Virtueller Applaus, 360-Grad-Führungskräftetrainings und hybride Messen: Die Event-Branche befindet sich im Umbruch. Der Trend zur Digitalisierung wurde durch Corona deutlich beschleunigt. Laut Meeting- und Eventbarometer rechnen Veranstalter für 2023 mit 121 Prozent mehr virtuellen und 130 Prozent mehr hybriden Veranstaltungen als im Jahr vor Beginn der Pandemie. Trotzdem gewinnen Live-Veranstaltungen wieder an Bedeutung. „Gerade angesichts der hohen Intensität digitaler Tools wird der Bedarf der Menschen an persönlicher Begegnung an ‚echten‘ Orten weiter steigen“, sagt Matthias Schulze, Geschäftsführer des German Convention Bureau im XING Events Trendreport 2022. Zukünftig müssen Events jedoch noch authentischer und emotionaler sein, um zu überzeugen. Gerade bei Online-Events sollten Veranstalter sich deutlich mehr Gedanken machen, wie sie die Teilnehmenden in den Bann ziehen. Diese sind sonst schnell mit einem Klick auf einer anderen, viel spannenderen Webseite.
Der Einsatz von Virtual Reality könnte bei der Authentizität helfen. Daniel Moj ist Geschäftsführer von Neyroo, einem Start-up für real-digitale Live-Kommunikation. Er sieht die Zukunft in multihybriden Events: Reale Veranstaltungen kombiniert mit Online-Angeboten in einer eigenen virtuellen Unternehmenswelt – dem Corporate Metaverse. „Wir haben Kunden, die regelmäßig Recruiting Events in ihrem Corporate Metaverse veranstalten. In einem virtuellen Raum können sich Interessenten treffen, austauschen und via Chat, Video-Call und anderen interaktiven Werkzeugen mit Recruitern in Kontakt kommen“, erzählt Moj. Online-Konferenzen mit Kaffeepause in der virtuellen Lobby, digitale Showrooms oder interaktive Weiterbildungen – die Möglichkeiten sind schon jetzt vielfältig. Die Erlebnisse sind zumeist 2D, 360-Grad oder VR-Welten, die dreidimensional wirken, Bewegung im Raum zulassen oder suggerieren und Interaktion zwischen den Nutzenden ermöglichen. Der Zugang erfolgt meistens über den Webbrowser. Zunehmend gewinnen aber auch andere Lösungen, wie VR-Brillen, Akzeptanz. So kann ein digitales Event zum Beispiel in einem Konferenzraum, einer Messehalle oder auch am Meer stattfinden. Je realer der virtuelle Ort gestaltet ist, desto interessanter wird er für die Besucherinnen und Besucher.
Technisch gesehen gibt es noch einiges zu tun, um im Corporate Metaverse ein barrierefreies Nutzererleben zu ermöglichen. Zudem stehen viele Unternehmen dieser Idee noch zögerlich gegenüber. Laut der Metaverse-Studie der Eventagentur VOK DAMS vom Juli 2022 ist die Idee einer virtuellen Unternehmenswelt für viele nicht ausreichend verständlich und das Potenzial schwer zu bemessen. Trotzdem sehen 83 Prozent der von ihnen befragten Unternehmen großes Potenzial für Events im Metaverse. 40,4 Prozent würden gerne Sales- und PR-Veranstaltungen im Metaverse durchführen, 27 Prozent würden es für Business-Konferenzen nutzen, 13,5 Prozent für kollaboratives Arbeiten.
SECHS EVENTTRENDS DER ZUKUNFT
1. LIVE-EVENTS GEWINNEN
wieder an Bedeutung: Begegnungen und Erlebnisse können digital nicht vollständig ersetzt werden.
2. MULTIHYBRIDE VERANSTALTUNGEN:
Vor-Ort-Veranstaltungen werden durch Online-Angebote wie Livestreams, Video-Calls oder Chats in einer virtuellen Unternehmenswelt ergänzt.
3. MEHR AUTHENTIZITÄT:
Event-Besuchende wollen keinen trockenen Produktpräsentationen mehr folgen, sondern sich von emotionalen Geschichten begeistern lassen.
4. COMMUNIT-MANAGEMENT:
Die Logistik des einzelnen Events tritt in den Hintergrund, wichtiger wird die Kommunikation mit der Community das ganze Jahr über.
5. EVENT-LOCATIONS:
Um nachhaltig bestehen zu können, müssen sich Locations stärker auf bestimmte Themen und Zielgruppen spezialisieren und hybride Events ermöglichen, indem sie etwa Livestreaming anbieten.
6. NACHHALTIGKEIT:
61 Prozent der Anbieter nehmen eine hohe oder steigende Nachfrage für nachhaltige Events bei ihren Kunden wahr. Für 79 Prozent von ihnen spielt die nachhaltige Planung von Veranstaltungen eine zunehmend wichtige Rolle.