Jobs für die Energiewende

2030 sollen 80 Prozent der Bruttostromerzeugung aus Erneuerbaren Energien kommen. Das Projekt kann nur gelingen, wenn zusätzliche Fachkräfte gewonnen werden.

Illustration: Malcom Fisher
Illustration: Malcom Fisher
Dr. Klaus Heimann Redaktion

Die Personalnot bei den Fachkräften droht die Energiewende auszubremsen. Die Frage wird immer drängender: Wer soll die Solaranlagen bauen, die Wärmepumpen aufstellen, umweltfreundliche Verkehrssysteme montieren, Gebäude energetisch sanieren oder Stromleitungen planen und verlegen? 

Nach Angaben des Umweltbundesamts in Dessau arbeiten aktuell rund 350.000 Beschäftigte in ganz unterschiedlichen Jobs und Ausbildungen (Berufsausbildung oder Studium) an der Energiewende. Im Vergleich zur Jahrtausendwende (2000) sind es mehr als dreimal so viele, die sich um Windkraft, Solarenergie, Biomasse, Geothermie und Wasserkraft kümmern. 2011 war das beschäftigungsintensivste Jahr mit 416.000 Arbeitnehmern. In der Zeit danach ging es mit der Solarzellenfertigung in Deutschland rapide bergab. Deutschland verlor 112.000 Arbeitsplätze.

Inzwischen hat sich die Beschäftigtenzahl wieder stabilisiert und liegt bei knapp 350.000.  Das könnten aber mehr sein, wenn der Arbeitsmarkt mehr Fachkräfte hergeben würde. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln beziffert die aktuelle Fachkräftelücke in seinen Analysen für das „Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung“ mit rund 216.000. 

„Zu wenig Beschäftigte in den Erneuerbaren Energien führen dazu, dass nicht genug Projekte umgesetzt werden können“, sagt Sanda Bozic, Personalmanagerin von der BayWa r.e. Solar Projects, einem der großen Projektentwickler für Solaranlagen mit Sitz in München. Bozics Fazit, knapp und hart: Ohne Fachkräfte keine Energiewende.
 

Top-Berufsprofile für die Energiewende


Das arbeitgebernahe Institut in Köln hat analysiert, dass viele der 190 Berufsprofile für die Energiewende in den Betrieben, im dualen System zu erlernen sind. Das findet aber gerade wenig Zustimmung beim Nachwuchs. Die 12 Kernberufe, für die eine betriebliche Berufsausbildung oder eine Fortbildung notwendig sind, reichen vom Elektriker über den Energieberater bis zum Dachdecker. Außerdem sind sechs zentrale akademische Berufe gefragt, vor allem Ingenieure, etwa im Bereich Elektro, Geothermie, Bau.

Die Beschäftigten für die Energiewende unterscheiden sich deutlich von anderen Beschäftigten in den „klassischen“ Branchen. Sie sind besser ausgebildet und verfügen über hohe Fachkompetenzen, so das IW. Und sie müssen permanent dazulernen. 52 Prozent von ihnen sagen, dass sie sich in den vorangegangenen zwei Jahren in ihrem Arbeitsumfeld an neuen Maschinen oder Anlagen einarbeiten mussten. Knapp die Hälfte musste sich mit neuen Produkten oder Werkstoffen auseinandersetzen.
 

Hohe Anforderungen schaffen nicht alle


Die Energiewende ruft Themen auf, die nur mit Fachkompetenz zu lösen sind. Dass die steigenden Anforderungen Probleme machen, ist bei der Ausbildung zum Anlagenmechaniker, Sanitär-, Klima-, Heizungstechnik (SHK) im Handwerk exemplarisch zu sehen. Der Beruf ist einer der Schlüsselberufe für die Energiewende. Gut ist, dass das Interesse an diesem Handwerksberuf bei den Schulabgängern gestiegen ist. Schlecht ist, dass jeder zweite Lehrling zum Anlagenmechaniker (SHK) die Ausbildung abbricht (37 Prozent) oder die Abschlussprüfung (15 Prozent) nicht besteht. Von gut 13.700 Neustartern im Jahr 2021 schafften es nur 7.000 erfolgreich ins Ziel.

Vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima in St. Augustin ist zu hören, dass die Ursachen dafür in der anspruchsvollen Ausbildung für einen technologiestarken Beruf zu suchen sind. Kris Kircher, Heizungsmeister bei der Firma Heizungslöwen in Bad Camberg in Hessen, sieht das ähnlich, wenn er im Deutschlandfunk erklärt: „Da muss man schon Gas geben in den 3,5 Jahren, damit man die Prüfung auch schafft.“ Neben der körperlich harten Arbeit sei der Beruf in den vergangenen Jahren immer technischer geworden. 
 

Tipps für Aus- und Weiterbildung  


Ausbildungsberufe für die Energiewende bieten viele Betriebe. Starttermin ist der Sommer eines jeden Jahres. Es gibt neben Arbeitsagenturen und Lehrstellenbörsen der Kammern (IHK und Handwerkskammern) viele Ausbildungsofferten im Netz, wo Suchende einen Lernplatz finden können. Mit dem Hochschulkompass der Hochschulrektoren-Konferenz (HRK) lassen sich Bachelor- oder Masterstudiengänge an den Hochschulen finden. 
www.hochschulkompass.de

Weiterbildung ist für die Berufstätigen in der Branche die zentrale Stellschraube. Manchmal ist die Suche nach passenden und speziellen Weiterbildungen im Angebotsdschungel schwierig. Es gibt aber digitale Informationssysteme, um den richtigen Weiterbildungsanbieter zu finden.

Drei Internetadressen sorgen für Durchblick:  
www.berufswelten-energie-wasser.de
wis.ihk.de 
www.arbeitsagentur.de/kursnet
 

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Alexander Krutzek ist seit 2008 CEO des Familienunternehmens Finder.
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