Wohlan denn, Herz, gesunde!

Wie eine Mini-Herzpumpe made in Germany Leben retten kann.

Prof. Dr. Dr. Med. Andreas Goetzenich, Johnson & Johnson MedTech Heart Recovery
Prof. Dr. Dr. Med. Andreas Goetzenich, Johnson & Johnson MedTech Heart Recovery
Abiomed Beitrag

Herr Professor Goetzenich, womit beschäftigt sich der Bereich Heart Recovery bei Johnson & Johnson MedTech?

Wir wollen, dass Patienten nach einer Herzbehandlung das Krankenhaus mit einem erholten Herzen verlassen können. Früher hieß es, die Funktion des Herzens sei nach einer Schädigung nicht wieder ganz herzustellen. Mittlerweile weiß man jedoch, dass sich das Organ unter bestimmten Bedingungen regenerieren kann. Diese Fähigkeit wollen wir mit der Impella® Herzpumpe unterstützen, die nur kurz im Patienten verbleibt, um keinen zusätzlichen Schaden zu verursachen.
 

Können Sie das Instrument genauer vorstellen?

Die Impella® ist nur wenige Millimeter groß, die kleinste Herzpumpe der Welt. Sie wird meist durch eine Leistenarterie bis in die Aorta eingebracht. Dort kann sie pro Minute vier bis fünf Liter Blut aus dem Herzen in die Hauptschlagader pumpen. 
 

Wann wird die Impella® eingesetzt?

Wenn das Herz den Körper nicht mehr mit Blut versorgen kann. Das kann zum einen ärztlich herbeigeführt sein, etwa wenn der Patient einen Stent eingesetzt bekommt. Dabei wird im verengten Koronargefäß ein kleiner Ballon aufgepumpt, um die Arterie zu erweitern. Währenddessen ist die Herzfunktion unterbrochen und wird von der Impella übernommen. 
 

Was ist die zweite Indikation?

Der kardiogene Schock, beispielsweise infolge eines Herzinfarkts. Neue Daten zeigen, dass die Impella® den Patienten nicht nur stabilisiert, sondern auch dessen Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich erhöht.
 

Können Sie das präzisieren?

Die 2024 veröffentlichte Studie DanGer Shock hat über zehn Jahre hinweg die Effektivität von Impella® bei einem Herzinfarkt mit kardiogenem Schock untersucht – und gezeigt, dass der Einsatz der Herzpumpe die Sterblichkeit nach 180 Tagen um 12,7 Prozent reduziert. Die so genannte Number needed to treat, kurz NNT, liegt bei acht: Statistisch rettet der Einsatz von Impella® bei acht Behandelten ein zusätzliches Leben im Vergleich zur Behandlung ohne die Herzpumpe. Bei den Patienten, die jünger als 77 Jahre sind, beträgt die NNT sogar nur fünf.
 

Welche Konsequenzen haben die Ergebnisse?

Die Impella® wird in den neusten amerikanischen Leitlinien-Empfehlungen gegenüber anderen Unterstützungsverfahren als einziges System als IIa-Empfehlung bei kardiogenem Schock geführt, das bedeutet, sie „sollte in Erwägung gezogen werden“. Damit bewegt sie sich weiter in Richtung Standard of Care, also der Standardtherapie. Schon jetzt profitieren jährlich rund 50.000 Menschen von einem Impella-System.
 

In welche Richtung wollen Sie Impella® weiterentwickeln?

Zum einen arbeiten wir an einer nur noch drei Millimeter großen Version, die sich erst in der Aorta auf sieben Millimeter ausdehnt. Das reduziert das Blutungsrisiko. Die weitere Miniaturisierung eröffnet zudem Einsatzmöglichkeiten in der Kinderheilkunde. Und wir treiben das Projekt „Bridge to Recovery“ voran: Dessen Kern ist eine Impella®, die nicht nur 30 Tage, sondern Monate bis Jahre im Herzen verbleiben darf – damit es alle Zeit hat sich zu erholen.

www.abiomed.de
 

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