Bahnbrechende Erfolge

Innovationen sind gefragt, um Lösungen für wesentliche Herausforderungen der Menschheit zu entwickeln. Die Hoffnung liegt auf Forschungsclustern.

Illustrationen: Anna Zaretskaya
Illustrationen: Anna Zaretskaya
Mirko Heinemann Redaktion

Bislang unheilbare Krankheiten könnten geheilt werden. Darauf hoffen Wissenschaftler:innen des Münchner Forschungsclusters C-NATM. Mit der Corona-Pandemie und dem Unternehmen BioNtech wurde die neue Wirkstoffklasse der RNA-basierten Impfstoffe bekannt. C-NATM widmet sich hingegen den Nukleinsäuren, um auf deren Basis die Medikamente und Vakzine der nächsten Generation zu entwickelnt. Diese neue Substanzklasse soll bahnbrechende Behandlungserfolge bei bisher unbehandelbaren Krankheiten ermöglichen.

C-NATM ist einer der Finalisten im Wettbewerb um die Zukunft Deutschlands, der sich im Schatten der großen Öffentlichkeit abspielt. Unter dem Titel Clusters4Future werden Forschungsverbünde ausgemacht, die das Zeug haben, Lösungen für wesentliche Herausforderungen der Menschheit zu entwickeln. Der Wettbewerb wird vom Bundesforschungsministerium ausgerichtet und läuft bereits seit zwei Jahren. Jetzt im Sommer wurden die sieben finalen Zukunftscluster ausgewählt. Sie werden mit insgesamt bis zu 45 Millionen Euro gefördert.

Unter den Finalisten finden sich fünf westdeutsche und zwei ostdeutsche Cluster. Das zeigt, dass die ostdeutschen Standorte aufholen, vor allem in Sachen Zukunftstechnologien. Unterstützt werden sie durch immer mehr interessante Industrieansiedlungen wie der Batterieproduktion in Thüringen, Chipproduktion in Sachsen-Anhalt, E-Fahrzeugproduktion in Brandenburg. Aber auch die traditionellen Standorte in Westdeutschland fallen keineswegs zurück, sondern behaupten sich mit ungetrübter Innovationsfreude im internationalen Wettbewerb der Ideen.

Gleich mehrere Cluster entwickeln Innovationen im medizinischen Bereich. So widmet sich Nanodiag BW in Baden Württemberg der sogenannten Nanoporentechnologie. Nanoporen sind natürliche Kanäle im molekularen Maßstab, die etwa durch Zellwände hindurchführen. In Biosensoren eingesetzt, können mit ihrer Hilfe einzelne Moleküle elektrisch erfasst und unterschieden werden. Damit hoffen die Wissenschaftler:innen epigenetisch geprägte Erkrankungen wie Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-, psychische, neurodegenerative und Infektionserkrankungen früher zu erkennen und gezielter behandeln zu können.

Das Mainzer Cluster curAtime kombiniert Biomarkerforschung auf Basis von künstlicher Intelligenz (KI) mit immunologischen Lösungsansätzen. Man will besser verstehen, wie atherothrombotische Erkrankungen entstehen, in denen entzündliche Prozesse und das Immunsystem der Betroffenen eine entscheidende Rolle spielen. Künftig könnten individuell ausgerichtete Behandlungs- und Präventionskonzepte für Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickelt werden.

Ebenfalls in Mainz forscht man unter dem Namen ETOS an der sogenannten elektroorganischen Synthese mit dem Ziel, die Nachhaltigkeit in der chemischen Industrie zu verbessern. Das interdisziplinäre Innovationsnetzwerk zwischen Forschung und Industrie will die Elektrifizierung technisch relevanter Synthesen zur Herstellung von Grund- und Feinchemikalien etablieren. Ziel: Prozesse, für die bisher fossile Brennstoffe eingesetzt wurden, sollen künftig mit eneuerbarem Strom betrieben werden können. Dieser Prozess, auch als „Power-to-Chemicals“ bezeichnet, kann überschüssige Strommengen auffangen und somit im Rahmen der Energiewende zur Sektorkopplung eingesetzt werden.

In der Grundlagenforschung ist das Cluster QVLS-iLabs rund um Hannover-Braunschweig tätig. Es widmet  sich den Quantentechnologien, in denen die Forscher:innen ein enormes Disruptionspotenzial mit tiefgreifenden Auswirkungen auf Industrie und Gesellschaft verorten. Ziel von QVLS-iLabs ist der Aufbau eines offenen Innovationsnetzwerks zu Quantentechnologien. Die Forscher:innen setzen darauf, dass Niedersachsen eine Vorreiterposition einnehmen wird, indem bereits vorhandene Kooperationen genutzt werden.

Schließlich die beiden ostdeutschen Cluster: SEMECO in Sachsen möchte Zulassungsprozesse und damit die Innovationszyklen in der Medizintechnik mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz beschleunigen. Medizinische Instrumente und Implantate sollen schneller entwickelt und zugelassen werden. Bei ThWIC in Thüringen wiederum geht es um die nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen, intelligente Wasserver- und -entsorgung sowie die dauerhafte und ausreichende Verfügbarkeit sauberen, bezahlbaren Wassers, um die Wettbewerbsfähigkeit des Innovationsstandorts Deutschland im Schlüsselbereich Green- und BlueTech zu sichern.

 

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