Die Last der Entscheidung

Die Begriffe Schwangerenvorsorge und Pränatale Diagnostik umfassen medizinische Untersuchungen vor der Geburt des Kindes. Manche werden von den Kassen übernommen, andere nicht.
Teddy-Arzt
Teddy-Arzt
J.W. Heidtmann Redaktion

Eines vorweg: Die allermeisten, nämlich 97 von hundert Frauen, bringen ein gesundes Kind zur Welt. Dennoch ist es sinnvoll, den Verlauf einer Schwangerschaft zu überwachen. Deshalb haben alle werdenden Mütter gesetzlichen Anspruch auf drei Ultraschalluntersuchungen. Diese so genannten Basisuntersuchungen sollen feststellen, ob die Schwangerschaft normal verläuft und ob sich das Kind normal entwickelt. Zeigen sich Auffälligkeiten, sind weitere Untersuchungen notwendig.


Untersuchungen, die unter den Begriff der „Pränatalen Diagnostik“ fallen, werden nicht von den Kassen übernommen. Wer mögliche Fehlbildungen am Embryo oder Chromosomen- und Entwicklungsstörungen frühzeitig erkennen möchte, muss dies proaktiv verfolgen. Und die Kosten selbst übernehmen. Ausnahme: Es liegt eine so genannte Risikoschwangerschaft vor. Das ist etwa dann der Fall, wenn Mehrlingsgeburten anstehen, es bereits Fehlgeburten gab oder die werdende Mutter älter ist als 35 Jahre. Weil mit zunehmendem Alter die statistische Wahrscheinlichkeit einer Chromosomenstörung steigt, übernehmen die Krankenkassen dann die Kosten für eine Fruchtwasseruntersuchung.

NACKENTRANSPARENZMESSUNG

Um diese zu vermeiden, bieten viele Ärzte einen Nackentransparenz-Test an, bei dem mittels Ultraschall nach Hinweisen zum Beispiel auf ein Down-Syndrom gesucht wird. Die Nackentransparenzmessung hat nur innerhalb eines schmalen Zeitfensters zwischen der elften und 14. Schwangerschaftswoche eine Aussagekraft. Mithilfe eines besonders hochauflösenden Ultraschallgeräts misst der Frauenarzt einen mit Flüssigkeit gefüllten Spalt im Nacken-Bereich des Fetus. Eine verbreiterte Nackenfalte wird mit Chromosomenstörungen wie der Trisomie 21, dem Down-Syndrom, in Zusammenhang gebracht.


Die Techniker Krankenkasse betont, dass dieses Screening nur als Entscheidungshilfe für die Durchführung weiterführender Untersuchungen dienen kann. Denn als Ergebnis werde nur ein Wahrscheinlichkeitswert für das Vorliegen einer Krankheit angegeben. Als „positiv“ werde das Ergebnis dann bezeichnet, wenn die Wahrscheinlichkeit einen bestimmten Wert übersteigt, dann wird zur weiterführenden Diagnostik geraten. Auch der so genannte Triple-Test, eine Untersuchung von drei Blutbestandteilen der Schwangeren, sei wenig aussagekräftig, weil die Werte auch durch andere Faktoren maßgeblich beeinflusst sein können. Es lasse sich lediglich eine Wahrscheinlichkeit bestimmen, mit der bei einem Kind eine Trisomie 21 vorliegt.


Klarheit bringe erst das Ergebnis einer Fruchtwasseruntersuchung, so die TK. Dabei entnimmt der Arzt mit einer Nadel etwa zehn bis 15 Milliliter Fruchtwasser. Die darin enthaltenen Hautzellen des Fetus werden im Labor untersucht. Eine Fruchtwasseruntersuchung birgt als so genannte „invasive Methode“ allerdings Risiken: Bei einer von 100 bis 150 Fruchtwasseruntersuchungen kommt es zur Fehlgeburt eines gesunden Kindes. Um die Aussagekraft zu verbessern, kann man die Nackentransparenzmessung mit weiteren Untersuchungen kombinieren. Seit einigen Jahren gibt es zudem molekulargenetische Bluttests, die mit hoher Sicherheit genetische Veränderungen des ungeborenen Kindes anzeigen können. Dazu muss nur der Schwangeren Blut entnommen werden. Vor all diesen Untersuchungen sollte sich das Paar darüber klar werden, welche Konsequenz für sie auch ein ungünstiger Befund hat.


Andere „invasive“, also mit einem Eingriff verbundene Untersuchungen der Pränataldiagnostik werden in der Regel nur dann vorgenommen, wenn es bei den werdenden Eltern eine erhöhte Wahrscheinlichkeit auf bestimmte Erbkrankheiten in der Familie gibt. Auch dann erstatten die Krankenkassen die Kosten. Dazu gehören die so genannte „Chorionzottenbiopsie“, bei der eine Probe aus der frühen Plazenta entnommmen wird. Bei Verdacht auf Infektionen innerhalb der Gebärmutter, Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind, bestimmten Stoffwechselstörungen oder Chromosomenstörungen kann eine Nabelschnurpunktion vorgenommen werden. Dabei wird Blut direkt aus den Nabelschnurgefäßen entnommen. Auch diese Untersuchungen sind nicht riskolos.

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