Noch ist es eine Minderheit, die KI in ihren kleinen und mittleren Betrieben (KMU) einsetzt. Input Consulting, eine gemeinnützige Gesellschaft für Innovationstransfer in Stuttgart, hat ermittelt, dass nur 16 Prozent der 3,5 Millionen KMU und Handwerksbetriebe in Deutschland KI aktuell nutzen. Immerhin planen weitere 15 Prozent den Einsatz. Aber die Betriebe müssen aufpassen, dass die Mitarbeiter sie nicht einfach überrennen. Denn: Wenn das Unternehmen keine KI verwendet, bringen die Beschäftigten sie einfach mit. Ist also die KI heute schon der heimliche Kollege?
„Es gibt ein großes und steigendes Interesse der Menschen an Künstlicher Intelligenz. Wer mit KI im Privaten positive Erfahrungen macht, will die Technologie auch im Beruf einsetzen“, sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. „Unternehmen müssen darauf reagieren – und zugleich darauf achten, dass sich keine Schatten-KI verbreitet, mit entsprechenden Risiken für Datensicherheit und Datenschutz.“
DIE QUALITÄT DER DATEN MUSS STIMMEN
Die Gründe für die Zurückhaltung der KMU haben einen realen Hintergrund, und zwar die oftmals unzureichende Datengrundlage. Die KI braucht Daten, um zu lernen, zu steuern, um Prozesse und Produkte zu optimieren. Laura Bies, KI-Trainerin im Mittelstand-Digital Zentrum in Saarbrücken, bestätigt das: „Die Qualität der Daten ist der entscheidende Schlüssel zur Entfaltung des vollen Potenzials von Künstlicher Intelligenz.“ Der Einsatz von KI hat drei technische Voraussetzungen: eine digitale Umgebung, einen ausreichend großen, qualitativ hochwertigen und strukturierten Datenpool und eine leistungsstarke digitale Infrastruktur.
Hemmnisse für den KI-Einsatz gibt es nicht nur bei der fehlenden Datenbasis, sondern ebenso beim fehlenden Know-how und bei den Fachkräften. Datenbasierte Systeme, um die es beim KMU-Einsatz zentral geht, haben zwar die Fähigkeit, auf der Grundlage von Daten selbstständig zu lernen, aber ohne personelle Unterstützung geht es dann doch nicht. Dabei ist KI keineswegs nur etwas für Computer-Freaks in der Firma, sondern auf die Lösung konkreter Probleme ausgerichtet und unterstützt die Chefs und Mitarbeitenden bei Arbeitsund Entscheidungsprozessen.
LERNEN VON KI-ANWENDERN
Wie bringt man die KI in KMU? KMU können vor allem von anderen Betrieben lernen, die als Pioniere schon erfolgreich dabei sind. So beispielsweise von der Firma Helmut Meeth, die mit ihren 150 Beschäftigten im Rheinland-Pfälzischen Wittlich auf den Einbau von Fenstern spezialisiert ist. Ihre Fenster und Türen erhalten direkt bei der Herstellung einen NFC-Chip. Die gespeicherten Identifikationsdaten gehen in die Cloud und sind dort hinterlegt. Der Chip liefert relevante Informationen (etwa technische Produktdaten, Zertifikate, Montagedokumentation, Facility-Management), die für den digitalen Service notwendig sind. Die Kunden können nach dem Einbau jederzeit auf die Daten in der Cloud zugreifen.
Auch bei der Auftragsplanung und Montage hilft KI der Firma Meeth. Die Daten zu allen Aufträgen sind digital generiert und den Monteuren zugeordnet. Der gesamte Kommunikationsprozess ist digital ausgerichtet – egal ob Hersteller, Montageteam oder Auftraggeber. Anstatt einer zeitaufwendigen Qualitätskontrolle gibt es ein optisches Prüfverfahren, das durch KI auch noch kostengünstig ist.