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Gute Hochschulen, eine stabile Demokratie, effiziente Industrie – woran denken Menschen, wenn sie an Deutschland denken?

Illustration: Malcolm Fisher
Illustration: Malcolm Fisher
Olaf Strohm Redaktion

Mitten in der Corona-Pandemie, im Jahr 2021, haben die im Ausland tätigen deutschen Organisationen DAAD, GIZ und das Goethe Institut die Studie „Außenblick – Internationale Perspektiven auf Deutschland in Zeiten von Corona“ veröffentlicht. Nach ihren Gedanken zu Deutschland befragt wurden Personen, die aufgrund von Beruf, persönlichen Beziehungen, Ausbildung, häufiger Reisetätigkeit oder Medientätigkeit einen Bezug zu Deutschland haben.

Laut Studie hat sich das Image von Deutschland in den letzten Jahren verbessert. Rund 47 Prozent der Befragten sahen eine positive Entwicklung, fünf Prozent diesbezüglich eine negative Veränderung. Insgesamt wird laut Studie vor allem das politische System Deutschlands geachtet. Es wird als eine stabile Demokratie angesehen, die rechtsstaatlichen Prinzipien folge. Das Zusammenspiel verschiedener Interessengruppen funktioniere gut und sei institutionell eingebettet. Deutschland wird als führende Wirtschaftsmacht in der Europäischen Union betrachtet. „Made in Germany“ stehe noch immer für höchste Qualität.

Die Zugänglichkeit zu Schulen und Universitäten sowie die analytische Auseinandersetzung mit Sachthemen werden als große Stärken des deutschen Bildungssystems wahrgenommen. Daneben seien Forschungseinrichtungen durch ihre Interdisziplinarität und Anwendungsorientierung attraktiv. Auch das kulturelle Angebot besitze einen hohen Stellenwert in Deutschland und sei einer breiten Bevölkerung zugänglich. Die flächendeckende Krankenversicherung und die hochqualitative Versorgung seien Ausdruck eines starken Gesundheitssystems. Respekt wird Deutschland im Ausland auch für die Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus gezollt. Politik und Gesellschaft hätten ihre Lehren aus der Vergangenheit gezogen. Als weitere große Leistung werden die Wiedervereinigung Deutschlands und die Aufnahme Geflüchteter 2015/2016 wahrgenommen.

Als negativ wird gesehen: Deutsche seien häufig übervorsichtig und überkritisch, starr. Deutschland müsse seine digitale Infrastruktur ausbauen und die Rahmenbedingungen für unternehmerische Innovationen verbessern. Umweltschutz sei ein großes Thema in Gesprächen, stünde aber bei Unternehmen wenig im Fokus. Die beobachtete Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit wird verstärkt durch die jüngsten Skandale in Politik und Wirtschaft. Auch wurde festgestellt, dass sich Deutschland nicht ausreichend mit seiner Kolonialgeschichte auseinandersetze. Akademische Hürden und ausgeprägte Hierarchien im deutschen Hochschulsystem werden als Schwächen wahrgenommen.

Populistische und extremistische Tendenzen nähmen in Deutschland zu – kein anderer Risikobereich wird im Ausland in so vielfältiger Weise thematisiert. Gesprächspartner:innen beschreiben, dass sie in den letzten Jahren während ihrer Aufenthalte in Deutschland weniger Toleranz und Freundlichkeit erlebten. Sie haben verstärkt das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Ohne Deutschkenntnisse sei es schwierig, einen Zugang zu Deutschen und zu Deutschland zu finden: „Der einfachste Weg, Deutsche für sich zu gewinnen, ist, ihre Sprache zu sprechen.“ Gleichzeitig sei das Erlernen der deutschen Sprache eine große Herausforderung.

Lösungsorientierung und Handlungskompetenz wird Deutschland in ganz unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen zugeschrieben. Deutschland besitze eine hohe Glaubwürdigkeit. Man traut Deutschland generell zu, demokratische Werte und Partnerschaften zu stärken und international Verantwortung zu tragen. Dafür sei es notwendig, dass Deutschland deutlicher Position beziehe. Deutschland sei stark in die Europäische Union eingebettet, weshalb erwartet werde, dass es gemeinsam mit anderen Mitgliedstaaten für ein starkes Europa eintrete.

Migration sei heute und zukünftig eine Realität. Der Wunsch nach einem offenen Deutschland, das diese Vielfalt umarme, ist weltweit groß. Man erhoffe sich ein offenes Land und offene Herzen. Deutschland sei ein beliebter Partner im Ausland für gemeinsame Projekte. Ein Ausbau der Zusammenarbeit sei wünschenswert. Die Erwartungen sind groß, dass Deutschland insbesondere im Bereich Digitalisierung rasch aufholen wird und dazu beiträgt, Lösungen für die digitale Welt von morgen zu finden.

Das Management der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 wurde weithin als effizient und vorbildlich wahrgenommen. Diese Einschätzung änderte sich in der zweiten Welle. Beobachtet wurden eine schleichende Abnahme der Disziplin in der Bevölkerung und Probleme bei der Beschaffung, Logistik und Organisation der Impfkampagne.

 

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