Smarte Flotte

Neue Technologien für den digitalen Fuhrpark stehen bereit. In Krisenzeiten dürfen sie jetzt beweisen, wie gut sie den Firmen beim Sparen helfen.
Illustration: Johannes Fuchs
Lena Bulczak Redaktion

Es herrscht Flaute bei den Flotten – viele Autos in den deutschen Fuhrparks stehen still. Ein guter Zeitpunkt, um gründlich Hausputz zu machen. Noch fahren viele Firmen nicht so effizient, wie sie könnten. Tankbelege tummeln sich in Ordnern oder Schuhkartons, Rechnungen und Excel-Tabellen werden manuell erstellt und gepflegt – mit dem Risiko hoher Nachbearbeitungsaufwände, wenn sich mal ein Fehler einschleicht. Bei unleserlich ausgefüllten Formularen drehen die bestellten Autos mancherorts vorab in der Hauspost noch ein paar
Ehrenrunden.


Nach Corona werden viele Firmen massiv auf die Suche nach Einsparpotenzialen gehen müssen. Und in Sachen Fuhrpark lässt sich noch einiges optimieren. Was die Digitalisierung betrifft, steht die Branche nämlich noch ziemlich am Anfang. Laut einer Studie des Marktforschers Dataforce aus dem vergangenen Frühjahr nutzen 64 Prozent der Fuhrparkmanager keine speziellen Programme. Elf Prozent verwenden Excel, um die Firmenflotte zu steuern.


Viele Fuhrparkbetreiber wissen noch gar nicht, dass es selbst für kleine Flotten mit weniger als fünf Fahrzeugen bereits digitale Angebote gibt. So gaben in einer Umfrage der Logistikplattform Rio fast 20 Prozent der nicht-digitalisierten Fuhrparks an, keinen Bedarf an den neuen Lösungen zu haben, weil die Flotte zu klein sei. Und weitere 30 Prozent konnten nicht genau erklären, warum sie keine neuen Lösungen brauchen. So ist Excel für viele Firmen nach wie vor die Software der Wahl. Und tatsächlich lassen sich damit viele einfache Vorgänge gut abdecken. Doch sollen auch Telematikdaten berücksichtigt oder ein ganzheitliches Kostenmanagement aufgesetzt werden, gerät die Tabellenkalkulation schnell an ihre Grenzen.


Anders mit den neuen digitalen Lösungen: Sie haben die Fahrzeuge, Routen und Fahrer in Echtzeit im Blick. Das spart unnötige Wege, Kosten und Nerven. Kunden können jederzeit Auskunft darüber bekommen, wo sich ihr Fahrer gerade aufhält. Mitarbeiter sparen sich die lästige händische Dokumentation im Fahrtenbuch, da alle Daten zentral erfasst und gesichert werden. Und, drohen die Tankkosten mal aus dem Ruder zu laufen, sagt die Software Bescheid. Doch Vorsicht vor großen Standardlösungen: Ist die Software zu umfangreich, kann das die Anwender schnell erschlagen. Daher ist es gerade für die kleineren Flotten sinnvoll, sich die Prozesse vorab genau anzuschauen und einzelne Bausteine nach Bedarf zu kombinieren.


Doch bei allen Vorteilen, die die neue Software bietet – eines kann sie keinem Fuhrparkmanager abnehmen. Nämlich die Grundsatzfrage: Rechnet sich das für mein Unternehmen und meine Flotte? Reichen die Gewinne aus, um in neue Technologien zu investieren? Sind die Einsparungen vielleicht sogar groß genug, um Einbußen in anderen Bereichen auszugleichen? Die smarten Lösungen dürfen jetzt zeigen, wie gut sie können, was sie versprechen. Nämlich: Kosten zu sparen. Und dann könnte sich die Digitalisierung im Fuhrpark als Game Changer erweisen. 

Nächster Artikel