Zum Schluss

Letzte Meldungen und Prognosen für das kommende Jahr 

Illustration: Malcom Fisher
Illustration: Malcom Fisher
Olaf Strohm Redaktion

Wirtschaftsprognosen 2024

Die Prognosen für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft gehen naturgemäß auseinander – diesmal schwanken sie zwischen Rezession und leichtem Wachstum. Die optimistischste Prognose liefert das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung ab.  Gleich dahinter kommt die Bundesregierung mit ihrer Wachstumsprognose von 1,3 Prozent. Die pessimistischste Zahl kommt von Geldinstituten: Die Deutsche Bank rechnet mit einer Rezession, einem Minus von 0,2 Prozent, die Commerzbank sogar mit einem Minus von 0,3 Prozent. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin, dessen Präsident Marcel Fratzscher auf den Seiten 4 und 5 dieser Ausgabe die Perspektiven der deutschen Wirtschaft erläutert, prognostiziert ein leichtes Wachstum von 1,2 Prozent. Alle Prognosen wurden vor der Ankündigung möglicher Zinssenkungen 2024 getroffen (siehe nächste Meldung).
 

Erwartete Zinssenkung 2024

Anfang Dezember ließ der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, anklingen, dass der geldpolitische Kurs der US-Notenbank recht restriktiv sei. Er betonte zwar, dass die Zinsen ein weiteres Mal angehoben werden könnten. Jedoch gehen Finanzexperten davon aus, dass spätestens Mitte 2024 die Zinsschraube wiedergelockert wird. Die Deutsche Bank geht davon aus, dass der Leitzins der Fed von aktuell 5,25 bis 5,50 Prozent auf 3,50 bis 3,75 Prozent sinken wird. Die Eurozone werde nachziehen. Die Aktienmärkte reagierten bereits mit starken Gewinnen auf die Erwartungen.
 

Inflation soll sinken

Die Deutsche Bank erwartet Ende 2024 eine Inflationsrate von 1,8 Prozent in den USA und 2,0 Prozent in der Eurozone und Deutschland. „Die Zentralbanken werden sich noch längere Zeit um die Inflation sorgen müssen“, warnt Stefan Schneider, Chefvolkswirt für Deutschland bei Deutsche Bank Research, vor überzogenen Hoffnungen. Es gebe viele Gründe, warum sie in den nächsten Jahren nicht dauerhaft unter 2 Prozent sinken dürfte, so Schneider. Dazu zählen die langfristigen Folgen der expansiven Finanzpolitik, zu geringe Investitionen, der sich verschärfende Arbeitskräftemangel sowie die kostenintensive grüne Transformation der Wirtschaft. Für die Europäische Zentralbank wäre das Eintreffen der Prognose ein Erfolg: Eine Inflationsrate von um die 2 Prozent in der Eurozone gilt demnach als Indikator für eine ausgewogene Geldpolitik.
 

PISA-Absturz gefährdet Wohlstand 

Das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung zeigt sich schockiert von den schlechten Ergebnissen der jüngste PISA-Studie unter deutschen Schülerinnen und Schülern. „Der Leistungsrückgang deutscher Schüler:innen bei PISA gibt Anlass zu größter Sorge. Gute Bildung ist die wichtigste Basis für unseren Wohlstand“, erklärte Ludger Wößmann, Leiter des ifo-Zentrums für Bildungsökonomik. „In Mathematik und Lesen liegen die Leistungen der 15-Jährigen ein ganzes Schuljahr hinter dem zurück, wo sie noch vor vier Jahren standen. Der Rückgang von 25 PISA-Punkten, wie wir ihn gerade in Mathematik gesehen haben, kostet Deutschland langfristig rund 14 Billionen Euro an Wirtschaftsleistung bis zum Ende des Jahrhunderts.“ In der neuesten PISA-Studie hatten deutsche Schülerinnen und Schüler in Mathematik und beim Lesen so schlecht abgeschnitten wie noch nie.
 

Kapitalmarkt bleibt attraktiv

„Aktien sind 2024 die vielversprechendste Anlageklasse“, so Frank Engels, CIO und für das Portfoliomanagement verantwortlicher Vorstand von Union Investment, das ist die Fondsgesellschaft der DZ Bank. „Das erste Halbjahr dürfte für Risikoanlagen noch schwierig bleiben“, so Engels weiter. „Danach hellen sich die Aussichten auf. Ruhe und Geduld werden sich also für Anleger auszahlen.“ Auch die Deutsche Bank sieht insbesondere für langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger Chancen. Für Aktien und Anleihen dürfte es deren Analyse zufolge ein unter dem Strich gutes Jahr werden – vorausgesetzt, die geopolitischen Krisen eskalieren nicht und die Wirtschaft wächst, wenn auch schwach. „Bis Ende 2024 erwarten wir hohe einstellige Renditen bei Aktien und Anleihen“, erklärte Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank.
 

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