Herr Metz, nach der Industrie 4.0 ist mittlerweile auch von der Landwirtschaft 4.0 die Rede. Wie weit ist Deutschland hier schon?
Landwirtschaft 4.0 ist tatsächlich ein Megatrend. Ein zentrales Element ist die intelligente Vernetzung von Produktionsprozessen nicht nur im Betrieb, sondern über die gesamte landwirtschaftliche Wertschöpfungskette hinweg. Digitale Lösungen führen zu mehr Nachhaltigkeit, einer Steigerung der Produktivität, ersparen und erleichtern Arbeit. Betriebe brauchen zudem Lösungen für die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts: Anpassung an den Klimawandel, Erhaltung der Biodiversität, Energie- und Ernährungswende, veränderte gesellschaftliche Ansprüche an die Produktionsbedingungen. Und hier setzen bereits viele junge Innovator:innen auf digitale Tools. Das muss nicht gleich der Agrarroboter sein. Schon die intelligente Nutzung von Wetter- und Bodendaten für die Planung von Düngung und Bewässerung oder das digitale Monitoring von Nutztieren ist Landwirtschaft 4.0. Die Landwirtschaft ist technologisch weiter, als viele denken, auch wenn es noch großes Potential gibt. Zahlreiche Anwendungen befinden sich schon in der Etablierungsphase, und es gibt eine Fülle an Forschungsprojekten und Förderungen, auch bei uns in Bayern.
Vor welchen Herausforderungen stehen landwirtschaftliche Betriebe bei der Digitalisierung?
Zunächst geht es um den Zugang zur Technologie. Dazu gehören die hohen Investitionskosten ebenso wie der immer noch langsam verlaufende Ausbau der digitalen Infrastruktur. Eine weitere Herausforderung ist die Kompatibilität einzelner Komponenten. Der Traktor des einen Herstellers muss mit dem angeschlossenen Gerät des anderen Daten austauschen können. Zudem ist die Technologie komplex, dazu braucht es Ausbildung, Beratung und die Weitergabe von Erfahrungen – auch, um die Akzeptanz zu erhöhen. Gefragt sind schließlich Lösungen, die die Vielfalt der Betriebe und der Landwirtschaft abbilden. Durch Investitionen in Infrastruktur, Schulungen und Unterstützung können viele dieser Probleme angegangen werden. Hier spielen vor allem auch der Wissenstransfer und eine transparente Kommunikation, die die Bedürfnisse der praktischen Landwirtschaft pragmatisch aufgreift, eine wichtige Rolle.
Wie unterstützt das Kompetenz-Netzwerk Digitale Landwirtschaft Bayern hier?
Wir verstehen uns als ein branchenübergreifendes Netzwerk. Wir unterstützen den Wissens- und Erfahrungsaustausch, informieren über Markt- und Technologietrends, fördern Technologien und Innovationen und ermöglichen Kooperationen entlang der agrarischen Wertschöpfungskette. Das tun wir etwa mit Informationsveranstaltungen oder demnächst mit einer Wanderausstellung zur smarten Landwirtschaft, über White-papers und Podcasts oder die Teilnahme an branchenübergreifenden Innovationsclustern. Nicht zuletzt sind wir Teil des großen Innovationsnetzwerkes Bayern Innovativ, das auch zu Gründungen und Förderungen berät. Kurz: Wir wollen Gelegenheiten zum Lernen und Wachsen schaffen.
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