An dem Zauberwort kommt kein Stadtplaner vorbei, kein Bauherr und auch keine Bürgerinitiative: Erneuerbare Energie. Immer, wenn es nur möglich ist, kommen bei neuen Projekten Energiequellen zum Einsatz, die sich nach menschlicher Vorstellung niemals erschöpfen. Das ist nicht nur Energie aus Sonne, Wind und Wasser, sondern auch solche, die aus Biomasse gewonnen wird oder aus der Wärme im Erdinneren. Am Sinn der Energiewende zweifelt kaum noch jemand. Doch wie soll sie finanziert werden?
Die „ökologische“, „grüne“, „nachhaltige“ oder „klimagerechte“ Transformation – sie wird an vielen Stellen vollzogen: Photovoltaik auf öffentlichen und privaten Gebäuden, Biogasanlagen zur Abfallverwertung, energieeffizienter Hausbau, der Einsatz von Wasserstoffbussen im ÖPNV – die Liste ließe sich noch um ein Vielfaches verlängern. Die Vorteile der „Erneuerbaren“, wie die aus natürlichen Quellen gewonnene Energie salopp genannt wird, liegen auf der Hand: Ihr Einsatz reduziert den CO2-Ausstoß, fördert die lokale Wirtschaft und schafft neue Arbeitsplätze.
Eine weniger gute und eine gute Nachricht wartet auf Initiatoren und Planer. Die weniger gute: Kommunale Städtische Projekte mit Erneuerbarer Energie sind teuer. Die gute: Der Fantasie sind auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten kaum Grenzen gesetzt. Häufig sind es überraschende Kombinationen von Finanzierungsformen.
Der unkomplizierteste Weg zur Finanzierung städtischer Projekte mit Erneuerbaren ist die Eigenkapitalfinanzierung: Projektträger und/oder Investoren bringen ausreichend Kapital in das Projekt ein. Das kann aus vielen Quellen stammen, von Unternehmen beispielsweise, von Privatpersonen oder aus zu diesem Zweck gegründeten Beteiligungsgesellschaften. Auch der Bund und die Länder mischen – auf Umwegen – bei der Finanzierung von Projekten mit Erneuerbarer Energie mit: Durch Förderprogramme und Subventionen, etwa Steuervergünstigungen oder Darlehen mit günstigen Zinsen, schaffen sie Anreize für Investitionen. Denn alle diese Maßnahmen senken deren Kosten. Je größer Projekte sind, desto häufiger werden sie durch Fremdkapital finanziert. Das stammt meist von Banken. Für engagierte Umweltschützer liegt es nahe, Kredite oder Darlehen bei „grünen“ Banken zu beantragen. Beispielsweise die GLS-Bank, die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken, verfolgt nach eigenem Bekunden das Ziel, durch ihre Finanzdienstleistungen „eine positive gesellschaftliche und ökologische Wirkung“ zu erzielen. „100 Prozent erneuerbare Energien, das ist unser Ziel“, heißt es auf der Website der GLS-Bank. Als Genossenschaftsbank gehört sie ihren Mitgliedern, auch Kunden können Anteile kaufen. Die Mitglieder können bei größter Transparenz die Entscheidungen der Bank mitbestimmen.
Auch die Umweltbank investiert nur in Projekte, die ökologisch und sozial verträglich sind. Einen besonders großen Anteil haben dabei Projekte im Bereich der Erneuerbaren, Biogasanlagen beispielsweise, Solaranlagen und Windparks sowie Wasserkraftwerke. „Die Transformation treiben wir weiterhin mit hoher Geschwindigkeit und hoher Konsequenz voran“, versichert Dietmar von Blücher, Vorstandssprecher der Umweltbank.
Auch „ganz normale“, also nicht umweltorientierte Banken geben Grüne Anleihen (Green Bonds) heraus, um Projekte wie solche mit Erneuerbaren Energien zu finanzieren. Andere Emittenten sind staatliche Stellen oder kommunale Behörden und Unternehmen, vor allem solche aus dem Energiesektor.
Mit einem guten Argument rät Stefan Proßer, Vizepräsident des Sparkassenverbands Bayern, Projektinitiatoren dazu, sich bei großen aber auch und gerade bei kleineren Projekten mit Erneuerbarer Energie an die örtliche Sparkasse zu wenden: „Sparkassen sind Netzwerkknoten, die Investoren und mögliche Anleger zusammenbringen.“ Die Sparkassen hätten „als regionale Player ein Interesse an der Entwicklung ihrer Heimatregion und verknüpfen das mit der bundesweiten Expertise und Praxiserfahrung aus dem Verbund.“
»Bürgerbeteiligung ist ein wesentlicher Bestandteil der Energiewende.«
Häufig haben es Sparkassen mit Energieprojekten zu tun, die von Bürgern initiiert, finanziert und betrieben werden – Stichwort „Bürgerenergie“. Dabei sind viele Organisationsformen denkbar. Oft werden Energiegenossenschaften gegründet, die auf gemeinschaftlichen Investitionen, gemeinschaftlichen Entscheidungen und gemeinschaftlichem Profit beruhen. Auch als GbR oder GmbH sind häufig Gesellschaften zur Finanzierung organisiert. Kleinere Bürgerenergie-Projekte lassen sich auch durch Crowdfunding finanzieren: Viele kleinere Beträge werden von Einzelpersonen beigesteuert, die von dem Projekt überzeugt sind und so die Möglichkeit haben, sich ohne großes Kapital unmittelbar an dem Projekt zu beteiligen.
Bürgerbeteiligung ist ein wesentlicher Bestandteil der Energiewende. Dieser Überzeugung ist der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE). Das ist der Dachverband der Branche Erneuerbarer Energien, der nicht nur politische Lobbyarbeit leistet, sondern den Mitgliedern auch mit fachlicher Beratung in allen Fragen der Erneuerbaren zur Seite steht. „Wir machen uns in der Europa-, Bundes- und Landespolitik für den schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien stark“, betont der BEE. Und: „Wir liefern Argumente und Modelle für den Umbau unserer Energieversorgung.“ Argumentativ ist auch die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) unterwegs: Durch Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und Bereitstellung beispielsweise von Analysen leistet sie Überzeugungsarbeit für die Energiewende. Diese zu unterstützen ist auch eine der Aufgaben, die sich der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) stellt, mit 1.900 Unternehmen der größte Interessenverband der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft. Bis 2030, so schätzt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, wird der Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch auf 65 Prozent steigen. Die Frage, wie die Energiewende zu finanzieren ist, wird immer dringender.
ÜBER DIE AGENTUR FÜR ERNEUERBARE ENERGIEN (AEE)
Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) ist eine deutsche Organisation, die sich auf die Förderung und Verbreitung von Wissen und Informationen rund um erneuerbare Energien konzentriert. Sie bietet Unterstützung für die Energiewende, indem sie sowohl die Öffentlichkeit als auch politische Entscheidungsträger über die Potenziale und Vorteile erneuerbarer Energien aufklärt. Die AEE arbeitet mit verschiedenen Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen, um die Nutzung von Solar-, Wind-, Wasser- und Bioenergie sowie anderen erneuerbaren Energiequellen zu fördern.
ZENTRALE AUFGABEN DER AEE UMFASSEN:
• Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation zur Förderung erneuerbarer Energien
• Bereitstellung von Studien und Informationsmaterialien
• Durchführung von Veranstaltungen und Konferenzen zu Energiethemen
• Unterstützung von politischen Prozessen zur Umsetzung der Energiewende
Die Agentur spielt eine wichtige Rolle in der deutschen Energiewende und agiert als Plattform für Austausch und Wissenstransfer in der Energiewirtschaft.