Beste Versorgung

Wem die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung nicht ausreichen, der kann für relativ wenig Geld zusätzliche Versicherungen abschließen. Welche derartigen Versicherungen gibt es? Welche sind tatsächlich sinnvoll? Und worauf gilt es bei der Auswahl zu achten?

Illustration: Ivonne Schreiber
Illustration: Ivonne Schreiber
Jörg Klingele Redaktion

Die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung deckt in Deutschland eine sehr große Bandbreite an Leistungen ab. Die Vorgaben des Sozialgesetzbuches setzen dem jedoch gewisse Grenzen. Daher gibt es etliche diagnostische, therapeutische und pflegerische Leistungen, die die Patient:innen aus eigener Tasche bezahlen müssen. Hier setzen freiwillige Zusatzversicherungen an, die die Kosten weiterer Leistungen übernehmen.

Abschließen kann man derartige Zusatzversicherungen entweder direkt beim Anbieter oder aber über die gesetzliche Krankenkasse. Dieser zweite Weg kann für niedrigere Tarife sorgen. Dennoch ist es sehr empfehlenswert, die Zusatzversicherungen, die von der Krankenkasse vermittelt werden, in Hinsicht auf Kosten und Leistungen mit denen anderer Anbieter zu vergleichen.

Die Preise für solche Versicherungen liegen typischerweise zwischen 5 und 20 Euro pro Monat, sind also durchaus erschwinglich. Allerdings sind sie umso höher, je älter die Versicherungsnehmer:innen sind. Für einen 20-jährigen Menschen beispielsweise ist eine Krankenhauszusatzversicherung bereits ab etwa 4 Euro pro Monat zu haben. 50-jährige Versicherungsnehmer:innen dagegen müssen mit mindestens 15 Euro pro Monat rechnen. 

QUAL DER WAHL 
Es gibt in Deutschland über 40 Anbieter von Zusatzversicherungen. Orientierungshilfen bei der Auswahl bieten Tests unter anderem in den Zeitschriften Test, Finanztest und Focus Money – sowie die Bewertungen beispielsweise des Analysehauses Morgen & Morgen. Zusätzlich ist es natürlich nötig, selbst die Geschäftsbedingungen und die Tarifbeschreibungen der Zusatzversicherungen zu studieren. Nur so erhält man ein verlässliches Bild davon, was die einzelnen Versicherungen tatsächlich leisten – und was nicht. Ebenfalls hilfreich sind Portale wie Verivox und Check24, die das Vergleichen der Versicherungen verschiedener Anbieter stark erleichtern. 

WARTEZEITEN
Bei den meisten Zusatzversicherungen ist es nicht möglich, die Leistungen sofort nach dem Abschluss in Anspruch zu nehmen. Üblich ist in der Regel eine Wartezeit von drei Monaten. Bei Leistungen im Bereich Zahnersatz, Entbindungen und Psychotherapie gilt es sogar, acht Monate zu warten. Einige Versicherungen verzichten auf diese Wartezeiten. Hier gilt es, die Angebote zu vergleichen und zu schauen, ob dieser Vorteil es wert ist, einen Tarif mit möglicherweise höheren Beiträgen zu akzeptieren.

AUSLANDSREISEKRANKENVERSICHERUNG 
Am beliebtesten ist die Auslandsreisekrankenversicherung. Und zwar aus gutem Grund: Bei einem Notfall im EU-Ausland (und in einigen anderen Ländern) übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung zwar die Kosten für die Behandlung. Allerdings nur bis zu der Höhe, die auch bei einer Behandlung in Deutschland entstanden wäre. Zudem wird der Rücktransport nach Hause nicht abgedeckt. Besonders wichtig ist eine derartige Zusatzversicherung bei Reisen im Ausland außerhalb der EU, da dort die gesetzliche Krankenversicherung keine der entstehenden Kosten übernimmt.

ZAHNZUSATZVERSICHERUNG
Die am zweithäufigsten abgeschlossene Zusatzversicherung widmet sich den Zähnen. Das ist auch nicht erstaunlich, denn erstens sind Zahnarztbehandlungen unvermeidlich und zweitens übernimmt die Krankenkasse nur einen relativ kleinen Teil der Kosten. Ratsam ist es, eine Zahnzusatzversicherung frühzeitig abzuschließen – solange die Zähne noch in Ordnung sind. Denn in der Regel übernehmen solche Versicherungen nicht die Kosten für bereits laufende oder auch geplante oder angeratene Behandlungen.

KRANKENHAUSZUSATZVERSICHERUNG
Die Krankenhauszusatzversicherung sorgt dafür, dass Kassenpatienten:innen in den Genuss einiger Vorzüge kommen, die sonst Privatpatienten:innen vorbehalten sind – insbesondere die Unterbringung in einem Ein- oder Zweibettzimmer und die Behandlung durch Chefarzt oder eine Chefärztin. Wem es nur um die größere Privatsphäre in einem Einbettzimmer geht, der kann darüber nachdenken, ob er die zusätzlichen Kosten lieber selbst übernimmt, statt eine Versicherung abzuschließen. Mit durchschnittlich 119 Euro pro Tag ist man laut dem Verband der Privaten Krankenversicherung dabei.

KRANKENTAGEGELDVERSICHERUNG

Bei der Krankentagegeldversicherung geht es nicht um medizinische Leistungen, sondern um finanzielle Aspekte. Eine derartige Versicherung überbrückt die Differenz zwischen dem regulären Krankengeld und dem Nettogehalt. Besonders interessant ist dies für Gutverdienende, deren Gehalt die Beitragsbemessungsgrenze (derzeit 5.175 Euro monatlich) überschreitet. Und noch wichtiger ist eine Krankentagegeldversicherung für Freiberufler:innen und Selbständige, die kein Krankengeld erhalten. 

PFLEGEZUSATZVERSICHERUNG

Eine Pflegezusatzversicherung soll im Pflegefall die Lücke schließen zwischen dem, was die gesetzliche Pflegeversicherung abdeckt und dem, was die Pflegeleistungen tatsächlich kosten. Prinzipiell also eine sinnvolle Versicherung. Die Verbraucherzentralen raten allerdings angesichts der stetig steigenden Versicherungsbeiträge dazu, erst einmal abzuklären, ob die Pflegekosten sich nicht mit Hilfe der Rente und des angesparten Vermögens begleichen lassen.
 

WANN SIND ZUSATZVERSICHERUNGEN ÜBERFLÜSSIG?

Nicht für jeden Menschen ist jede Zusatzversicherung tatsächlich sinnvoll. Um herauszufinden, ob man eine bestimmte Zusatzversicherung benötigt, kann man sich folgende Frage stellen: „Wie schwer würde es mich finanziell treffen, wenn ich die Kosten der Behandlung selbst tragen müsste?“ – Wenn diese Kosten so niedrig sind (und so selten auftreten), dass sie sich ohne größere Probleme aus dem Ersparten begleichen lassen, dann ist eine Versicherung unnötig. Ein konkretes Beispiel nennt Barbara Weber, Krankenversicherungsexpertin beim Geldratgeber Finanztip: „Sogenannte ambulante Versicherungen sind [...] nicht sinnvoll”. Derartige Versicherungen bieten Leistungen wie Zuschüsse zu alternativen Heilmethoden, Brillen, Kontaktlinsen, Hörgeräten, Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen. Die Erstattungen seien meist auf einige hundert Euro im Jahr begrenzt. Besser sei es daher, zu einer gesetzlichen Krankenkasse zu wechseln, die solche Zusatzleistungen übernimmt.

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Medizin
Juni 2024
Illustration: Elena Resko
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