Eine molekulare Diagnostik lohnt sich fast immer Herr Dr. Meisel, für viele Tumorerkrankungen existieren heute noch keine personalisierten Therapien. Warum sollte ich dennoch eine molekulare Diagnostik in Betracht ziehen?
Mit Hilfe einer molekularen Diagnostik können wir die Biologie eines Tumors besser verstehen. Das ist insofern wichtig, weil es auf Basis dieser Erkenntnisse entweder einen zugelassenen personalisierten Therapieansatz gibt oder aber zum Beispiel mein, sagen wir, Kolonkarzinom eine Treiber-Mutation aufweist, für die es beim Lungenkarzinom eine zugelassene Behandlungsmöglichkeit gibt, die auch mir helfen könnte – auch wenn es für das Kolonkarzinom keine Zulassung gibt. Und zu guter Letzt komme ich aufgrund der diagnostischen Ergebnisse vielleicht für eine Studie in Betracht. Das zusätzliche Wissen über meinen Tumor sorgt also dafür, dass sich meine Therapiechancen verbessern. Daher lohnt sich eine molekulare Diagnostik aus meiner Sicht fast immer.
Dennoch zahlen die Kassen nur nach Einzelfallentscheidung.
Was daran liegt, dass die Folgekosten für eine solche zielgerichtete Therapie zum Teil sehr hoch sind. Wenn man den möglichen Nutzen für den Patienten außer Acht lässt, wäre das aus einer rein wirtschaftlichen Perspektive der Kassen eine durchaus verständliche Haltung.
Aus Sicht des Betroffenen Patienten jedoch völlig unverständlich.
Absolut. Genau deshalb plädieren wir ja auch dafür, offener in der Erstattung zu sein, nach Vorbild anderer Länder auch Real World Data Evidenzen anzuerkennen und die Möglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, besser zu nutzen. Zum Wohle der Patienten.