Herr Dr. Beck, wie machen Sparer in Zukunft mehr aus ihrem Geld?
Mit Blick auf unsere rund 1.300 Kundeninstitute sehen wir, dass sich das Wertpapiersparen immer stärker als Vehikel zum Vermögensaufbau etabliert. Das diesjährige Vermögensbarometer der Sparkassen Finanzgruppe zeigt zum Beispiel, dass die Bevölkerung Wertpapiere als die am meisten geeignete Anlageform in der Niedrigzinsphase ansieht.
Eine Investition in Aktien oder Zertifikate ist aber immer mit einem erhöhten Risiko verbunden. Sind deutsche Sparer nicht mehr so auf Sicherheit bedacht wie früher?
Wir Deutschen sind bei der Geldanlage auch weiterhin sehr vorsichtig. Das schließt ein Investment in Wertpapiere aber nicht aus. Im Gegenteil: Je länger kontinuierlich in Wertpapiere investiert wird, desto geringer ist auch das Verlustrisiko. Deshalb nimmt die Zahl der Sparpläne auch immer mehr zu. Bei unseren Kunden registrieren wir einen Zuwachs auf zuletzt mehr als 400.000 Sparpläne.
Entscheiden sich Anleger dabei eher für eine Beratung oder investieren sie eigenständig über Direktbanken?
Die persönliche Beratung ist für viele Anleger auch weiterhin wichtig. Wir sehen aber, dass durch die zunehmende Regulierung des Gesetzgebers, vor allem seit der Einführung von MiFID II, die klassische Einzelfallberatung stark rückläufig ist. Diese Art der Beratung und die damit verbundenen Dokumentationspflichten empfinden viele Anleger als zu bürokratisch.
Ist das nicht ein Problem?
Sicherlich entgehen Sparern dadurch Anlagechancen. Aber wenn kontinuierlich über Sparpläne investiert wird, sind Wertpapiere weiterhin attraktiv. Es gibt ja inzwischen vermehrt Anlage-Instrumente, die für zusätzliche Erträge sorgen können.
Was sind das für Instrumente?
Nehmen Sie die automatisierte Vermögensverwaltung: Robo Advisor wie bevestor von der DekaBank oder Mein-invest von Volks- und Raffeisenbanken sind ein verhältnismäßig neues Angebot an Investoren. Noch machen sie erst einen kleinen Marktanteil aus, aber in der Idee steckt viel Potenzial. Wir sehen sie als Ergänzung zur Beratung. Und auch das Wiederanlagemanagement im Wertpapierbereich wächst kontinuierlich.
Wie funktioniert ein Wiederanlagemanagement für Wertpapiere?
Immer mehr unserer angeschlossenen Institute bieten ihren Kunden die Möglichkeit, Wertpapiererträge – also Fondsausschüttungen, Dividenden und Zinszahlungen – in andere Wertpapiere wiederanzulegen. Das System funktioniert wie bei einem thesaurierenden Fonds, nur mit dem Unterschied, dass die Erträge nicht in den Ursprungsfonds wieder angelegt werden müssen, sondern flexibel in andere Wertpapiere investiert werden können. So erhöht sich sukzessiv die Anlagesumme und damit auch die Chance auf höhere Erträge.
Wie schätzen Sie die weitere Marktentwicklung für Wertpapiere ein?
Die Wahrnehmung der deutschen Sparer trügt nicht: Wertpapiere bieten gerade jetzt besonders gute Anlagemöglichkeiten. Wir werden auch weiterhin Wachstum im Wertpapiergeschäft sehen, aber der Gesetzgeber sollte bei der Planung zusätzlicher Regulatorik mit Augenmaß vorgehen. Die Finanztransaktionssteuer wäre beispielsweise kontraproduktiv, weil sie den Privatanleger benachteiligt.
Die dwpbank ist Deutschlands führender Dienstleister für Wertpapierservices. Drei Viertel aller Banken in Deutschland vertrauen auf ihre Wertpapierprozesse. Sie betreut rund 4,7 Millionen Anlegerdepots und hat 2018 mehr als 26 Millionen Kauf- und Verkaufstransaktionen abgewickelt.