E-Autos verändern Finanzierungsbedarf

Das Entwicklungstempo von Elektroautos ist rasant – ob Batterieleistung oder Infotainment. Um Schritt zu halten, wird Leasing für Privatpersonen häufiger zur Alternative.

Der Autor Michel Thebault, CEO von Consors Finanz
Der Autor Michel Thebault, CEO von Consors Finanz
Consors Finanz Beitrag

Die E-Mobilität ist unaufhaltsam. Ende 2023 werden es nach Schätzungen des Analyseinstituts EV-volumes1 bereits 40 Millionen Elektroautos sein, die weltweit auf den Straßen unterwegs sind. In Deutschland wurde Ende 2022 erstmals die Millionenmarke an zugelassenen E-Fahrzeugen geknackt. Bis Juli 2023 stieg die Anzahl auf rund 1,2 Millionen. Nicht nur der Absatz steigt rasant, auch der technische Fortschritt vollzieht sich beim E-Auto in wesentlich schnelleren Zyklen, als wir es von den Verbrennern gewohnt sind. Jede neue E-Generation trumpft mit höheren Reichweiten und kürzeren Ladezeiten auf und rollt mit vielen neuen Gadgets und digitalen Services vom Band. Gleichzusetzen mit einem Hochleistungscomputer auf vier Rädern. 


Die Herausforderungen der E-Auto-Kund:innen
 

Zugleich wird das Modellangebot stetig erweitert – angetrieben von chinesischen Autobauern, die die etablierten europäischen Produzenten nicht nur technisch, sondern auch in Sachen Preis-Leistung herausfordern. Immer häufiger sieht man Marken wie MG, BYD, Nio oder Polstar über deutsche Straßen fahren. Mit dem wachsenden Angebot steigt insgesamt der Wettbewerb bei den Autobauern – um die Vorherrschaft in der Ingenieurskunst, um technologische Innovationskraft und die Kundschaft. 

Und die Kundschaft müsste am Ende eigentlich dabei gewinnen: mehr Auswahl, mehr Fahrkomfort und absehbar günstigere Kaufpreise. Doch genau diese Aussicht führt aktuell eher zur Verunsicherung bei vielen potenziellen Käufer:innen. Nach dem Automobilbarometer von Consors Finanz entscheiden sich in Deutschland immer noch 62 Prozent gegen den Kauf eines Stromers, weil sie die Preise für zu hoch halten. 

Zudem wirkt das hohe Innovationstempo oftmals als Hemmschuh: Es besteht bei vielen Deutschen die Sorge, das nächste –  dann schon wieder leistungsstärkere und eventuell günstigere – Modell zu verpassen. Und dann ist da noch die Sache mit dem Restwert, der nach wie vor deutlich schneller sinkt als bei Verbrennern. Nach drei Jahren sind E-Autos nach einer Analyse der Deutsche Automobil Treuhand (DAT)2 im Durchschnitt nur noch etwa die Hälfte wert, Benziner und Dieselfahrzeuge bekommen durchschnittlich immerhin 65 Prozent. 


Leasingnachfrage ist bei E-Modellen vergleichsweise hoch
 

Mit dieser Sorge steigt zugleich das Bedürfnis nach größtmöglicher Flexibilität. Das wiederum hat Auswirkungen auf die Art der nachgefragten Finanzierung. So wird Leasing in der E-Mobilität auch für Privatleute zu einer interessanten Alternative, um mit der Entwicklung Schritt zu halten. Nach einer aktuellen Umfrage des ADAC3 liegt Leasing im heutigen Bestand der privaten Stromer bei 28 Prozent (Vorjahr 23 Prozent), während der Leasing-Anteil bei Verbrennerfahrzeugen gerade einmal bei fünf Prozent rangiert. 

Aufgrund der kürzeren Durchschnittslaufzeiten bietet Leasing die Möglichkeit, regelmäßig auf ein Modellupdate umzusteigen. Darüber hinaus ist für viele ausschlaggebend, dass sie das Restwertrisiko ein Stück weit auf den Händler oder Leasinggeber verlagern können und die Leasingraten in der Regel günstiger sind als die Zahlungen für einen entsprechenden Kredit.


Fazit: 
 

Die technologischen Möglichkeiten in der E-Mobilität und die Ansprüche in einer digitalen Gesellschaft ändern sich in immer schnelleren Zyklen. Das hat zugleich Auswirkungen auf die Nachfrage nach einer flexiblen Autofinanzierung.  Neben Kredit oder Leasing wird es künftig auch flexible Autoabos mit noch kürzeren Laufzeiten geben. Autohäuser und Händler werden ihre Kompetenzen und Services in diesem Bereich schärfen müssen.
 

Zum Autor Michel Thebault:
Seit 2023 ist der Franzose CEO von Consors Finanz, einer Marke von BNP Paribas und einer der führenden Anbieter von Konsumentenkrediten in Deutschland und Österreich. Davor leitete Thebault das Asiengeschäft von BNP Paribas Personal Finance und war innerhalb des französischen Mutterkonzerns in verschiedenen Leitungspositionen in Belgien und Polen tätig.

www.consorsfinanz.de

1. www.ev-volumes.com/country/total-world-plug-in-vehicle-volumes
2. E-Auto verkaufen: So schnell verlieren Elektroautos ihren Wert (t-online.de)
3. www.adac.de/fahrzeugwelt/magazin/e-mobilitaet/elektro-auto-studie-2023
 

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