Gesunde Belegschaft, gesundes Unternehmen

Wir sind keine Maschinen, sondern Menschen. Ein gesunder Arbeitsplatz ist immer noch ein entscheidender Faktor für ein erfolgreiches Unternehmen.

Illustration: Sophie Mildner
Illustration: Sophie Mildner
Oskar Rheinhold Redaktion

Unternehmen – ob Start-up oder etablierte Organisation – steigern ihre Produktivität und auch das Image des Unternehmens, wenn sie auf das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden achten. Wie das zu erreichen ist, dafür gibt es sogar eine internationale Norm. Die ISO 26800 fasst zusammen, was einen guten Arbeitsplatz ausmacht, gibt Betrieben wertvolle Hinweise und beleuchtet entscheidende Handlungsfelder.
 

Vernünftige Büromöbel, ausreichend Licht
 

Da ist zum einen die Ergonomie. Für Menschen, die vorwiegend am Schreibtisch arbeiten, bedeutet das zum Beispiel ganz konkret eine Schreibtischhöhe zwischen 68 und 72 Zentimetern und Sitzmöbel, die sich dem Körper individuell anpassen lassen. Gut für den Rücken sind verstellbare Schreibtische, die das Arbeiten im Stehen erlauben. Darüber hinaus: Lichtverhältnisse, die den natürlichen Bedürfnissen entsprechen. Bildschirmarbeitsplätze etwa sollten mit 500 Lux beleuchtet sein. Wer mit feinen Messgeräten arbeitet, braucht 1.000 Lux. Zum Vergleich: Das Außenlicht an einem sommerlichen Sonnentag beträgt 100.000 Lux. Ist das Minimum an Licht im Büro oder in der Fertigungshalle nicht gegeben, ermüden die Augen schnell, und die Konzentration lässt nach. Und was das Homeoffice angeht: Diese Arbeitsform ist gekommen, um zu bleiben. Unternehmen sollten ihre Verantwortung ernstnehmen und ihren Mitarbeitenden auch am heimischen Schreibtisch vernünftige Büromöbel zur Verfügung stellen.

Von der Ergonomie ist es nicht weit zu weiteren praktischen Ausgestaltungen, für die es keine Norm braucht. Grünpflanzen am Arbeitsplatz etwa fördern nicht nur die „Wohlfühlatmosphäre“, sie können auch zu guter Luft und einem besseren Raumklima beitragen. Last, but not least: Betriebe, die über eine Kantine verfügen, sollten sich selbstverständlich um ein gesundheitlich ausgewogenes Angebot bemühen, ohne die Wünsche der Belegschaft außer Acht zu lassen.
 

Auf Bedürfnisse hören, die Einzelnen sehen
 

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die organisatorische Arbeitsplatzgestaltung. Gemeint sind hier etwa Pausenregelungen (die natürlich auch gesetzlichen Vorschriften unterliegen), die Möglichkeit flexibler Arbeitszeiten oder Teilzeitregelungen, die den individuellen Bedürfnissen der Belegschaft entgegenkommen. Und schließlich geht es in Zeiten von KI und Automatisierung um die Rolle des Menschen im Arbeitsprozess: Wie viel zählt der oder die Einzelne, wenn immer mehr Aufgaben von Technologie übernommen wird? Gibt es die Möglichkeit, über Umschulungen, Weiterbildungen oder Versetzung in anderen Bereichen wertvolle Erfahrungen zu erhalten, sie persönlich sinnstiftend und für das Unternehmen wirtschaftlich sinnvoll einzusetzen?

Ein guter Anfang ist gemacht, wenn Unternehmen die zahlreichen Angebote von Handelskammern, Krankenkassen und Innungen zur Förderung der betrieblichen Gesundheitsförderung nutzen und umsetzen. Sie signalisieren damit Ihren Angestellten, dass sie sie ernstnehmen und um ihr Wohlergehen bemüht sind. Ein Top-down-Prozess sollte das aber nicht sein. Was Mitarbeitende für ihr Wohlbefinden brauchen, das wissen sie selbst am besten. Wer als Unternehmerin oder Unternehmer erfolgreich sein will, tut gut daran, auf die Bedürfnisse derer zu hören, von deren Arbeit das wirtschaftliche Gelingen letztendlich abhängt.
 

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