Smarte Stationen für ein smartes Netz

Sie sind klein und relativ unscheinbar – und doch haben Sie das Potenzial, viele Herausforderungen zu adressieren, vor denen das Stromnetz heute steht: intelligente Stationen.

Dr. Ralf Jungblut, Geschäftsführer der Heinrich Gräper Holding GmbH  & Co. KG
Dr. Ralf Jungblut, Geschäftsführer der Heinrich Gräper Holding GmbH & Co. KG
Unternehmensgruppe Gräper Beitrag

Trafostationen als Antwort auf die Herausforderungen der Energiewende, der Wärmewende oder der Elektromobilität – das klingt, als stecke deutlich mehr in den kleinen Stationen als sie auf den ersten Blick vermuten lassen…
Zumindest könnte theoretisch sehr viel mehr in den Stationen stecken. Der große Bestand von etwa 650.000 Stationen in Deutschland kann meist allerdings nicht viel, bestenfalls „nur“ messen und melden. Wo wir künftig das meiste Potenzial sehen, sind Data-Driven-Decisions-Stationen, also wirklich intelligente Stationen, die auf Basis von Betriebs- und Umweltdaten eigenständig Entscheidungen treffen. Denn dann werden sie auch für ein Smart Grid interessant – weil sie genau die Knotenpunkte sind, an denen Energie auf der letzten Ebene verteilt wird.


Es müsste also deutlich in Ausbau und Modernisierung der Trafostationen in Deutschland investiert werden?
Wir brauchen neue, wirklich intelligente Stationen und insbesondere ein diesbezügliches Refit der bestehenden Infrastruktur. Dafür sind natürlich die entsprechenden Ressourcen nötig, die es augenblicklich nicht in ausreichender Menge gibt. Deshalb gehen wir davon aus, dass die flächendeckende Modernisierung noch dauern wird.  
 

Wo sehen Sie dann aktuell Nachfrage nach Data-Driven-Decisions-Stationen?
Wir sind als Unternehmen ein gutes Beispiel, wo ein Invest in eine intelligente Station sinnvoll sein kann. Wir werden nicht aus dem Niederspannungsnetz versorgt, sondern haben eine eigene Trafostation, eine PV-Anlage auf dem Dach, einen Elektrofuhrpark und demnächst auch unseren eigenen Speicher. Mit einer Data-Driven-Decisions-Station könnten wir in unserem eigenen Netz sehr viel steuern, woraus sich eine Vielzahl kommerzieller Benefits ergibt – wenn die drei Komponenten Erzeugung, Verbrauch und Speicher nach den individuellen Bedürfnissen des Unternehmens optimiert werden.
 

Wie könnte eine solche Optimierung aussehen?
Hier kommen dann wieder die Betriebs- und Umweltdaten ins Spiel; und dies sowohl in Form von Istwerten als auch lokalen oder regionalen Prognosedaten. So wird beispielsweise mit dem Laden der Elektroflotte gewartet, bis die Sonne scheint und die PV-Anlage Strom liefert. Dabei wird selbstverständlich darauf geachtet, dass die vorgegebenen Ladeenergiemengen auch tatsächlich erreicht werden. Ich kann sogar Nachhaltigkeitskriterien einbeziehen, wenn ich Strom nicht dann zukaufe und speichere, wenn er besonders günstig, sondern besonders CO2-arm ist. Die Optimierungskriterien definieren die Unternehmen, die intelligenten Stationen sorgen für die Umsetzung.
 

Wie steht es um die Sicherheit der intelligenten Stationen?
Wie in allen Bereichen der Digitalisierung: Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht. Aber gerade, weil wir mit den Data-Driven-Decisions-Stationen erst einmal im kleinen Rahmen starten werden, vielleicht über eine regionale Vernetzung innerhalb eines Industrieparks oder Quartiers sprechen, glauben wir, dass die Sicherheitsrisiken überschaubar bleiben und wir so auch viele wertvolle Erfahrungen sammeln können, die dann – ganz im Sinne intelligenter Netze – in weitere Entwicklungen einfließen.

www.graeper.de
 

Nächster Artikel
Technologie
April 2024
Illustration: Marcela Bustamante
Redaktion

Industrie 4.0: der Stand der Dinge

Vernetzte Anlagen, moderne Roboter und künstliche Intelligenz sollen die Effizienz von Produktionsstätten verbessern. Wie fortgeschritten ist die digitale Revolution in deutschen Fabriken tatsächlich?