Rudolf Schwarz* ärgert sich noch heute. Der Familienvater wollte eine neue Küche erwerben. Nach mehrmonatiger Suche war die Entscheidung endlich gefallen. Eine Markenküche mit Arbeitsplatte und Spüle aus Granit, verglasten Hochschränken und einen neuen Induktionsherd sollte es werden, mit energieffizientem Kühlschrank und neuer Spülmaschine. Gesamtkosten: 10.500 Euro.
Am Ende wurde es mehr. Der Küchenhändler bot an, die gesamte Summe mit einem „rekordgünstigen“ Ratenkredit über fünf Jahre zu finanzieren. Zinssatz: 1,9 Prozent. Die Restschuldversicherung nahm Schwarz auch noch mit. Sie springt ein, wenn der Kreditnehmer arbeitslos wird, erkrankt oder gar stirbt. Schwarz unterschrieb den Vertrag, während seine Frau mit dem Hund beim Tierarzt war.
Was er nicht wusste: Seine Frau hätte einen Großteil der Summe auf einen Schlag von ihrem Kontoguthaben zahlen können. Rudolf Schwarz hingegen rutschte mit der ersten Rate in den Dispo. Zinssatz: zehn Prozent. Und als etwas später das Angebot eines anderen Möbelhauses zu der gleichen Küche kam, bot es bei Barzahlung 20 Prozent Rabatt. Statt etwa 2.000 Euro mehr inklusive Schufa-Eintrag, hätte Rudolf Schwarz also auch 2.000 Euro weniger zahlen können.
Alles falsch gemacht, würde ein unabhängiger Kundenberater sagen. Die Experten der gemeinnützigen Online-Plattform finanztip.de betonen nicht umsonst, dass man Kredite für größere Anschaffungen nur dann aufnehmen sollte, wenn es unbedingt nötig sei. Zudem sollte man unbedingt einen Vergleich verschiedener Angebote anstellen. Online-Portale bieten heutzutage maximale Transparenz.
Welche Konditionen man bekommt, hängt von der Schufa-Bewertung ab. Daher sei ein echter Kreditvergleich nur mit individuell berechneten Angeboten möglich. „Unter Umständen kann die Aufnahme eines Ratenkredits der erste Schritt zu Schuldenproblemen sein“, rät finanztip.de. „Finanzieren Sie nur langlebige Konsumgüter wie eine Waschmaschine oder ein dringend benötigtes Auto mit einem Kredit und nicht etwa Weihnachtsgeschenke oder den nächsten Familienurlaub.“
Vor Restschuldversicherungen warnt finanztip.de. Sie seien „extrem teuer“ und würden vor allem deshalb angeboten, weil der Kreditgeber dadurch den Ertrag aus dem Ratenkredit drastisch steigere. „Erstens erhält er für den Abschluss eine hohe Provision, und zweitens sinkt durch die entsprechende Absicherung das Ausfallrisiko des Kredits – bei unverändertem Zinssatz ein tolles Geschäft für die Bank.“
Rudolf Schwarz machte dann doch etwas richtig: Weil er sich über den abgeschlossenen Kredit so ärgerte (und über die Sticheleien seiner Frau), beschloss er ihn nach einem Jahr abzulösen. Dafür verlangte die Bank allerdings eine Gebühr und eine so genannte Vorfälligkeitsentschädigung, die gesetzlich auf die Maximalhöhe von einem Prozent der Restsumme beschränkt ist.
Die beste Geldanlage ist eine möglichst schnelle Rückzahlung der Schulden, hat ein kluger Mensch mal gesagt. Und so war es auch in diesem Fall. Wäre die Familie Schwarz nicht Kreditnehmer, sondern mit dem Geld der Frau Kreditgeber geworden, hätte sie am Ende viel mehr gehabt als eine um 20 Prozent günstigere Küche. Sie hätte zum Beispiel die Hälfte, also 5.000 Euro, in einem ETF auf den Dax anlegen können. Das Vermögen wäre gemessen an den vergangenen fünf Jahren auf etwa 8.500 Euro angewachsen. Oder sie hätte in eine städtische Immobilie investieren können. Dann hätte sie im Schnitt einen Wertzuwachs von 3,5 Prozent pro Jahr erzielt. Innovative Online-Portale bieten auch die Möglichkeit an, projektbezogen zu investieren, etwa mit Crowdfunding-Modellen, bei denen sehr viele Kreditgeber eher kleine Summen investieren. Dadurch lassen sich zum einen Verlustrisiken streuen, und die Schwelle, eine Investition zu tätigen, sinkt.
(*Name geändert)
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