Fossil ja, aber noch lange kein Dinosaurier

Warum Erdgas und Pipelines auch unter dem „Green Deal“ eine Zukunft haben.
STEFFEN HARTMANN, Communications Specialist, Nord Stream 2 AG
STEFFEN HARTMANN, Communications Specialist, Nord Stream 2 AG
Nord Stream 2 AG Beitrag

Deutschland und Europa streben das Ziel der Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2050 an, bis 2030 sollen es bereits 55% Einsparung gegenüber 1990 sein. Für die Umstellung unseres Energiesystems – von Strom, über Wärmeerzeugung bis Verkehr und Industrie – bleibt also nicht mehr viel Zeit. Auf dem Weg werden konventionelle Kraftwerke außer Betrieb gesetzt, zusätzlich zum deutschen Ausstieg aus der Kern-energie ist das Ende der Kohleverstromung beschlossen. Um dieser Vision einer emissionsfreien Zukunft näher zu kommen, ohne dabei Industrie und Verbraucher wirtschaftlich zu schädigen, braucht es einen sicheren, zukunftsfähigen Energieträger, und einen Grundstoff für die nächste Energie-Revolution: Wasserstoff.

 

Erdgas ist seit langem ein Grundpfeiler der Energieversorgung. Die Hälfte der Haushalte in Deutschland heizen mit Gas, es deckt 30 Prozent des Endenergiebedarfs der Industrie, Gaskraftwerke liefern verlässlich Strom und gleichen die Schwankungen der erneuerbaren Stromer-zeugung aus. Und das Po-tenzial des emissionsärmsten fossilen Brennstoffs ist bei weitem noch nicht ausereizt. Die Verstromung der von Nord Stream 2 transportierten Jahresmengen (55 Mrd. m3 Erdgas) kann die Hälfte der EU Stromerzeugung aus Kohle ersetzen und damit in der EU 160 Millionen Tonnen CO2 einsparen, so viel wie die gesamten Emissionen des deutschen Verkehrssektors von jährlich 163 Mio. Tonnen CO2. Auch im Wärmesektor und in der Industrie lässt sich kurzfristig noch auf Jahre mit Erdgas der CO2-Ausstoß verringern.

 

Wo heute Erdgas direkt als Brennstoff eingesetzt wird, wird das Molekül morgen als Grundstoff für die Herstellung von großen Mengen Wasserstoff gebraucht. Denn für den Schritt auf 55 Prozent Einsparung, erst recht auf einen nahezu emissionsfreien Energieverbrauch, ist H2 das A und O. Bisher deckt erneuerbarer Strom nur rund 10 Prozent des Endenergieverbrauchs, Strom insgesamt nur 20 Prozent. Der Rest sind vor allem Treibstoffe für den Verkehr, sowie nicht erneuerbare Energie für Haushalte und Industrie. Die deutsche Nationale Wasserstoffstrategie zum Beispiel sieht vor, dass 5 Gigawatt Elektrolysekapazitäten bis 2030 geschaffen werden. Die damit entstehenden 15 Terawattstunden (TWh) an Wasserstoff aus erneuerbarem Strom können einen inländischen Bedarf an Wasserstoff in 2030 von geschätzten 110 TWh jedoch lange noch nicht decken. Diese Mengen aus der Elektrolyse von zusätzlichem Wind- und Solarstrom in großem Umfang für die Elektrolyse einzusetzen, solange der Stromsektor nicht dekarbonisiert ist, macht wenig Sinn. Nur mit Erdgas, und dem daraus gewinnbaren „blauen“ Wasserstoff, wird die Dekarbonisierung im geforderten Zeitrahmen klappen. Auch wenn CO2-freier blauer Wasserstoff verbraucht wird, bleiben doch die Anlieferung von Erdgas zur Umwandlung und die dahinterstehende Infrastruktur auf viele Jahrzehnte notwendig.

 

Pipelines wie Nord Stream 2 sind effiziente Energietransport-Routen, gebaut mit dem Ziel, die Versorgung in Europa sicherer und nachhaltiger zu gestalten. Sie sind Teil einer europäischen Antwort auf die Frage nach verlässlicher Energie. Wo heute noch Erdgas direkt an den Endverbraucher fließt, wird morgen schon das Erdgas in Wasserstoff mit effektiver Kohlenstoff-Abscheidung umgewandelt.

 

Daher sind Investitionen in das Gastransportsystem in Europa zukunftsfest – das gilt insbesondere für die modernste Pipeline, die Nord Stream 2.

 

Der Energieträger mag fossil sein, das macht die Pipeline aber noch lange nicht zum Dinosaurier.

 

www.nord-stream2.com

Nächster Artikel
Wirtschaft
Juli 2023
Dr. Karl-Thomas Neumann, Automobilexperte und Investor
Beitrag

Die Zukunft heißt Open Source

Am 18. und 19. Oktober veranstaltet der VDI in Bonn den Kongress ELIV (Electronics In Vehicles), die weltweit größte Veranstaltung  für Automobil-Elektronik, Software und Anwendungen.

Wirtschaft
Dezember 2023
Illustration: Malcom Fisher
Redaktion

Arbeiten in der Smart Factory

Die Arbeit in den Fabriken wird nicht weniger, aber sie verändert sich. Zunehmende Digitalisierung, Automatisierung und Flexibilität stellen ganz neue Anforderungen an die Belegschaften.