IT als Stütze für die Entfernung von Hirntumoren

Am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt setzt man vor allem auf neuste Technik und Software, um Patienten mit einem Hirntumor die bestmöglichen Chancen einzuräumen.
PD Dr. med. Albrecht Waschke, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie, RHÖN-KLINIKUM  Campus Bad Neustadt
PD Dr. med. Albrecht Waschke, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie, RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt
RHÖN-KLINIKUM Beitrag

Herr Dr. Waschke, die Diagnose Hirntumor ist sicher immer ein großer Schock. Wie gut stehen die Chancen?
In der Tat nimmt die Diagnose die Patienten häufig sehr mit, weshalb es unsere erste Aufgabe ist, sie aufzufangen und Mut zu machen. Denn prinzipiell haben sich die Prognosen in den letzten Jahren deutlich verbessert. Wie sie jedoch konkret aussehen, hängt individuell vom Tumor ab – etwa, ob er gut- oder bösartig ist, wo er liegt oder wie gut er entfernt werden kann.
 

Das heißt, Patienten kommen um eine Hirn-OP nicht herum?
In den meisten Fällen ist die operative Entfernung des Tumors tatsächlich das Mittel der Wahl. Das liegt zum einen an der Hirn-Blut-Schranke, wodurch medikamentöse Therapien, zu der auch die klassische Chemotherapie zählt, gar nicht bis zum Tumor vordringen. Und auch eine Bestrahlung ist nicht immer passend, weil selbst bei sehr zielgerichteten Strahlen umliegendes Gewebe geschädigt werden kann.
 

Nun ist die Vorstellung, dass der Schädel geöffnet und am Gehirn operiert wird, für die meisten Menschen sicher nicht angenehm.
Das ist tatsächlich das, was uns auch im Klinikalltag viele Patienten widerspiegeln. Wobei die Vorstellung in den Köpfen selten den Tatsachen entspricht. Denn in der Praxis führen wir die meisten Tumorentfernungen am Gehirn mit Hilfe eines sogenannten Schlüsselloch-Zugangs durch. Für einen großen Teil der Patienten bedeutet das lediglich einen etwa zwei Zentimeter langen Schnitt an der Augenbraue, den man im Anschluss nicht mehr sieht.
 

Ein so kleiner Schnitt reicht aus, um einen Hirntumor zu entfernen?
An unserem Zentrum für endoskopische und minimalinvasive Neurochirurgie reicht ein so kleiner Schnitt tatsächlich aus, weil wir auf die neusten technischen Lösungen zurückgreifen können. Die Hilfsmittel in der Neurochirurgie waren schon immer sehr fein. Hier hat sich in den letzten Jahren jedoch noch mal einiges getan. Wir können beispielsweise mit technischen Lösungen „um die Ecke“ sehen und operieren, Endoskope quasi umklappen. Außerdem wird bei uns kein Hirntumor entfernt, ohne dass wir die Operation dank neuster Software geplant und durchgespielt haben. Und selbst während der Operation unterstützt uns eine Navigationssoftware.
 

Auf welche Daten greift eine solche Navigationssoftware zurück?
Die Planung und auch die Navigation erfolgt natürlich individuell auf den Patienten zugeschnitten. Dafür „füttern“ wir die Systeme mit den vorhandenen Daten aus MRT, CT sowie mit Bildern der Gefäße und können auf dieser Basis die OP am Computer simulieren und planen. Hier entscheiden wir beispielsweise über den Zugangsweg, der nicht immer direkt, dafür aber sicher und schonend sein muss. Die virtuelle OP hilft uns schon heute ungemein und sie wird in Zukunft für die Neurochirurgie noch an Bedeutung gewinnen.  
 

Die OP war erfolgreich, der Tumor konnte vollständig entfernt werden. Wie geht es für die Patienten weiter?
Sie sprechen hier einen sehr wichtigen Punkt an. Gerade die Nachbehandlung ist wichtig, denn sonst nützt die beste OP nichts. Aus meiner Sicht gehört es zur Aufgabe des Operateurs, diese zu koordinieren und verschiedene Disziplinen einzubeziehen – vom Onkologen, über den Radiologen, bis hin zum Hausarzt. Eventuell ist es auch ratsam, einen Psychologen zur Unterstützung dazu zu holen. Am Campus Bad Neustadt arbeiten wir außerdem eng mit den Kollegen der Neuroradiologie, der Neurologie sowie der neurologischen Rehabilitation zusammen.
 

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