Kleines Blutgerinnsel – tödliche Folgen

Venenthrombosen sind auch deshalb so gefährlich, weil sie oft zu spät diagnostiziert werden. Es braucht mehr Aufklärung bei Ärzten und Patienten über die tückischen Blutgerinnsel.
Das Aktionsbündnis Thrombose  informiert: www.risiko-thrombose.de
Das Aktionsbündnis Thrombose informiert: www.risiko-thrombose.de
Aktionsbündnis Thrombose Beitrag

Herr Prof. Bauersachs, es sterben mehr Menschen in Deutschland an einer Venenthrombose als durch Verkehrsunfälle, AIDS, Prostata- und Brustkrebs zusammen. Was macht die Thrombose so gefährlich?
Bei der Venenthrombose handelt es sich um ein Blutgerinnsel, meist in den Beinvenen. Löst es sich und wandert über das Herz in die Lunge, kann es dort eines der Lungengefäße verschließen und so zu einer Lungenembolie werden, die nicht selten tödlich verläuft. Das Gefährliche ist, dass die Thrombose häufig unbemerkt bleibt und Symptome nicht richtig gedeutet werden.
 

Was sind klassische Symptome für eine Thrombose?
Typisch sind beispielsweise ein Spannungsgefühl in den Waden sowie Schmerzen, die einem Muskelkater ähnlich sind, allerdings deutlich länger anhalten. In der Regel wird das Bein auch dicker oder sogar bläulich verfärbt, weil sich dort mehr Blut befindet. Wer nicht weiß, dass es sich dabei um Symptome für eine Thrombose handeln kann, tut all das schnell als Lappalie ab.
 

Wer ist besonders gefährdet?
Es gibt einige Risikofaktoren, die die Thrombosen begünstigen: Die Einnahme der Pille, Schwangerschaft, Operationen, genetische Faktoren aber auch Situationen wie Langstreckenflüge oder ein geschientes oder gegipstes Bein. Grundsätzlich kann eine Thrombose jeden treffen. Allerdings ist das Risiko im Alter mit 1 zu 100 deutlich höher, als beispielweise bei einem jungen Menschen mit 1 zu 10.000. Im Schnitt liegt es bei 1 zu 1.000. Allerdings werden gerade bei jungen und gesunden Patienten thromboembolische Ereignisse häufig fehldiagnostiziert. Aus diesem Grund klärt das Aktionsbündnis Thrombose die Öffentlichkeit und die Ärzteschaft über diese Erkrankung auf.
 

Was kann ich in Risikosituationen wie beispielsweise auf einem Langstreckenflug tun, um mich zu schützen?
Das Thromboserisiko erhöht sich ab einer Flugdauer von vier Stunden und ist interessanterweise in der Economy Class genauso hoch wie in der Business Class. Allerdings trifft es häufiger Menschen, die am Fenster sitzen. Denn die bewegen sich während des Fluges schlicht weniger. Es gibt viele Übungen, die man auf längeren Flügen machen kann und sollte, um einer Thrombose vorzubeugen. Auch spezielle Strümpfe können sinnvoll sein. Kaffee und Alkohol sollte man hingegen meiden, sie entziehen dem Körper Wasser. In anderen Situationen wie nach einer OP oder mit Gips sollte je nach Risiko der Patienten zusätzlich eine Thromboseprophylaxe wie Heparinspritzen zum Einsatz kommen.
 

Kann ich mit meinem Lebensstil mein Risiko reduzieren?
Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung, einem normalen Körpergewicht und ohne zusätzliche Risikofaktoren wie etwa Zigarettenkonsum wirkt sich natürlich positiv aus. Aber auch er kann das Thromboserisiko nicht gänzlich auslöschen.
 

Wie sieht die Behandlung einer diagnostizierten Thrombose aus?
Das Wichtigste ist eine Hemmung der Blutgerinnung, um ein weiteres Ausdehnen der Thrombose oder eine Lungenembolie zu verhindern. Hierfür gibt es seit einigen Jahren neue gerinnungshemmende Medikamente, die den Vorteil haben, dass sie einfacher anwendbar sind und schwere Blutungen seltener auftreten.
 

www.risiko-thrombose.de

 

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