Sanierung lohnt sich

Die Debatte rund um die energetische Gebäudesanierung dreht sich meist um Wohngebäude – doch wie ist es um Industrie- und Geschäftsbauten bestellt? Welche wirtschaftlichen Vorteile bringt die Sanierung und welche Fördermittel gibt es?

Illustration: Nicole Pfeiffer
Illustration: Nicole Pfeiffer
Laura Puttkamer Redaktion

Mehr als ein Drittel des Energiebedarfs in Deutschland entfällt laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) auf die etwa drei Millionen gewerblich genutzten Gebäude im Land – ein großer Beitrag zum CO2-Ausstoß und Quelle hoher Kosten. Doch es gibt große Einsparpotenziale. Denn die energetische Sanierung von Bürogebäuden, gewerblichen und landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden und anderen großen Nichtwohngebäuden rechnet sich oft schnell.
 

Umfassende Vorteile


Nichtwohngebäude haben oft einen sehr viel höheren Energiebedarf als Wohngebäude. Das heißt auch, dass die energetische Sanierung bei Industrie- und Geschäftsbauten oft schon innerhalb weniger Jahre Wirkung zeigt. Im Gewerbe- und Industriebestand befasst sich die energetische Sanierung vor allem mit den Punkten Beleuchtung, Lüftung, Heizung, Dämmung und erneuerbare Energien. Dabei ist es wichtig, vor der Modernisierung der Heizung zunächst die Gebäudehülle zu sanieren, um Kältebrücken zu vermeiden und die Dämmung zu optimieren – das allein senkt die Heizkosten. Mit Wärmepumpen, Blockheizkraftwerken, Brennstoffzellenheizungen oder Solarthermieanlagen bieten sich dann verschiedene Lösungen, um die Energieversorgung umzustellen. 

Die Vorteile einer energetischen Sanierung für Nichtwohngebäude gehen jedoch über dauerhaft eingesparte Energiekosten und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben hinaus. Wer im Zuge einer energetischen Sanierung etwa in Anlagen zur eigenen Strom- oder Wärmeerzeugung investiert, hat dauerhaft Kontrolle über die Erzeugungskosten und macht sich unabhängig von zunehmend unsicheren Märkten. Davon abgesehen steigert eine energetische Sanierung den Wert der Immobilie und trägt nicht zuletzt zu einem positiven Image des Unternehmens bei. Und sie ist auch gut für die Belegschaft und damit die Produktivität: Eine Sanierung von Lüftungs- und Heizungsanlagen in Kombination mit verbesserten Dämm- und Kühlanlagen führt zu einem angenehmen Raumklima, das sich unmittelbar auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden auswirkt. Ganz davon abgesehen, dass Unternehmen mit einer energetischen Sanierung einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
 

Sanierung in der Praxis


Das BMWK rechnet in seiner Veröffentlichung „Energie- und Ressourceneffizienz in Unternehmen“ am Beispiel eines metallverarbeitenden Industriebetriebs mit mehreren Produktionsstätten in Deutschland vor, dass dieser rund 3,7 Millionen Euro Energiekosten und 26.222 Tonnen CO2 durch Sanierungsaktivitäten einsparen kann. Im Beispiel waren Effizienzmaßnahmen wie der Austausch Hunderter veralteter Ventilatoren durch Radialventilatoren sowie die Umstellung auf moderne Maschinenmotoren ausschlaggebend. Auf der Seite des BMWK gibt es übrigens Quickchecks zu Lüftung und Kälte, die dabei helfen, Einsparpotenziale und Handlungsoptionen zu ermitteln. 

Das Beispiel eines vierstöckigen Bürogebäudes in Stuttgart zeigt ebenfalls, wie effizient die Sanierung sein kann: Der 60er-Jahre-Bau erhielt eine gedämmte Gebäudehülle, eine neue Heizung und eine Lüftungsanlage sowie Solarpaneele auf dem Dach. Nun erzeugt das Gebäude über 5.000 kWh klimafreundlichen Strom im Jahr. Eine Wärmepumpe und doppelt verglaste Wärmeschutzfenster tragen zu einem angenehmen, umweltfreundlichen Arbeitsklima bei. Der Endenergieverbrauch für Wärme ist um 76 Prozent von 228 kWh/m2a auf 53 kWh/m2a gesunken. Und die CO2-Emissionen des Gebäudes liegen nun bei 21 kg/m2a, während unsanierte Gebäude bis zu 75 kg/m2a ausstoßen. Außerdem hat das Gebäude jetzt zwei Elektrotankstellen. Mitarbeitende erhalten einen finanziellen Zuschuss, wenn sie für den Arbeitsweg auf den öffentlichen Personennahverkehr umsteigen.
 

Umweltfreundliche Alternative zum Neubau


Obwohl der Neubau von Gebäuden günstiger sein kann als die Sanierung von Bestandsgebäuden, entsteht beim Bau viel graue Energie, also Emissionen aus Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung von Materialien. Dies bedeutet, dass der Neubau oft mehr CO2 emittiert, als er einsparen kann. Entsprechend ist die Sanierung von Bestandsgebäuden die umweltfreundlichere Variante, die auch durch Fördermittel unterstützt wird. Und sie bietet die Möglichkeit, das Gebäude für die zeitgemäße Nutzung und Ästhetik anzupassen. 

Fazit: Die energetische Sanierung von Industrie- und Geschäftsgebäuden senkt den Energiebedarf und somit die laufenden Betriebskosten. Oft amortisiert sich die Investition schon nach wenigen Jahren. Dabei ist nicht immer eine Komplettsanierung nötig: Schon der Einbau einer neuen Heizungs- oder Lüftungsanlage oder die Optimierung der Dämmung können die Energiebilanz deutlich verbessern. 
 

Fördermöglichkeiten

35 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland entfallen auf Nichtwohngebäude. Bund, Länder und Kommunen fördern die energetische Sanierung dieser Gebäude durch besonders günstige Zuschüsse und Kredite. Dies betrifft alle Gebäude, die mindestens zur Hälfte zu Nichtwohn­zwecken genutzt werden. 
•    BAFA Energieberatung für Nichtwohngebäude von Kommunen und gemeinnützigen Organisationen in Höhe von bis zu 80 % oder 10.000 Euro für förderfähige Beratungskosten
•    KfW Förderkredite für Beträge von bis zu 25 Millionen Euro bei der Sanierung von Nichtwohngebäuden zum Effizienzgebäude sowie Förderung von Einzelmaßnahmen (Kredite Nr. 263, 295, 270 und 293)
•      Auf Länderebene: Kredite und Förderungen für energetische Sanierungen durch die Förderbanken, zum Beispiel für Energieberatung, Energiebilanzen, energetische Modernisierungen von Gebäudehüllen, Baubegleitung durch unabhängige Sachverständige oder Verwendung von nachhaltigen Dämmstoffen

www.co2online.de/foerdermittel/liste/kmu_altbau
 

Nächster Artikel