Die Rückkehr des Analogen

Gesellschaftsspiele erleben einen Boom. Die Menschen, so sagt die Trendforschung, sehnen sich nach gemeinsamen Erlebnissen.
Illustrationen: Merle Schewe
Illustrationen: Merle Schewe
Marc Peschke Redaktion

Der Winter kommt und Corona ist schon da: 2020 könnte das Jahr werden, in dem sich die neue Lust auf Gesellschaftsspiele zu einem wahren Boom auswächst. Schon seit einigen Jahren hört man das auch unter Erwachsenen immer öfter: „Wollen wir mal einen gemütlichen Spiele-Abend machen?“ Könnte gut sein, dass die Antwort auf diese Frage in den nächsten Monaten immer öfter „Ja, klar“ sein wird.  

 

Gesellschaftsspiele, das sind bis heute vor allem Brett- und Kartenspiele. Da gibt es immer noch die Klassiker wie „Risiko“, „Scotland Yard“, „Monopoly“ oder „Mensch ärgere Dich nicht“, die nichts an Spannung verloren haben. Es scheint einfach ein Grundbedürfnis zu sein, auch seine besten Freunde einfach mal aus dem Spiel zu schubsen. Seit 1907 geht das schon so. Mensch, ärgere Dich nicht! Ist doch nur ein Spiel!

 

Diese Klassiker werden auch von den Digital Natives und Millenials gerne gespielt – gänzlich analoge Spiele erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Menschen sehnen sich, so analysiert die Trendforschung, nach gemeinsamen Erlebnissen. Eine Gesellschaft rückt wieder zusammen – an den heimischen Tisch. Ans Spielbrett. Schon 2019 gab es einen Zuwachs von dicken acht Prozent. Doch interessanterweise boomt die Branche nicht wegen der Kinder und Jugendlichen, sondern vor allem, weil Erwachsene wieder mehr spielen.

 

»Komplexe Strategiespiele für Erwachsene liegen im Trend.«

 

Schon wird die „Rückkehr der analogen Unterhaltung“ ausgerufen – doch war das Gesellschaftsspiel denn je aus der Mode? Spielkarten und Spielbrett dominieren weiterhin die neuen Spiele, die jährlich auf den großen Spielwarenmessen in Nürnberg und Essen vorgestellt werden. Doch natürlich gibt es auch Hybride aus der analogen und digitalen Welt, wie etwa das mit dem „Toy Award 2020“ ausgezeichnete Spiel „Mystery House“ – ein von einer App unterstütztes 3D-Escape-Room-Abenteuer mit der Spielschachtel als Labyrinth.

 

Ein neuer Trend auf dem Markt sind komplexe Strategiespiele für Erwachsene wie etwa „Carpe Diem“ von Stefan Feld, welches ins antike Rom entführt: Spielerinnen und Spieler haben die Aufgabe, als Patrizier ganze Stadtviertel aufzubauen. Als „Kennerspiele“ werden solche Produkte bezeichnet – wie etwa auch „Die Quacksalber von Quedlinburg“, das „Kennerspiel des Jahres 2018“.

 

Seien es weltweit enorm populäre Kartenspiele wie das bereits 1993 von dem Mathematikprofessor Richard Garfield entwickelte „Magic – The Gathering“, das weltweit von 35 Millionen Fans gespielt wird – oder neue Spiele, die sich um Themen wie Naturschutz und Nachhaltigkeit drehen wie das in diesem Jahr erschienene Ressourcenmanagement-Spiel „Wasserkraft“: Sie alle sind Beispiele für den Wunsch, die digitale Welt für mehrere Stunden zu verlassen, um Angesicht zu Angesicht zusammen zu spielen.

 

Nachhaltigkeit ist übrigens auch ein Trend. Immer häufiger werben Hersteller damit, dass Materialien aus nachhaltiger Wirtschaft stammen. Aus natürlichem Material ist etwa auch „Minecraft“, ein Brettspiel, welches das gleichnamige digitale Computergame ins Analoge übersetzt – mit Klötzchen aus Holz. Architekten ab zehn Jahren können sich hier analog austoben, planen und bauen.

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