»Pöbeleien und Bedrohungen sind Standard«

Ein Beitrag der Deutschen Gesetzlichen Unvallversicherung

Jan-Henrik Büthe, Oberbrandmeister Freiwillige Feuerwehr, Anästhesist und Notarzt
Jan-Henrik Büthe, Oberbrandmeister Freiwillige Feuerwehr, Anästhesist und Notarzt
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung Beitrag

Als Freiwilliger Feuerwehrmann und Notarzt erlebt Jan-Henrik Büthe viele belastende Situationen. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen und den Umgang mit Gewalt. 
 

Gewalt gehört für viele Einsatzkräfte zum Alltag. Was empfinden Sie, wenn Sie hören, dass Menschen, die sich ehrenamtlich oder beruflich in der Rettung engagieren, im Einsatz angegriffen werden?

Allein was wir vor Ort erleben, ist schon eine Belastung. Das sind Bilder, mit denen wir erstmal umgehen müssen. Wenn ich dann höre, dass sich Einsatzkräfte vor Ort noch mit Anfeindungen von Passanten oder Betroffenen auseinandersetzen müssen, dann zerreißt mir das das Herz. Wir müssen innerhalb von wenigen Sekunden entscheiden und abliefern. Dann noch angepöbelt oder angegriffen zu werden belastet doppelt und macht es uns noch schwerer. 


Haben Sie auch persönlich schon Gewalt erlebt?

Wirklich massive Gewalt habe ich Gott sei Dank noch nicht erlebt. Aber mal am Hals oder am Arm gepackt zu werden und gesagt zu bekommen ‚Ich hau dir jetzt eine rein‘ – das ist für mich eigentlich schon Standard. Gerade im Rettungsdienst oder im Krankenhaus kommt es regelmäßig vor, dass man körperlich angegangen wird, verbal sowieso. Auch hier sind Pöbeleien und Bedrohungen leider Standard. 


Wie fühlen Sie sich dann?

Mir geht’s nach solchen persönlichen Angriffen immer ziemlich schlecht. Und das hat einen einfachen Grund: Man nimmt den Stress auf sich, kommt zu einer Person hin, will helfen und wird dann persönlich beleidigt. Da frage ich mich schon manchmal: Warum tue ich mir das eigentlich an?


Was muss sich ändern, damit ein Engagement wie Ihres erhalten bleibt?

Da habe ich eine klare Forderung an die Politik: Gewalt jeglicher Form muss konsequent verfolgt werden. Und von meinen Mitmenschen wünsche ich mir, dass sie erkennen, dass wir auch nur Menschen mit einer Seele sind. Wir wollen keinem was Böses. Wir sind da, um zu helfen.

www.gewalt-angehen.de 
 

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