüge und eine höhere Forderungsdauer von im Durchschnitt 63 Tagen. Interessant ist, dass der Zahlungsverzug in Mexiko und in den USA am höchsten ist.

Doch die Gründe für Zahlungsausfälle sind nicht immer in der finanziellen Situation des Kunden zu sehen. Der Kreditversicherer Euler Hermes hat die schlechtere Zahlungsmoral untersucht und kommt zu einem paradoxen Schluss. „Je entspannter die wirtschaftliche Gesamtsituation scheint, umso geduldiger warten Unternehmen auf ihr Geld“, sagt Ron van het Hof, CEO Euler Hermes DACH. Aber er warnt zugleich: „Ist das gut oder schlecht? In einem Umfeld, in dem wir immer mehr Großinsolvenzen beobachten, ist das vor allem gefährlich. Man sollte das Umfeld aufmerksam beobachten und rechtzeitig agieren. Sonst wird die Rechnung am Ende gar nicht bezahlt.“

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