Geschäftsreise der Zukunft

Welche Veränderungen prägen die geschäftliche Mobilität? Aktuelle Zahlen und Einschätzungen des Verbands Deutsches Reisemanagement geben interessante Einblicke.
Illustration: Tolga Akdogan
Klaus Lüber Redaktion

Geschäftsreisen sind eine der wichtigsten Säulen der deutschen Wirtschaft. Sie gelten als sensibler Seismograf für die allgemeine ökonomische Stimmungslage. Und trotz aller Thesen zur Zukunft des Reisens, zu digitalen Meeting-Optionen, die in naher Zukunft das persönliche Treffen von Kollegen oder Geschäftspartnern überflüssig machen könnten, erzählen die Zahlen eine andere Geschichte. Laut eines aktuellen Reports des Verbands Deutsches Reisemanagement (VDR) haben sich deutsche Unternehmen und öffentliche Institutionen ihre Geschäftsreisen im Jahr 2018 so viel kosten lassen, wie noch nie. Demnach stiegen die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent und erreichten ein neues Allzeithoch von 53,5 Milliarden Euro. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 189,6 Millionen Geschäftsreisen (+1,1 Prozent) und 12,0 Millionen Geschäftsreisende (+7,0 Prozent).


Doch auch wenn die Digitale Transformation offensichtlich nicht dazu führt, die Zahl der Geschäftsreisen zu reduzieren, hat sie dennoch Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Unternehmer in Zukunft ihre geschäftliche Mobilität gestalten. Auch dazu hat der VDR interessantes Material veröffentlicht und zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML einige spannende Einschätzungen zusammengestellt, in welche Richtung sich geschäftliche Mobilität bis zum im Jahr 2025 entwickeln könnte. Der im letzten Jahr veröffentlichte Report hat die Trendfelder Technologie, neue Reiseoptionen, Mobilitätsprozesse und Anforderungen der Business Traveller in Bezug zueinander gesetzt und kommt zum zentralen Ergebnis: Technologie wird der wichtigste Treiber für Veränderungen im Jahr 2025 sein.

 

Smart Devices als Innovationstreiber

 

Was heißt das im Detail? Schon in naher Zukunft werden Smart Devices eine immer wichtigere Rolle spielen. Sie machen es etwa möglich, dem Geschäftsreisenden Echtzeitinformationen zu seiner Reise zur Verfügung zu stellen. Überhaupt wird das Management von Daten zu einer immer zentraleren Aufgabe für ein innovatives Travel Management. Für die Autoren der Studie werden demnächst eine Vielzahl von Anwendungen als regelrechte Datendrehscheibe fungieren. Ebenso würden sich zunehmend automatisierte Buchungs- und Abrechnungsprozesse etablieren. Auch neue Bezahlmodelle, wie das virtuelle Bezahlen, gewinnen an Bedeutung.


Neben technologischen Entwicklungen treiben auch neue Reiseoptionen und Mobilitätsprozesse den Transformationsprozess voran. Die Experten gehen davon aus, dass individuelle Mobilitätslösungen, Sharing-Angebote und multimodale Geschäftsreiseplanung deutlich wichtiger werden für den  Geschäftsreisenden der Zukunft. Dies auch deshalb, weil davon auszugehen ist, dass sich die Ansprüche der Geschäftsreisenden in puncto Individualität und Flexibilität verändern werden. Travel Manager, so die Prognose, werden mit der Anpassung von Reiserichtlinien und der Aufnahme entsprechender Angebote in ihr Reiseprogramm reagieren müssen.


Was konkrete Mobilitätsoptionen für Geschäftsreisende angeht, lohnt sich ein Blick auf die Entwicklung im Bereich E-Mobilität. Um der bislang schleppenden Nachfrage nach Elektroautos zu begegnen, hat das Bundesfinanzministerium eine milliardenschwere Förderung für Dienstwagen auf den Weg gebracht. Kern der Neuregelung, die für Elektro- und Hybridfahrzeuge gilt, die vom 1. Januar 2019 bis zum 31. Dezember 2021 angeschafft oder geleast werden, ist ein Steuervorteil bei der privaten Nutzung. Für diesen Fall gilt nicht mehr der bisherige Betrag von einem Prozent des Listenpreises, sondern nur noch der halbierte Satz von 0,5 Prozent. Nach Berechnungen des Portals Industrie Anzeiger schneidet damit im direkten Vergleich ein Tesla S mit 443 Euro sogar besser ab als ein Audi A6, ein elektrisch angetriebener Golf (179 Euro) besser als ein klassischer Golf (195 Euro).

 

Riesiges Potenzial für Mobilitätswende

 

In den Fuhrparks der Republik, so argumentieren Experten schon seit Jahren, liege ein riesiges Potenzial, der so dringend notwendigen Mobilitätswende die notwendige Dynamik zu verleihen. Auch deshalb, weil der Markt für Dienstwagen sich wie eine Art Durchlauferhitzer auch auf die PKW-Flotte des ganzen Landes auswirkt. Dazu die SPD-Politikerin Christine Lambrecht, die vor ihrer aktuellen Position als Bundesjustizministerin im Bundesfinanzministerium für Steuerfragen zuständig war, gegenüber dem Deutschlandfunk: „Dienstfahrzeuge werden in der Regel nicht sehr lange gefahren, sondern oftmals nach einem Jahr nicht mehr. Dann wird ein neues Fahrzeug angeschafft, und anschließend steht dieses Fahrzeug dem Gebrauchtwagenmarkt zur Verfügung. Das heißt, es wird dann auch noch für andere Kunden interessant, weil sich der Preis als Gebrauchtwagen reduziert, auf so ein Fahrzeug umzusteigen.“


Ohnehin steht der Aufbau eines elektrischen Fuhrparks inzwischen ganz oben auf der Prioritätenliste vieler Unternehmen. Im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht des Automobil-Zulieferers Schaeffler heißt es, man verfolge eine „Mobilitätsstrategie für einen ökologischen Fuhrpark mit dem Ziel, die CO2-Emissionen aus der Reisetätigkeit ihrer Mitarbeiter weiter zu senken.“ Eine interne Dienstwagenrichtlinie definiert Sonderkonditionen für die Nutzung von Hybrid- und Elektrofahrzeugen. In Amerika und China fahren Mitarbeiter des Unternehmens inzwischen mit elektrifizierten Dienstwagen. Zudem wird weltweit die Ladeinfrastruktur an den Standorten ausgebaut, Ende 2017 war dies weltweit bereits an 19 realisiert, zwölf davon in Deutschland. Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 an allen deutschen Schaeffler-Standorten Ladeoptionen für E-Fahrzeuge zu installieren.


Bleibt die oft beschriebene Herausforderung, eine gut funktionierende Ladeinfrastruktur aufzubauen. Denn Mobilität mit E-Fahrzeugen ist natürlich nur dann praktikabel, wenn genügend Optionen bereitstehen, sie bei Bedarf mit Strom zu versorgen. Eine Lösung könnte der Aufbau eines Netzes aus Schnellladestationen sein. An den technischen Voraussetzungen wird bereits gearbeitet, die ersten Prototypen stimmen hoffnungsvoll. In Rahmen eines Forschungsprojekts von BMW, Porsche, Siemens, Allego und Phoenix Contact konnte ein Porsche unter drei Minuten den Strom für die nächsten 100 Kilometer laden. Allerdings wurden die Kabel so stark beansprucht, dass sie mit einem integrierten Wasserschlauch gekühlt werden mussten.

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