Auf Qualität setzen

 Einrichten, Putzen, Pflegen: Mit ein paar cleveren Kniffen wird der Alltag ressourcen- schonender und oft sogar kostengünstiger – und das, ohne Verzicht zu üben.

Illustration: Natascha Baumgärtner
Illustration: Natascha Baumgärtner
Natalie Decker Redaktion

Wie schaffen wir es, möglichst schonend mit den natürlichen Ressourcen des Planeten umzugehen, um die Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu erhalten? Diese große Frage muss nicht nur die Politik, sondern auch jeder und jede Einzelne für sich beantworten. Denn eine grüne Lebensweise hat ihren Ursprung zu Hause: Wir müssen sozusagen vor der eigenen Tür (und auch dahinter) kehren, wenn wir umwelt- und klimabewusst leben wollen. Zahlreiche Alltagsentscheidungen haben nämlich durchaus Einfluss auf unsere ganz persönliche Ökobilanz – von der Zusammenstellung der Inneneinrichtung über den Einsatz von Reinigungsmitteln bis hin zur Auswahl der Kosmetika.

Wer dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit im eigenen Haushalt Ausdruck verleihen will, kann sich an drei einfachen Wörtern orientieren: „Reduce, Reuse, Recycle“ (auf Deutsch: „Reduzieren, Wiederverwenden, Wiederverwerten“). Das „Reduzieren“ bedeutet nicht, völligen Verzicht zu üben. Dennoch kann es nicht schaden, sich vor jeder größeren Neuanschaffung zu fragen: Brauche ich das wirklich? Wenn die ehrliche Antwort „ja“ lautet, kann man im nächsten Schritt überlegen, welche Produkte und Materialien über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg besonders nachhaltig sind. Steht beispielsweise ein Möbelkauf an, empfiehlt sich ein Besuch im Second-Hand-Markt oder ein Bummel über den Flohmarkt: Hier warten gebrauchte Schlafzimmerschränke, Esstische und Kommoden aus verschiedenen Epochen darauf, entdeckt zu werden. Derartige Vintage-Schätzchen sind nicht nur preisgünstig und heben sich wohltuend vom Einerlei aus dem Einrichtungshaus ab – sie kommen auch ohne (zusätzlichen) Ressourcenverbrauch aus.
 

»Brauche ich das wirklich?«
 

VORSICHT BEI SCHADSTOFFEN


Sollen es doch lieber neue Möbel sein, ist es ratsam, auf Qualität zu setzen. Hochwertige Stücke dünsten keine Schadstoffe aus und bestehen idealerweise aus heimischen Hölzern wie Eiche, Ahorn oder Buche. Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft ist am Siegel des FSC (Forest Stewardship Council) erkennbar. Mitunter wird auch recyceltes Holz in der Möbelherstellung verwendet, etwa bei kostbaren Tropenhölzern – dadurch wird ein weiterer Raubbau an den fürs Weltklima so wichtigen Regenwäldern verhindert. Statt schnelllebigen Trends zu folgen, zeichnet sich nachhaltiges Mobiliar durch ein zeitloses Design aus. Hochklassige Einrichtungsgegenstände überleben nicht nur den einen oder anderen Umzug, sondern möglicherweise sogar ihren Besitzer oder ihre Besitzerin. Dann wird aus Opas Schreibtisch mit den Löwenfüßchen oder Omas antikem Küchenbuffet ein begehrtes Erbstück, das die Erinnerung an einen geliebten Menschen noch lange bewahrt.

Doch wie hält man das eigene Zuhause möglichst umweltfreundlich sauber? Nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) kaufen die Deutschen jährlich 630.000 Tonnen Reinigungsmittel – Tendenz steigend. Eine bedenkliche Entwicklung, enthalten viele Spül-, Wasch- und Putzmittel doch schwer abbaubare Chemikalien, die nach Gebrauch im Grundwasser, in unseren Flüssen, Seen und Meeren landen. Besonders problematisch ist der Einsatz von sogenannten Bioziden, die versprechen „99,9 Prozent aller Viren, Bakterien und Pilze“ zu entfernen. Die Verwendung solcher Desinfektionsmittel mag im Gesundheitswesen unabdingbar sein. In Privathaushalten sind diese Mittel in der Regel nicht nur unnötig, sondern oftmals sogar gefährlich.

Denn antimikrobielle Reiniger belasten die Umwelt und töten Wasserorganismen ab, wenn sie unkontrolliert eingesetzt werden, warnt das Bundesamt für Risikobewertung (BfR). Stattdessen sollte man beim Hausputz auf Reinigungsprodukte mit natürlichen Inhaltsstoffen wie Zitronensäure oder Essig setzen. Für alle, die aufgrund der enormen Auswahl im Supermarktregal etwas überfordert sind, gibt es Orientierungshilfen: Seriöse Labels wie der „Blaue Engel“ des Bundesumweltministeriums oder das Europäische Umweltzeichen „EU Ecolabel“ kennzeichnen umweltfreundliche Produkte.

Illustration: Natascha Baumgärtner
Illustration: Natascha Baumgärtner

Denn antimikrobielle Reiniger belasten die Umwelt und töten Wasserorganismen ab, wenn sie unkontrolliert eingesetzt werden, warnt das Bundesamt für Risikobewertung (BfR). Stattdessen sollte man beim Hausputz auf Reinigungsprodukte mit natürlichen Inhaltsstoffen wie Zitronensäure oder Essig setzen. Für alle, die aufgrund der enormen Auswahl im Supermarktregal etwas überfordert sind, gibt es Orientierungshilfen: Seriöse Labels wie der „Blaue Engel“ des Bundesumweltministeriums oder das Europäische Umweltzeichen „EU Ecolabel“ kennzeichnen umweltfreundliche Produkte.
 

»Aus Umweltsicht ist Pulverwaschmittel Flüssigwaschmittel vorzuziehen.«


CLEVER PUTZEN


Auch beim Einsatz von Reinigungsmitteln gilt: Weniger ist mehr. Hartnäckige Verkrustungen in Töpfen, Pfannen und Auflaufformen löst man nicht durch die doppelte Menge Spüli, sondern einfach durch Einweichen. Flecken auf Kleidungsstücken können mit Kernseife vorbehandelt werden, anstatt die Waschmitteldosierung zu erhöhen. Energiespar-Tipp: Für die meisten Waschgänge ist eine Temperatur von 30 Grad völlig ausreichend. 

Geht eine Magen-Darm-Erkrankung in der Familie um, sollte die Waschtemperatur allerdings kurzfristig angehoben werden, um sämtliche Keime auf der Wäsche abzutöten. Aus Umweltsicht ist übrigens kompaktes Pulverwaschmittel Flüssigwaschmittel vorzuziehen: Es kommt nämlich ohne Konservierungs- und Füllstoffe aus. Auf Weichspüler kann getrost verzichtet werden, rät das Umweltbundesamt. So wird ein zusätzlicher Eintrag von Chemikalien in die Umwelt vermieden.

Im Beautybereich hat sich in Sachen Nachhaltigkeit in den letzten Jahren viel getan. Inzwischen findet man zertifizierte Naturkosmetik sowie Bio-Cremes, -Lotionen und -Peelings nicht mehr nur im Reformhaus, sondern in jeder Drogerie. Das ist gut für die Haut – und für die Umwelt. Denn die Hersteller halten sich an die strengen Standards der Naturkosmetiksiegel und verzichten in ihrer Rezeptur beispielsweise auf problematische Erdölderivate wie Silikone oder Paraffine. Zudem wird während der Produktion weniger Wasser verbraucht, schädliche Ackergifte kommen nicht zum Einsatz. Was Tierversuche angeht, gelten für Naturkosmetika striktere Verbote als die gesetzlich festgelegten. Wem das noch nicht reicht, der kann so manches Beautyprodukt bedenkenlos aus seiner Routine streichen und durch eine Alternative ganz ohne chemische Zusätze ersetzen. Beispielsweise eignet sich haushaltsübliches Olivenöl wunderbar als Haarkur gegen Spliss und trockenes, sprödes Haar: Einfach abends in die Spitzen kneten, über Nacht einwirken lassen, morgens mit einem milden Shampoo auswaschen – fertig. Dieser kleine Lifehack ist der beste Beweis dafür, dass ein nachhaltigeres Leben nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel entlastet.

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