Das Carillon Mitral Contour System™

Ein neueres interventionelles Verfahren bei Herzschwäche mit funktioneller Mitralinsuffizienz

PD Dr. med. Peter Nordbeck Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik I, Universitätsklinikum Würzburg
PD Dr. med. Peter Nordbeck Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik I, Universitätsklinikum Würzburg
Cardiac Dimensions Beitrag

Herzschwäche mit funktioneller Mitralklappeninsuffizienz: was bedeutet das eigentlich?
Herzinsuffizienz ist keine eigenständige Erkrankung, sondern beschreibt den Zustand von Patienten, bei denen die Pumpleistung des Herzens nicht für die normalen Belastungen ausreicht. Alltägliche körperliche Belastung führt bereits zu Erschöpfung oder Luftnot, im weiteren Verlauf kann eine deutliche Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit schon im Ruhezustand auftreten.

Eine Mitralklappeninsuffizienz (Undichtigkeit der Mitralklappe) kann dabei ein auslösender oder verstärkender Faktor sein. Funktionell bedeutet das, dass die Klappe selbst intakt ist, aber aufgrund eines vergrößerten Klappenrings nicht mehr richtig schließt. Der Schweregrad einer Mitralklappeninsuffizienz steht oft in engem Zusammenhang mit der Herzinsuffizienz des Patienten.

Kann man Herzschwäche therapieren?
Es ist wichtig, zunächst zugrundeliegende Erkrankungen wie Bluthochdruck zu behandeln, damit die Herzschwäche nicht voranschreitet. Daneben geht es vor allem darum, die Symptome zu verringern und das Herz zu entlasten. Dadurch steigt die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten.

Schema des Eingriffs © Cardiac Dimensions
Carillon-Implantat © Cardiac Dimensions
Carillon-Implantat © Cardiac Dimensions

Das Carillon-System ist ein interventionell eingesetztes Implantat. Wann wird es eingesetzt?
Die Carillon-Therapie kommt zum Einsatz, wenn Patienten trotz optimaler medikamentöser Therapie weiterhin unter Symptomen der Herzinsuffizienz leiden. Die Mitralklappe fungiert wie ein Türrahmen, und die beiden Mitralsegel sind die Flügeltüren. Der Rahmen und die Türen sind eigentlich in Ordnung, aber aufgrund der Erkrankung ist der Rahmen zu groß geworden, sodass die Türen nicht komplett schließen können. Dadurch kann Blut in die falsche Richtung fließen. Das Carillon-Produkt trägt zur Verkleinerung des Türrahmens (sogenannter Anulus oder Ring der Mitralklappe) bei, sodass die Türen wieder dicht schließen können und der ordnungsgemäße Blutfluss wiederhergestellt wird.

Wie genau funktioniert das?
Das System selbst besteht aus einer Spange aus Nitinol (einer Nickel-Titan-Legierung) und Titan, die vom Hals über eine Vene ins Herz eingebracht wird. Genauer wird diese mithilfe einer nicht-operativen Katheter-Technik in den sogenannten Koronarsinus an der Außenseite des Herzens neben der Mitralklappe eingesetzt. Der in der Regel etwa eine Stunde dauernde Eingriff ist darauf ausgelegt, die Mitralklappe zusammenzuziehen, um so die Undichtigkeit der Klappe zu reduzieren und die Funktion des Herzens zu verbessern. Dabei ist anders als bei bisher üblichen Verfahren zur Behandlung der Mitralinsuffizienz keine Vollnarkose notwendig.

Warum ist gerade das Carillon-System vorteilhaft?
Wir entscheiden sehr sorgfältig und unter der Einbeziehung verschiedener Experten, welche Therapie für den einzelnen Patienten am besten ist. Natürlich gibt es auch noch andere Behandlungsmethoden, wie zum Beispiel einen Clip, der direkt in die Herzklappe gesetzt wird. Der große Vorteil der Carillon-Therapie liegt darin, dass die Herzklappe, die ja eigentlich gesund ist, nicht angerührt wird. Vorliegende Studien zum Carillon-System zeigen, dass sich dadurch die linke Hauptkammer des Herzens wieder normalisiert, sodass auch noch Jahre nach dem Eingriff der Therapieerfolg spürbar ist: Den Patienten geht es richtig gut. Ich bin vor allem vom einfachen und sicheren Eingriff begeistert, der übrigens auch Eingang in die kürzlich aktualisierten Richtlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie zur Behandlung der Herzinsuffizienz gefunden hat.

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