Langsamer altern

Die meisten Menschen wollen alt werden, aber niemand will alt sein. Mit Vorbeugung, gesunder Ernährung und Bewegung lassen sich viele Altersmolesten vermeiden. Oft helfen auch neue medizinische Methoden.

Illustration: Olga Aleksandrova
Illustration: Olga Aleksandrova
Andrea Hessler Redaktion

In Europa erreichen viele Menschen das Greisenalter. Am ältesten werden sie durchschnittlich in Spanien, Frankreich und der Schweiz mit deutlich über 80 Jahren. Weniger sind es in Deutschland, so das Ergebnis der gemeinsamen Forschung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und des Max-Planck-Instituts. Schuld am oft frühen Tod von Bundesbürgern sind in erster Linie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Defizite bei der Vorbeugung, zu späte Diagnosen und eine falsche Lebensweise.

Neue Behandlungsmethoden


Pavel Grigoriev, Mortalitätsforscher am BiB sagt: „Der Widerspruch zwischen den hohen Investitionen in die Gesundheitsversorgung und den Ergebnissen bei der Lebenserwartung ist auch als Warnsignal für die Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems zu bewerten – schließlich werden die gesundheitlichen Herausforderungen aufgrund der Alterung der Babyboomer in den nächsten Jahren noch mehr ansteigen.“ Doch bei dem Thema seien wir alle gefragt, etwa mit gesunder Ernährung und mehr Bewegung, betont Sebastian Klüsener, Forschungsdirektor am BiB. Die Ratschläge im Sinne von Gemüse und Gymnastik, Turnen statt TV sind altbekannt, werden jedoch von zu wenigen Bundesbürgern beherzigt. 61 Prozent der Männer und 47 Prozent der Frauen in Deutschland hatten schon vor Corona Übergewicht, fast die Hälfte sind Sportmuffel. Weitere bekannte Risikofaktoren sind Rauchen und Alkohol. Die Folgen sind Altersbegleiterscheinungen wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenk- und Rückenbeschwerden wegen abgenutzter Knorpel, verkümmerter Muskeln und Faszien und Krebs.

Hinzu kommen Altersbeschwerden ohne offensichtlichen Zusammenhang mit der Lebensführung wie das Nachlassen der Sinnesorgane. Bei vielen Erkrankungen, etwa der altersbedingten Makula-Degeneration (AMD), die bisher kaum therapiert werden konnten, können neue Behandlungsmethoden helfen. Dazu zählen die Photobiomodulation (eine Behandlung mit Lichtwellen) und implantierte Sehprothesen. Weitere Informationen finden sich unter www.amd-netz.de. Trotz neuer Therapieansätze bringt das Alter aber oft chronische Krankheiten, Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität) und Pflegebedürftigkeit mit sich. Schon lange herrscht Pflegenotstand und Roboter seien, so Sami Haddadin, Professor für Robotik und Systemintelligenz an der Technischen Universität München, höchstens Pflegeassistenten, sie könnten Pflegefachkräfte nicht komplett ersetzen. Online-Projekte wie die Plattform Gerontonet sorgen für mehr Wissenstransfer und bessere Vernetzung in der medizinischen Versorgung unserer alternden Gesellschaft. Hilfreich sind auch Apps, die Alltagshelfer an Senioren vermitteln und ihnen das Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen.

Alte Weisheiten


Wer im Alter selbsständig bleiben will, sollte das eigene biologische Alter möglichst niedrig halten. Die Biologen Elizabeth Blackburn, Carol Greider und Jack Szostak entdeckten 2009 die Telomere und ihre Rolle im Alterungsprozess. Telomere sind die Endstücke der Chromosomen, also des menschlichen Erbguts. Telomere schützen die DNA; je länger sie sind, desto niedriger ist das biologische Alter eines Menschen. Werden sie kürzer, wird man krank und alt. Aber Zellen können Telomere reparieren oder sogar wieder verlängern. Daran wird kräftig geforscht und es zeichnet sich ab, dass genau jene Mittel helfen, die schon lange als gesundheitsfördernd und lebensverlängernd bekannt sind: Pflanzenkost, Vitamine, Antioxidanzien, gesunde Öle und Sport.
 

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