Warum deutsche Firmen so häufig auf Greenfield setzen

von Leif Zierz, Bereichsvorstand Deal Advisory, KPMG AG
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KPMG AG Beitrag

Sich in einem ausländischen Markt neu zu etablieren, ist ein mühseliges und zeitaufwändiges Unterfangen. Es gilt zuverlässige Zulieferer und Dienstleister zu finden, Kunden zu gewinnen und Mitarbeiter einzustellen. Die kulturellen und sprachlichen Herausforderungen sowie das regulatorische Umfeld müssen gemeistert und Kontakte zur lokalen Verwaltung aufgebaut werden.

Daher ist es überraschend, dass deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich viel häufiger genau diesen Weg gehen. Statt im Zielland etablierte Firmen zu kaufen und sich damit Markt- und Kundenzugang zu sichern, setzen sie darauf, organisch zu wachsen. Im weltweiten Vergleich führen die deutschen Unternehmen die drittmeisten Greenfield-Projekte durch. Bei der Anzahl von Mergers & Acquisitions, also Übernahmen, erreichen sie nur den sechsten Rang, wie eine im Oktober erscheinende KPMG-Studie über deutsche Investitionen im Ausland zeigt.  

Übernahmen haben den Nachteil, dass zwei Unternehmenskulturen zusammen geführt werden müssen. Diesen Aufwand scheuen deutsche Unternehmer. Außerdem haben sie einen außerordentlichen Qualitätsanspruch, aber nur ein geringes Vertrauen in Dritte. Daher bauen sie ihre Aktivitäten in fremden Ländern lieber sorgfältig selber auf. Durch die besonders kritische Beurteilung werden allerdings Firmen ausgeschlossen, die für Wettbewerber aus anderen Ländern durchaus attraktiv sind.

Damit lassen sich deutsche Unternehmen Chancen entgehen, denn Greenfield-Projekte bedeuten, das Feld von hinten aufrollen zu müssen. Es bleibt eine Einzelfallentscheidung, aber besonders der Zeitfaktor zur Gewinnung von Marktanteilen über einen direkten Markteintritt wird auch häufig unterschätzt. Mit einer wohl überlegten Übernahme lässt sich nicht nur kurzfristig der Umsatz steigern, sondern auch auf lange Sicht.

Auffällig ist auch, dass deutsche Unternehmen Greenfield-Projekte vorrangig in Wachstumsmärkten durchführen, während der M&A-Anteil deutscher Unternehmen in den industrialisierten Staaten größer ist. Bleibt diese Tendenz bestehen, ist davon auszugehen, dass deutsche Unternehmen im internationalen Wettbewerb zurückfallen werden.

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