Wenn das Herz keine Luft bekommt

Die koronare Herzkrankheit entsteht häufig unbemerkt und endet oft tödlich. Doch neue Methoden der Früherkennung und Behandlung retten Leben.

Illustration: Lara Paulussen
Illustration: Lara Paulussen
Andrea Hessler Redaktion

Die Zuschauer im Stadion und an den Fernsehbildschirmen waren geschockt. Am 12. Juni 2021 brach der dänische Fußballnationalspieler Christian Eriksen im Vorrundenspiel Dänemark gegen Finnland plötzlich auf dem Spielfeld zusammen. Sein Herz stand still, er war einige Minuten klinisch tot, wurde reanimiert und gerettet. Später, im Krankenhaus, wurde ihm ein Defibrillator eingesetzt, um sein Herz zu stabilisieren.

Der Profi-Sportler wurde gerettet, weil er schnell Hilfe bekam. Doch die meisten Betroffenen haben nicht so viel Glück. Plötzlicher Herztod und Herzinfarkt zählen zu den häufigsten Todesursachen in den Industrieländern. Sie sind oft die Folge der koronaren Herzkrankheit, KHK, bei der die Herzkranzgefäße den Herzmuskel aufgrund von Arteriosklerose nicht mehr ausreichend mit Blut und damit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen können. KHK entsteht durch die „Verkalkung“ der Blutgefäße – Ablagerungen aus Fetten, Bindegewebe und Zuckern, die das Fließen des Blutes behindern. Risikofaktoren sind Rauchen, erhöhter Blutdruck, ein erhöhter Spiegel des schädlichen LDL-Cholesterins, Bewegungsmangel und Übergewicht. Besonders gefährdet sind Diabetiker, denn ihre Herzkranzgefäße verengen sich überdurchschnittlich häufig.

Auch die genetische Disposition spielt bei KHK eine entscheidende Rolle, ist Dr. Luis Izquierdo sicher, Chief Medical Officer von Veritas Intercontinental. Das Unternehmen hat sich auf die Untersuchung genetischer Prädispositionen spezialisiert. Es bietet den myCardio-Service an, mit dem 100 Gene auf ihre Beziehung zu verschiedenen erblichen Herzerkrankungen analysiert werden. „Der plötzliche Herztod, PHT, ist hauptsächlich auf koronare Pathologien zurückzuführen, insbesondere bei Patienten über 40 Jahren. Bei jüngeren Patienten wie vielen Hochleistungssportlern ist der Beitrag genetischer Faktoren zur Pathogenese von PHT ein Schlüsselfaktor“, betont Izquierdo.

Die genetische Disposition für KHK zu erkennen, ist hilfreich. Wichtiger ist aber die unmittelbare medizinische Hilfe im Ernstfall. Übliche Behandlungen sind dann das Einsetzen von Stents, Röhrchen aus Drahtgeflecht, oft beschichtet mit Kunststoff, der ein Medikament abgibt, das die erneute Verkalkung verhindern soll, sogenannte Drug Eluting Stents (DES), in das verengte Gefäß. Ebenfalls gängig ist die Überbrückung schadhafter Gefäßabschnitte durch einen Bypass. Beide Operationen bergen Risiken. So enthalten etwa aktuelle Generationen von Stents Polymere, die Entzündungen fördern und Stentthrombosen verursachen können. Helfen soll der neue Dual-Drug-Polymeer-free Coated Stent (DDCS) des Unternehmens Vivo Isar.

„Die Zehn-Jahres-Ergebnisse von Vivo Isar sind ein wichtiger Durchbruch in der DES-Technologie, da sie beweisen, dass synthetische Polymere aus einem DES entfernt werden können, ohne die Wirksamkeit des DES zu beeinträchtigen“, sagt Dr. Adnan Kastrati, Leiter des Herzkatheder-Labors am Deutschen Herzzentrum München. Vor allem die Hochrisikogruppe der Diabetiker, für die Kardiologen wegen der besseren Heilungschancen lange den Bypass vor dem Stent bevorzugten, könnte profitieren. So berichtete die American Heart Association, dass sich bei Diabetikern dank der neuartigen DDCS-Stents die Rate von Herzinfarkten und Tod um rund 30 Prozent senken lasse.

 

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