Energiewende ist eine globale Aufgabe

Besonders Kommunen zeigen ihr Potenzial für eine nachhaltige Zukunft – lokal vor Ort sowie in Partnerschaften mit Kommunen aus dem Globalen Süden
Das Health Centre Nagaga im Masasi Distrikt wurde im Rahmen der Klimapartnerschaft mit dem Enzkreis mit einer 17 kWp PV-Anlage ausgestattet und kann somit unabhängig von der öffentlichen Stromversorgung betrieben werden.
Das Health Centre Nagaga im Masasi Distrikt wurde im Rahmen der Klimapartnerschaft mit dem Enzkreis mit einer 17 kWp PV-Anlage ausgestattet und kann somit unabhängig von der öffentlichen Stromversorgung betrieben werden.
Engagement Global Beitrag

 

Eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung – das sind die Ziele, der Energiewende, der sich Deutschland verschrieben hat. Zentral dafür ist die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien in den Sektoren Stromerzeugung, Verkehr, Gebäude und Industrie. Auch ein nachhaltiger Energieverbrauch muss bei der Energiewende mitgedacht werden. Vor über zwei Jahrzenten wurde in Deutschland mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz die Förderung von alternativen und nachwachsenden Energiequellen wie zum Beispiel Wind- oder Sonnenenergie, Energie aus Wasserkraft oder aus Biomasse beschlossen. Seitdem ist der Anteil der erneuerbaren Energien im deutschen Energiemix stetig gewachsen. Aktuell stammt ungefähr die Hälfte des deutschen Stroms aus Wind, Sonne oder Biomasse. 1  Allerdings wird ein großer Teil des Stroms immer noch aus fossilen Energieträgern gewonnen. Mit dem geplanten Ausstieg aus der Kohleverstromung erfolgt ein weiterer Schritt in Richtung saubere Energieerzeugung.

 

Kommunen als Vorreiterinnen für die Energiewende

 

Viele konkrete Maßnahmen zur Umstellung auf erneuerbare Energien sind dezentral organisiert wodurch Städten, Gemeinden und Landkreisen eine große Bedeutung zufällt. In ihren Aufgabenbereich fallen nicht nur die Bereitstellung von Flächen für Solar- oder Windkraftanlagen, die energetische Sanierung von öffentlichen Gebäuden oder die Einführung energieeffizienter Mobilitätskonzepte. Als bürgernächste Instanz müssen Kommunen ihre Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg zur Energiewende mitnehmen und durch Aufklärungsarbeit eventuelle Sorgen ausräumen.


Viele Kommunen in Deutschland nehmen bereits eine Vorreiterrolle ein und leisten mit lokalen Strategien wichtige Beiträge zur Energiewende. Im sächsischen Delitzsch hat sich Oberbürgermeister Dr. Manfred Wilde auf die Fahne geschrieben, seine Stadt energie-effizient zu machen und setzt auf die Erzeugung von elektrischem Strom aus Photovoltaik, Windkraft und Biomasse und auf Wärme aus Geo- und Solarthermie. Die Stadt ist mittlerweile rechnerisch strom-energieautark. Darüber hinaus wurde eine Bürgerenergiegenossenschaft gegründet. Deren Ziel ist es, auf kommunalen Dächern Photovoltaikanlagen zu installieren und den erzeugten Strom gleich vor Ort in den Schulen und Kindertagesstätten zu verbrauchen. Der überschüssige Strom wird in das Netz der Stadtwerke eingespeist, so dass auch Bürgerinnen und Bürger davon profitieren.

 

Energiewende hat auch eine globale Dimension

 


Die Umstellung auf nachhaltige Energie ist keine nationale Aufgabe, sondern eine globale Herausforderung. Die Vereinten Nationen haben 2015 die Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen verabschiedet, in der sich auch die Themen der Energiewende wiederfinden. Das Ziel 7 – saubere und bezahlbare Energie – zielt darauf ab, dass alle Menschen Zugang zu sauberem und nachhaltigem Strom erhalten und nicht auf ineffiziente und umweltschädliche Brennstoffe angewiesen sind. Ziel 11 – nachhaltige Städte und Gemeinden – erkennt das große Potenzial von Siedlungsräumen für eine nachhaltige Entwicklung an. Hier werden 75 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen produziert, was viel Raum für Einsparungen bedeutet. Außerdem bietet die höhere Bevölkerungsdichte in den Städten gute Voraussetzungen für einen umfassenden Einsatz energieeffizienter Wohn- und Mobilitätskonzepte.

 

Wissensaustausch durch internationale Partnerschaftsprojekte

 

Viele deutsche Kommunen haben die Bedeutung einer globalen Energiewende erkannt und setzen sich für den grenzübergreifenden Ausbau nachhaltiger Energien und Infrastrukturen ein, zum Beispiel im Rahmen von kommunalen Partnerschaften. Auch Delitzsch pflegt seit 2013 eine Partnerschaft mit der ukrainischen Kommune Schowkwa, die von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global unterstützt wird. „Schowkwa und Delitzsch haben aus der Historie heraus ähnliche Herausforderungen zu tragen“, erklärt Alexander Lorenz, Leiter des Referats für Wirtschaftsförderung und Tourismus in Delitzsch. In beiden Städten gebe es vor allem sanierungsbedürftige Gebäude und Infrastruktur. „Es hat Sinn gemacht, sich dazu auszutauschen. Daraus ist dann eine Know-how-Partnerschaft entstanden“, so Lorenz. Gemeinsam arbeite man vor allem an Energieeffizienz-Themen. Nachdem in Delitzsch eine Reihe kommunaler Gebäude modernisiert wurden, unterstützt die Stadt nun ihre Partnerkommune bei dem Vorhaben.


Dass die Zusammenarbeit auch über Kontinente hinweg funktioniert, zeigt der Enzkreis mit seiner Partnerkommune Masasi in Tansania. Im Rahmen einer SKEW-Klimapartnerschaft setzen die beiden Kommunen seit 2011 Maßnahmen um, die den Einsatz von regenerativen Energien fördern und für eine stabile und saubere Stromversorgung der Bevölkerung vor Ort sorgen. Dazu wurden in Masasi öffentliche Biogasanlagen errichtet, die regelmäßig mit Kuhdung befüllt werden und den Bewohnerinnen und Bewohnern Biogas zum Kochen liefern. Darüber hinaus wurde Solartechnik an ausgewählten Gesundheitszentren installiert, die die bis dato nicht angebundenen Gebäude mit Strom versorgen, beziehungsweise Stromausfälle überbrücken. Zum Projekt gehören außerdem Schulungen von Personal, Technikerinnen und Technikern sowie Informationsveranstaltungen für die umliegende Bevölkerung zu Klimaschutz und sauberer Energie.

 

SKEW

 

Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global ist das Kompetenzzentrum für kommunale Entwicklungspolitik in Deutschland. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) steht sie Kommunen seit 2001 mit Beratung und Förderung zur Verfügung. Mehr Informationen zur SKEW unter:

 

https://skew.engagement-global.de

 

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/06/PD21_275_43...

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