Sparen fürs Eigenheim

Der Immobilienmarkt boomt, dennoch sinkt die Anzahl der Bausparverträge. Woran liegt das?
Illustrationen: Merle Schewe
Illustrationen: Merle Schewe
Axel Novak Redaktion

Früher war das so: Wenn ein Kind geboren wurde, dann sorgten Eltern für die Zukunft vor. Und zwar mit einem Bausparvertrag. Das lief lange Zeit sehr gut: 2004 zählten die deutschen Bausparkassen mehr als 33 Millionen solcher Verträge. 2019 waren es nur noch 26 Millionen. Das Produkt steckt eindeutig in der Krise.

 

icher, die Menschen in Deutschland betrachten Immobilien als beste Altersvorsorge. Bausparverträge sind ein wichtiges Element, um zu Eigentum zu gelangen. 35,4 Milliarden Euro zahlten die Kassen 2019 aus, 14 Prozent des Wohnungsbaukreditvolumens, so der Verband der Privaten Bausparkassen.

 

Das Sparen beruht auf der Idee kollektiver Sicherung: Sparer zahlen in einen Topf ein, über den Ein- und Auszahlungen erfolgen. Deshalb können Zinsen über lange Zeit garantiert werden – und das macht Bau, Kauf oder Umbau einer Immobilie kalkulierbar. Dazu werden zwei Verträge kombiniert: ein Sparplan und ein Darlehen. In der Sparphase ist der Zins meist geringer als marktüblich, dafür ist das Bauspardarlehen günstiger.

 

Der Kunde spart einen Teil der vertraglich vereinbarten Bausparsumme an. Das kostet meist eine Abschlussgebühr und Kontoführungsgebühren – zwischen 1,0 und 1,6 Prozent der Bausparsumme. Nach dem vereinbarten Zeitraum kann der Kunde das Darlehen in Anspruch und für sogenannte wohnwirtschaftliche Zwecke ausgeben. Alternativ lässt er sich sein Bausparguthaben auszahlen und beendet den Vertrag. Oder er spart weiter und setzt auf Zins- und Zinseszins – gerade bei alten Verträgen mit hohen Zinsen ist das eine interessante Möglichkeit, auch wenn die Bausparkasse alte Verträge nach zehn Jahren kündigen kann.

 

Mittlerweile werden Bausparverträge oft als Produkt angeboten, das sich für Sparer, zukünftige Finanzierer oder Unentschlossene eignen soll. Doch zumeist lohnt sich ein solcher Vertrag nur, wenn man sich gegen steigende Bauzinsen absichern will oder mit kleinen und mittleren Einkommen auf die staatliche Förderung setzt. Zwischen 45 und 90 Euro beträgt die Wohnungsbauprämie im Jahr.

 

Rein rechnerisch haben etwa drei Viertel der deutschen Haushalte einen Bausparvertrag. Wer einen bestehenden Vertrag hat, kann damit ein Vorhaben finanzieren. Wer aber einen neuen Vertrag abschließen will, sollte zweierlei berücksichtigen: Jede Bausparkasse hat eigene Bauspartarife, daher lohnt sich der Vergleich. Außerdem gibt es oft gute Alternativen – ob bei Banken oder über Kreditvermittler.

 

Ein Hauptargument für den Bausparvertrag war lange Zeit die Angst vor deutlich höheren Hypothekenzinsen. Doch heute sind die Zinsen niedrig – und werden aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren nicht in exorbitante Höhen steigen.

 

Die Krise der Bausparprodukte liegt aber nicht nur an den Zinsen, sondern auch an den Instituten selber. Die Stiftung Warentest hat 16 Bausparkassen getestet und festgestellt, dass die Kassen oft am Bedarf der Kunden vorbei beraten. Ungünstige Tarifvarianten, zu hohe Bausparsummen, extreme Tilgungsbeiträge und Sparpläne mit zu hohem Sparguthaben: Die Berater ließen kaum einen Fehler aus.

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