Heilungsraten kaum verbessert

Der Kampf gegen den Krebs bei Kindern muss intensiviert werden. Ein neuer Forschungsverbund setzt auf europäische Vernetzung.
Illustration: Maria Corbi
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Olaf Strohm Redaktion

Jährlich erkranken 35.000 Kinder und Jugendliche in Europa an Krebs. Etwa ein Fünftel von ihnen kann durch die derzeit verfügbaren Standardtherapien nicht geheilt werden, mehr als 6000 überleben die Erkrankung nicht. Damit ist Krebs die häufigste krankheitsbedingte Todesursache bei Kindern und Jugendlichen und wurde vom EU-Parlament jüngst als eine der wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen im europäischen Gesundheitswesen identifiziert.

Neue zielgerichtete Medikamente und immuntherapeutische Verfahren geben vielen Krebskranken Grund zur Hoffnung. Im Sinne einer personalisierten Krebstherapie setzen diese Wirkstoffe gezielt bei Mutationen im Erbgut des Tumors an oder sind bei bestimmten Mutationsprofilen besonders wirksam. Von diesen neuen Krebsmedikamenten sind jedoch die wenigsten für Kinder zugelassen. Das Problem bei der Erforschung: Krebs bei Kindern ist vergleichsweise selten. Nur durch europaweite Vernetzung könnte man ausreichend Patienten für passgenaue klinische Studien identifizieren.

Genau dies hat sich jetzt ein neuer Forschungsverbund vorgenommen. Gegründet wurde er vom Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg KiTZ und dem niederländischen Prinses Máxima Centrum, dem größten kinderonkologischen Zentrum Europas. Der neue Forschungsfonds soll der europäischen kinderonkologischen Forschung jetzt einen entscheidenden Impuls geben, um nebenwirkungsärmere und speziell auf Kinder zugeschnittene Therapien zu entwickeln. Schwerpunkte werden die Entwicklung moderner Behandlungsansätze aus der Immun- und Gentherapie für Kinder sein und die Etablierung patientenspezifischer Labormodelle. Tumoren einzelner Patienten können damit im Labor imitiert und ihr Ansprechen auf bestimmte Wirkstoffe im Vorfeld getestet werden.

„Kinder haben völlig andere Tumorarten als Erwachsene und die Heilungsraten haben sich in den vergangenen 20 bis 30 Jahren nicht wesentlich verbessert. Wir brauchen hier viel mehr Forschung, Vernetzung und langfristige Förderung, damit sich das ändert“, so die drei Direktoren des Hopp-Kindertumorzentrums Heidelberg (KiTZ), Olaf Witt, Andreas Kulozik und Stefan Pfister vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und vom Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD).

Das KiTZ in Heidelberg und das Prinses Máxima Centrum in Utrecht gelten als wichtigste kinderonkologische Forschungseinrichtungen in Europa, die nach amerikanischem Vorbild (Comprehensive Cancer Center) Forschung und Behandlung unter einem Dach vereinen. Sie bieten jungen Patienten europaweit und darüber hinaus Zugang zu molekularen Tumoranalysen und klinischen Studien und eröffnen ihnen somit neue, maßgeschneiderte Therapieoptionen.

Der vom KiTZ und Prinses Máxima Centrum gegründete Forschungsfonds soll jetzt möglichst rasch bessere Rahmenbedingungen für die europäische Kinderonkologie schaffen, damit junge Patienten europaweit von modernen Therapie- und Diagnoseansätzen profitieren können. Die Experten der beiden Zentren schätzen, dass mehr als 10 Millionen Euro notwendig sein werden, um den drängendsten Aufgaben gerecht zu werden.

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