Herr Schmidt, wie sehen Sie die Zukunft des Unternehmens in Bezug auf Wasserstoff?
Wasserstoff spielt eine zentrale Rolle in der Energiewende und beim Transformieren unserer Gasnetze. Unser Unternehmen hat das Ziel, ein wesentlicher Akteur beim Bereitstellen von Wasserstoffinfrastruktur zu werden. Den Grundstock dafür schaffen wir in den nächsten Jahren mit rund 600 Kilometern Leitungen, die wir ins Wasserstoff-Kernnetz eingebracht haben. Das wollen wir im Rahmen des Netzentwicklungsplans Gas und Wasserstoff noch weiterentwickeln. Dazu werden wir bestehende Gasleitungen umstellen, aber auch Abschnitte neu bauen. Ich bin überzeugt, dass Wasserstoff die Dekarbonisierung vorantreibt und uns neue Geschäftsmodelle eröffnet. Die Voraussetzungen dafür – funktionierende Transportwege – schaffen wir mit den anderen Fernleitungsnetzbetreibern und lösen mit dem Wasserstoff-Kernnetz das Henne-Ei-Problem.
Mit welchen konkreten Projekten wollen Sie den Wandel hin zu einer Wasserstoffwirtschaft unterstützen?
Derzeit stellen wir im Rahmen des Energiepark Bad Lauchstädt eine 25 Kilometer lange Gasleitung nach Leuna auf den Transport von Wasserstoff um. Im kommenden Jahr werden wir erstmals kommerziell Wasserstoff zum Kunden transportieren und damit die gesamte Wertschöpfungskette abbilden. Mit unseren Anschlussleitungen in Richtung Halle-Leipzig, Magdeburg, Salzgitter und Berlin-Brandenburg verknüpfen wir in den kommenden Jahren in Ost- und Mitteldeutschland Erzeuger und Verbraucher, sowie Importpunkte und Speicher. Durch diese IPCEI-Vorhaben Green Octopus Mitteldeutschland und doing hydrogen schaffen wir die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Wasserstoff-Hochlauf.
Was sind die größten Herausforderungen auf dem Weg zur Wasserstoffinfrastruktur, und wie wollen Sie diese meistern?
Eine der größten Herausforderungen ist die Integration von Wasserstoff in unser bestehendes Gasnetz, das wir noch viele Jahre betreiben werden. Die Umstellung von Pipelines auf Wasserstoff ist technisch machbar und sicher. Wollen wir eine Leitung umstellen, müssen wir die Versorgung über einen anderen Strang sicherstellen. Darüber hinaus sind auch die regulatorischen Rahmenbedingungen eine große Herausforderung. Der rechtliche Rahmen für den Wasserstoffmarkt ist noch nicht vollständig geklärt – wir setzen uns aktiv für eine klare und verlässliche Regulierung ein. Schließlich ist auch die Akzeptanz in der Bevölkerung ein wichtiger Faktor. Wir müssen transparent kommunizieren und zeigen, dass Wasserstoff eine sichere und nachhaltige Lösung für die Energieversorgung der Zukunft ist, gerade für Prozesse, die sich mit Strom nicht dekarbonisieren lassen.
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