Heraus aus dem Burnout – wie es gelingen kann

Starke Erschöpfungszustände aufgrund belastender Arbeitssituationen sind keine Seltenheit. Prof. Dr. Dr. Bergemann erklärt, wie wichtig der richtige Therapieansatz ist.

PROF. DR. MED. DR. RER. POL. NIELS BERGEMANN Ärztlicher Direktor und Chefarzt der PRIVATKLINIK REGENA Bad Brückenau
PROF. DR. MED. DR. RER. POL. NIELS BERGEMANN Ärztlicher Direktor und Chefarzt der PRIVATKLINIK REGENA Bad Brückenau
PRIVATKLINIK REGENA Bad Brückenau Beitrag

Herr Prof. Bergemann, Sie sagen, Burnout ist im wissenschaftlichen Sinn keine anerkannte Diagnose, dennoch müsse man den Zustand sehr ernst nehmen. Was meinen Sie damit?

Burnout ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte psychophysische Erschöpfung, eine emotionale Distanzierung gegenüber der Arbeit, den Verlust von beruflichem Idealismus bis hin zur Verbitterung und schließlich eine verringerte Arbeitsleistung, die auch subjektiv als Kompetenzverlust erlebt wird. Dies sind Stressoren, die es ernst zu nehmen gilt, da sie leicht in eine Depression münden können. 
 

Was führt zu einem Burnout?

Diese Frage beschäftigt die Wissenschaft seit geraumer Zeit. Wir wissen mittlerweile auch recht gut, was diese Erschöpfungszustände auslöst. Wichtig an dieser Stelle: Vom Burnout reden wir immer dann, wenn Menschen diese Belastung im Arbeitsplatzkontext wahrnehmen. Das ist vor allem der Fall bei Zeitdruck und hoher psychischer Belastung. Besonders auch, wenn sie das Gefühl haben, der eigene Einsatz lohne sich nicht – jetzt oder in Zukunft. Dann sprechen wir von einer sogenannten Gratifikationskrise. 
 

Demnach macht nicht Arbeit an sich krank, sondern die Arbeitsbedingungen?

Die grundsätzliche Verteufelung von Arbeit, respektive Leistung halte ich für falsch. Denn beides hat viele positive Effekte – auch für die Psyche. Seine Arbeit gut zu machen und dafür Anerkennung zu bekommen, macht ja durchaus Spaß. Arbeit ist sinnstiftend, wir erleben Kommunikation und den kollegialen Austausch. Schwarz-Weiß-Denken halte ich daher für nicht angebracht.
 

Kann man aus Ihrer Sicht Burnout, respektive eine potentielle Depression, dann auf betrieblicher wie persönlicher Ebene begegnen?

Genau das kann man. In Unternehmen kann daran gearbeitet werden, bessere Rahmenbedingungen zu etablieren, etwa durch die Abgrenzung von Arbeit und Freizeit. Die Stärkung von Führungskompetenz kann helfen, in Unternehmen einen zeitgemäßen und respektvollen Führungsstil mit einem fairen Miteinander zu etablieren. Das reduziert Stress. Auf individueller Ebene hilft eine Therapie dabei, die eigenen Ressourcen zu stärken, Stress zu reduzieren oder insgesamt den Arbeitsalltag mit mehr Resilienz zu meistern. 
 

Eine solch individuelle Therapie bekommt man bei Ihnen in der Klinik. Wie dürfen wir uns den Aufenthalt vorstellen?

Eine stationäre Behandlung ist geboten, wenn es zu einer schwerwiegenden Burnout-Symptomatik oder Depression kommt. Wir verfolgen einen ganzheitlichen, multimodalen Therapieansatz. Das heißt, neben Psychotherapie und Entspannungsverfahren setzen wir auch auf somatische und erforderlichenfalls pharmakologische Therapieoptionen sowie eine Vielzahl von Fachtherapien wie Sport- und Bewegungstherapie oder Kreativtherapie. Auch Ernährungsberatung gehört unbedingt dazu. Ein entscheidender Baustein in der Therapie ist die Information über Krankheitsentwicklung und die Behandlungsprinzipien. So können wir unsere Patienten darin unterstützen, in Zukunft ähnlich belastenden Situationen erfolgreicher zu begegnen.

www.regena.de

 

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