Die Krise der deutschen Autobauer ist kein nationales Problem. Wenn Volkswagen, Mercedes, BWW und Co. Werksschließungen oder Kurzarbeit androhen, geht das auch nicht auf die Zumutungen „grüner Politik“ zurück. Es stimmt auch nicht, dass in den Konzernen die Umstellung auf elektrische Mobilität „verschlafen“ wurde. Auch das politische Hickhack um „Verbrennerverbote“ kann allenfalls noch Leserbriefschreiber in Wallung versetzen. An den Vorständen, Aufsichtsräten, Betriebsräten der großen Automobilkonzerne geht so etwas vorbei. Die haben ganz andere Probleme.
Die Chinesen machen es besser, hört man allenthalben. Sie hätten frühzeitig die richtigen Weichen gestellt und würden jetzt mit ihren elektrischen Fahrzeugen den Weltmarkt erobern. Der erste Punkt mag stimmen, ja. China hat durch seine elektronische Fertigungsindustrie und die daraufhin abgestimmten globalen Wertschöpfungsketten einen Vorsprung in der Batteriefertigung. Ja, auch der Trend, dass Autos zum fahrenden Smartphone werden, kommt von dort. Aber dass chinesische E-Fahrzeuge den Weltmarkt erobern werden, darf getrost bezweifelt werden. In China ist die Autoindustrie eine Start-up-Wirtschaft. Die Produktionszahlen sind, gemessen an europäischen, japanischen, koreanischen und US-Fahrzeugen, gering. Die chinesische Autoindustrie hat den Vorteil: Sie muss keine Transformationsprozesse durchlaufen, sie entwickelt sich gerade erst.
Batterien kann man kaufen. Nicht kaufen kann man Erfahrung, Leidenschaft und Innovationskraft, wie sie in gewachsenen Strukturen stecken. Die weltweit dominierende Autoindustrie hat ihre Basis und ihre Wurzeln immer noch in Europa, Japan, USA. Volkswagen, Toyota, Stellantis, Ford – das sind die weltgrößten Autobauer, in dieser Reihenfolge. Es handelt sich ausnahmslos um über viele Jahrzehnte gewachsene Konzerne mit stabilen Markenkernen und einem Weltruf im Fahrzeugbau, den ihnen niemand so schnell streitig macht. Die deutschen Autobauer sind die besten der Welt. Mit diesem festen Glauben sind Generationen von Autofahrerinnen und Autofahrern aufgewachsen. Nun kommt es darauf an, dieses Markenversprechen stabil zu halten und es in die Transformation mitzunehmen. Der Übergang in die elektrische Mobilität ist keine „grüne“ Erfindung. Er ist schlicht das Erfordernis eines globalen Umbruchs, der in Geschwindigkeit und Ausgestaltung mit Augenmaß austariert werden muss. Er wird enorme Härten mit sich bringen, für Beschäftigte und Arbeitgeber. Womöglich wird manche üppige Leistung, die Angestellte in der Autoindustrie erhalten, nicht in dieser Form aufrecht zu erhalten sein. Aber auch Führungspersonen müssen bereit sein, diesen Weg zu gehen. Sonst werden sie selbst gehen müssen, wie das Beispiel Stellantis zeigt.
Die Transformation der alten, gewachsenen Automobilindustrie: Sie ist ein enormer Kraftakt. Sie wird nicht einfach. Sie wird Opfer verlangen. Sie wird gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen.
Umbruch, keine Krise
Natürlich sind die Umwälzungen in der Automobilindustrie fundamental. Aber sie müssen sein. Ein Kommentar.
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