Agiles Arbeiten? Ja, aber gesundheitsgerecht!

Neue Formen der Zusammenarbeit bieten große Chancen. Die gesetzliche Unfallversicherung VBG unterstützt Unternehmen dabei, bei ihrer Einführung und Gestaltung die Belegschaft mit ins Boot zu holen.

Mit der VBG-Roadmap zum agilen Arbeiten bietet die VBG Unternehmen ein Online-Angebot zur gesundheitsgerechten Gestaltung neuer Arbeitsformen.
Mit der VBG-Roadmap zum agilen Arbeiten bietet die VBG Unternehmen ein Online-Angebot zur gesundheitsgerechten Gestaltung neuer Arbeitsformen.
VBG Beitrag

Passiert ein Unfall bei der Arbeit, sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland über die Berufsgenossenschaften versichert. Die gesetzliche Unfallversicherung VBG ist mit mit über 1,5 Millionen Mitgliedsunternehmen aus 100 Branchen eine der größten Berufsgenossenschaften in Deutschland. Die VBG springt aber nicht erst ein, wenn es zu einem Unfall gekommen ist. Sie unterstützt Unternehmen auch in der Präventionsarbeit – damit Angestellte möglichst gesund ihrer Arbeit nachkommen können.

Das bedeutet, dass sich die VBG auch mit einem großen Paradigma unserer Zeit auseinandersetzt: dem immer schnelleren Wandel der Arbeitswelt. Globalisierung und Digitalisierung machen sie komplexer und schnelllebiger. Die Pandemie hat den Trend zu dezentralen, hybriden, vom Homeoffice geprägten Formen der Arbeit beschleunigt. Vorgesetzte müssen auf Distanz führen, die Debatte um erweiterte Erreichbarkeit wird seit Jahren geführt. Und unter dem Stichwort „agiles Arbeiten“ setzen sich in immer mehr Unternehmen Prozesse durch, die stark auf die Eigenorganisation von Teams setzen.

Diese neuen Formen der Arbeit bieten viele Chancen – mehr Flexibilität etwa, mehr Eigenverantwor-tung oder, wie es auch heißt, „Empowerment“ der Mitarbeitenden. Doch diese Veränderungsprozesse bergen auch Risiken. Vielleicht gelingt es nicht jeder oder jedem, allzu selbständig oder selbstorganisiert zu arbeiten. Das kann zu Frustration bis hin zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Und so, wie sich die VBG als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung bereits seit langem etwa um die gesundheitliche Prävention bei der zunehmenden Mechanisierung der Produktion oder der Einführung von Bildschirmarbeit kümmert, bietet sie auch heute Unternehmen Unterstützung bei der Einführung neuer Arbeitsformen.

Ein Beispiel für diese Präventionsarbeit ist das Projekt zum agilen Arbeiten. Als Ergebnis des 2,5-jährigen Projekts, das in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz und der GITTA mbh durchgeführt wurde, wurde im August 2022 die VBG-Roadmap „Gesund agil arbeiten“ veröffentlicht (siehe Link am Ende des Artikels). Dr. Monika Keller hat das Projekt geleitet. Sie sagt: „Agiles Arbeiten bietet Chancen und Risiken für die Gesund-heit von Beschäftigten. Je nachdem, wie agiles Arbeiten in einem Betrieb gestaltet wird, kann es positive oder negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten haben.“

Doch was bedeutet agil arbeiten eigentlich? Wie sehen die Chancen, wie sehen die gesundheitlichen Risi-ken aus? Etwa so: Ein Kernmerkmal beim agilen Arbeiten sind Meeting-Routinen, wie das Daily Meeting im agilen Team. Alle Teammitglieder berichten kurz, woran sie gerade arbeiten, was sie geschafft haben und wo sie vielleicht Unterstützung benötigen. „Das ist die Chance: sie bekommen dadurch Feedback für ihre Arbeit sowie (bei Bedarf) Unterstützung von ihren Kollegen“, sagt Keller. Das Risiko dabei: „Manche Kollegen erleben die Meetings womöglich als Kontrolle bzw. Rapport und fühlen sich unter Druck gesetzt.“

Eine Lösung für dieses Problem ist, agiles Arbeiten den Angestellten nicht einfach überzustülpen, sondern in enger Abstimmung mit ihnen einzuführen. Das bedeutet, alle mit ins Boot zu nehmen – etwa in Workshops, in denen die Prinzipien und Methoden agilen Arbeitens zunächst erklärt, Bedürfnisse und auch Befürchtungen abgefragt und mögliche Umsetzungen diskutiert werden. Am Ende kann dann vielleicht die Erkenntnis stehen, dass die neue Form der Arbeit nicht für alle Abteilungen eines Unternehmens geeignet ist, oder dass es besser ist, nur einzelne Methoden agilen Arbeitens umzusetzen.

Zur Veranschaulichung gesunder agiler Arbeit im Unternehmen benutzt Keller das Bild eines Baumes. „Agile Arbeit selbst ist ein dynamischer und lebendiger Wachstumsprozess, der einen klaren Zweck (Purpose) und eine achtsame Begleitung durch die Organisation braucht.“ Klare agile Rollen und die konsequente Umsetzung agiler Praktiken lassen den Agil-Prozess gesund wachsen und Früchte tragen. Grundlegende Voraussetzung ist das agile Mindset. Es umfasst Werte, wie Offenheit und Mut, ein von Vertrauen geprägtes Menschenbild und Prinzipien wie „inspect und adapt“, was nichts anderes bedeutet als: Etwas ausprobieren, die Ergebnisse analysieren und wenn nötig das Vorgehen anpassen. Das agile Mindset gibt als dichtes Wurzelwerk Stabilität, Kraft und fördert Prozesse der Selbstorganisation.

Wissen zum Thema und praktische Anleitung zur Umsetzung – das bietet die VBG-Roadmap. Monika Keller und ihre Kolleginnen und Kollegen stellen mit ihr ein praxis-erprobtes Konzept zur gesundheitsgerechten Einführung und Weiterentwicklung agiler Arbeitsformen vor. Es umfasst ein Paket von Angeboten für Unternehmen, die unterschiedlich viel Erfahrung mit agilem Arbeiten haben und vor unterschiedlichen Fragestellungen und Herausforderungen stehen – etwa: „Wie können wir agile Arbeitsformen in unserem Betrieb oder Team gesundheitsgerecht einführen?“ oder „Wie gesund ist unser agiles Arbeiten? Und wie können wir es im Team verbessern?“ Ein Kernstück des Online-Angebotes ist der Modulnavigator. Mit seiner Hilfe können Unternehmen ihren Stand oder ihren Bedarf am agilen Arbeiten ermitteln und werden zu abgestimmten Inhalten geleitet – bis hin zu detaillierten Ablaufplänen für Workshops. Mit ihnen können sie selbstständig und praxisnah agiles Arbeiten im Betrieb einführen oder weiterentwickeln. Ergänzt wird das Angebot durch Hintergrund-informationen und Videos, in denen Unternehmensvertreterinnen und -vertreter ihre Erfahrungen mit der Einführung und Gestaltung von agilem Arbeiten vorstellen.

MITDENKEN 4.0
In Kooperation mit führenden Partnern der Sozialpolitik, BDA, ver.di, AGV Banken, AGV Versicherungen, hat die VBG die Initiative „Mitdenken 4.0 – neue Präventionsansätze für Arbeitsprozesse in der Büro- und Wissensarbeit“ ins Leben gerufen. Gemeinsames Ziel ist es, auf Basis aktueller Forschungsergebnisse Handlungshilfen für die betriebliche Praxis bereitzustellen.

Mehr Infos: www.mitdenken4null.de


www.vbg-agiles-arbeiten.de
 

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