Die Fabrik, in der Wasser wertgeschätzt wird

Seit 1962 produziert L’Oréal in Karlsruhe – im Interview erklärt Geschäftsführerin Paulina Jurkiewicz, wie das Unternehmen Nachhaltigkeit und Diversität fördert.

Paulina Jurkiewicz, geboren 1978, ist Geschäftsführerin der L‘Oréal-Fabrik in Karlsruhe und leitet den Standort seit vier Jahren.
Paulina Jurkiewicz, geboren 1978, ist Geschäftsführerin der L‘Oréal-Fabrik in Karlsruhe und leitet den Standort seit vier Jahren.
L‘Oréal Beitrag

Frau Jurkiewicz, vor 60 Jahren hat L’Oréal in Karlsruhe die Herstellung von Haarfestiger und Shampoo für Friseure aufgenommen – was hat sich seither verändert?
1962 haben in Karlsruhe 100 Beschäftigte auf 7.700 Quadratmetern gearbeitet, heute sind wir mit 72.000 Quadratmetern eine der weltweit größten L’Oréal-Fabriken. Wir stellen mit rund 500 Mitarbeiter:innen täglich mehr als eine Million Haut-, Haar- und Sonnenpflegeprodukte für 35 Länder her, unter anderem für die Marken Garnier, Mixa, L’Oréal Men Expert und L’Oréal Paris.

L’Oréal will alle Fabriken in sogenannt „Waterloop Factorys“ umwandeln. Können Sie das Konzept erläutern?
Im 2020 gestarteten Nachhaltigkeitsprogramm „L’Oréal for the Future“ haben wir transformative Ziele festgelegt, die wir bis 2030 erreichen wollen. Wir werden unseren Einfluss auf Klima, Wasser, natürliche Ressourcen und Biodiversität reduzieren, dabei gleichzeitig unsere komplette Wertschöpfungskette von Produzent:in bis Konsument:in einbinden und finanzielle Mittel nutzen, um Die Fabrik in Karlsruhe wird als Waterloop Factory ab 2024 das Wasser für industrielle Prozesse immer wieder aufbereiten und verwenden. zur Bewältigung der drängendsten ökologischen und sozialen Herausforderungen beizutragen. Aktuell bauen wir zum Schutz der Ressource Wasser den Standort Karlsruhe zu einer Waterloop Factory um: Dort wird Frischwasser nur noch als Rohstoff für die Produkte sowie den menschlichen Gebrauch benutzt. Das Wasser für die industriellen Prozesse wird in einem Kreislauf immer wieder aufbereitet und verwendet.

Die Fabrik in Karlsruhe wird als Waterloop Factory ab 2024 das Wasser für industrielle Prozesse immer wieder aufbereiten und verwenden.
Die Fabrik in Karlsruhe wird als Waterloop Factory ab 2024 das Wasser für industrielle Prozesse immer wieder aufbereiten und verwenden.

Wie wirkt sich das in Karlsruhe konkret aus?
Wir haben mit den bisherigen Wasserspar- und Wasserrecyclingmaßnahmen den Frischwasserverbrauch je fertiggestelltem Produkt zwischen 2005 und September 2022 bereits um 47 Prozent gesenkt. Als Waterloop Factory werden wir ab 2024 die Menge an recyceltem Wasser von derzeit jährlichen 32.000 Kubikmetern auf 65.000 Kubikmeter mehr als verdoppeln. Außerdem treiben wir Programme zur Energieeinsparung, Abfallreduktion und Stärkung der Biodiversität auf dem Werksgelände voran.

Nachhaltigkeit im weiteren Sinne umfasst auch die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten – was tun Sie in dieser Hinsicht?
Der Schutz unserer Mitarbeiter:innen hat höchste Priorität. Die Gesundheits- und Sicherheitskultur in Karlsruhe wurde bereits zwei Mal in Folge durch die Royal Society for the Prevention of Accidents, kurz RoSPA, mit dem goldenen RoSPA-Award prämiert. Außerdem sorgen wir mit unserem betrieblichen Gesundheitsmanagement dafür, dass alle Mitarbeiter:innen präventive Gesundheitsangebote nutzen und sich bei Bedarf an unsere Betriebsärztin vor Ort wenden können.

Welche Rolle spielt die Diversität Ihrer Belegschaft – und für Sie? Immerhin ist es immer noch keine Selbstverständlichkeit, dass eine Frau eine technisch getriebene Organisation führt.
An unserem Standort wird Diversität gelebt: Hier arbeiten Menschen aus 27 Nationen, mehr als 40 Prozent sind über 50 Jahre alt, viele Führungskräfte sind weiblich. Aber Vielfalt schließt auch Bildung und Karriere ein. Ich zum Beispiel habe ein Diplom in Philologie, später Supply Chain Management studiert und meine Erfahrung in der Leitung sehr unterschiedlicher Teams in Produktion und Supply Chain erweitert. Vor acht Jahren habe ich erstmals die Leitung einer Fabrik übernommen, vor vier Jahren bin ich nach Karlsruhe gekommen. Das macht L’Oréal als Arbeitgeber für mich so besonders: Karrieren sind nicht vorgezeichnet. Zu Beginn meines ersten Studiums hatte ich sicher keinen technischen Beruf vor Augen – aber hier bin ich, Leiterin einer der weltweit größten L’Oréal-Fabriken!

www.loreal.com/de-de/germany

 

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