Irgendwo im Schwarzwald bestellt jemand ein neues Smartphone in Korea, ein toskanischer Werkzeughersteller benötigt mehr Spezialstahl aus seinem Lager, um die Produktion am nächsten Tag um fünf Prozent zu erhöhen, im Hafen von Rotterdam warten 500 Container auf den Weitertransport per Bahn: nur ein winziger Ausschnitt von Situationen und Ereignissen, die jeden Tag rund um die Erde eine ganze Kaskade logistischer Prozesse in Gang setzen.
Dabei gewinnt das Internet of Things (IoT) eine immer größere Bedeutung – also die Vernetzung physischer Objekte mit der virtuellen Welt des Internet und der Softwareanwendungen. In der digitalisierten Logistik spielen dabei unter anderem Sensoren eine wichtige Rolle. Verbunden mit Prozessoren und Datenspeichern ermöglichen sie die Übertragung von Information, etwa zur Position Fahrerloser Transportfahrzeuge (FTF) oder zur Messung und Steuerung diverser komplexer Abläufe. Welche Stärken des IoT sich Unternehmen zunutze machen können, zeigen einige Trends.
KEINE SUPPLY CHAIN OHNE IOT
Zuvorderst gilt: Die Digitalisierung in der Lieferkette auf Grundlage von IoT sollte für Unternehmen ein No-Brainer sein – andernfalls riskieren sie signifikante Wettbewerbsnachteile. Wer diesen Normativ umsetzt, kann unter anderem Kosten sparen, die Produktivität erhöhen, agiler handeln und neue Geschäftsfelder erschließen.
Zum zweiten werden digitale Zwillinge immer wichtiger. Mit diesem Instrument können Firmen ihre Supply Chain und sämtliche Logistikabläufe unter Echtbedingungen abbilden, durch die Anpassung beliebiger Faktoren ganz risikolos verschiedene Szenarien zur Verbesserung der Logistikprozesse durchspielen und lernen, an welchen Stellschrauben sie dafür drehen müssen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die IoT-Tracking-Technologie, die die Lokalisierung und Verfolgung von Objekten aller Art ermöglicht, im Fokus stehen vor allem Ladungsträger ohne eigene Stromversorgung. Je mehr Daten so generiert werden, desto effektiver die Analyse und Optimierung – natürlich auch mit Hilfe von KI-Anwendungen.
Ein weiterer Aspekt: Konsequentes Tracking unterstützt Firmen beim Einhalten gesetzlicher Vorgaben und vertraglicher Absprachen mit Geschäftspartnern. So muss beispielsweise für empfindliche Waren, Lebensmittel und Medikamente eine ununterbrochene Kühlkette garantiert oder der Weg von Gefahrguttransporten überwachbar sein, bei zeit- und ortskritischen Lieferungen müssen sich die Empfänger auf die korrekte Ankunft von Waren in tadellosem Zustand verlassen können, und immer häufiger verlangen Versicherungen digitale Logistik-Logbücher. All diese Anforderungen können Unternehmen aber nur erfüllen, wenn sie bereit sind, dafür Geld in die Hand zu nehmen – und die Aufwendungen als alternativlose Investition in die Zukunft begreifen.
ORIENTIERUNG IM DSCHUNGEL DER TRACKING-TECHNOLOGIEN
Aber wie sollen Firmen aus der Vielzahl der bereits existierenden IoT-Tracking-Technologien die passende herauspicken, zumal die Anwendungen ständig weiterentwickelt werden? Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht, aber Kriterien, die jede Technologielösung erfüllen sollte: unter anderem Zuverlässigkeit auf lange Sicht, Nachschubsicherung bei der Tracking-Hardware, ein belastbares Life-Cycle-Management und höchste Standards in Sachen Cybersecurity – denn die Minimierung von Betriebsrisiken kann gar nicht ernst genug genommen werden.
Und schließlich beeinflusst die Digitalisierung auf IoT-Basis auch die Nachhaltigkeit in Firmen positiv. Denn wer die eigenen Lieferketten in all ihren Segmenten kennt und intelligente Prozesse vorantreibt, steigert die Effizienz und aktiviert Einsparpotenziale – was letztlich auch den CO2-Abdruck verkleinert. Denn der schonende Umgang mit Ressourcen bedeutet eine Reduktion des Material- und Energieverbrauchs sowie der Abfallmengen. IoT-Tracking kann beispielsweise dazu beitragen, Einwegverpackungen durch wiederverwertbare Alternativen zu ersetzen oder Synergieeffekte erzeugen, wenn Container und Paletten koordiniert genutzt werden.
Ein paar Beispiele aus der Praxis: Die Entsorgungsgesellschaft Westmünsterland (EGW) hat jüngst alle 160 Wertstoffcontainer des Unternehmens mit IoT-basierten Trackern ausgestattet und so ihre Transport- und Entsorgungsprozesse weiter digitalisiert. Sie profitiert dadurch nicht nur von besserer Streckenplanung und effizienteren Prozessen, sondern vereinfacht auch Sicherheitschecks und schafft Nachverfolgbarkeit bei Diebstählen. Gesteuert wird die Anwendung über eine cloudbasierte Managementplattform – damit können die Personen am Steuer der Entsorgungsfahrzeuge der EGW per App auf alle wichtigen Informationen zu den Containern zugreifen und ihre Streckenplanung optimieren.
POSITIONSBESTIMMUNG STÄRKT DIE NACHHALTIGKEIT
Ebenso nutzen der Logistikriese Dachser und die Stückgutkooperation IDS Logistik das IoT: Beide Firmen haben ihre Wechselbrücken, also spezielle Container für den Warentransport per Lkw, digital vernetzt und können sie so an jedem beliebigen Ort in Europa ausfindig machen – das funktioniert mithilfe von Tracking-Modulen, die ihre Position in regelmäßigen Abständen per Mobilfunk in die Cloud schicken. So sind Ankunftszeiten präzise berechen- und vorhersagbar, was wiederum die Prozesse bei den Logistikern selbst als auch beim Kunden optimiert. Überdies werden durch die Anwendung Leerfahrten der Laster vermieden, was teuren Treibstoff spart und die Kohlendioxidemissionen senkt.
Beim Lebensmittellieferdienst Flaschenpost wiederum hat eine IoT-Lösung die Rolle des Troubleshooters übernommen: In Zeiten sehr hoher Nachfrage über Website oder App, etwa an
Wochenendabenden, waren die IT-Systeme von der Flut der Bestellungen überfordert – damit war das Firmenversprechen in Gefahr, innerhalb von maximal zwei Stunden das Gewünschte an den Mann oder die Frau zu bringen. Abhilfe schuf eine neue IT-Infrastruktur auf Cloud-Basis, kombiniert mit IoT-Wearables und mobilen Endgeräten für die Zusammenstellung und Lieferung der Waren. So sind Bestellschwankungen mit extremen Ausschlägen nun kein Problem mehr. Als Ergänzung profitieren die Fahrerinnen und Fahrer im Einsatz für Flaschenpost von einem KI-gestützten Routenplaner, der den kürzesten oder schnellsten Weg zum Ziel bestimmt. Dem Unternehmen beschert die Lösung mehr Umsatz durch höhere Effizienz – die Kundinnen und Kunden können sich darauf verlassen, dass Hunger und Durst so schnell wie möglich gestillt werden.