Frau Dr. Mükusch, welche zentralen Chancen und Herausforderungen sehen Sie beim Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung?
Viele Entscheider sind beeindruckt vom Tempo der KI. Richtig ist, dass KI Vorgänge beschleunigen, Qualität erhöhen und Kosten senken kann. Aber vor jedem Skalieren stehen Grundsatzfragen: Wem vertraut der Staat, welche Abhängigkeiten sind tragfähig, wie bleiben Daten geschützt? Geopolitik zeigt, wie schnell Abhängigkeiten zur Bremse werden. Verwaltung muss vom Reagieren ins Gestalten kommen. Dafür braucht es klare Ziele, prüfbare Leitplanken und einen realistischen Blick auf Ressourcen, Qualifikationen und Recht.
Geht es dann bei der Modernisierung vor allem um digitale Souveränität?
Digitale Souveränität ist kein Schlagwort, sondern Handlungsfähigkeit im Digitalen und umfasst Technologiekompetenz, Datenhoheit, Wirtschaftlichkeit sowie operative Flexibilität. Kooperation mit großen Anbietern ist möglich, entscheidend sind die bewusste Steuerung von Abhängigkeiten und offene, portierbare Architekturen. Souveränität entsteht nicht nur durch Technik, sondern auch durch Kompetenzen, Verträge und Exit-Szenarien.
Welche Herangehensweise hilft, damit KI nicht nur Pilot bleibt?
Deutschland leidet weniger an fehlender Technik als an prozessualer Trägheit. Wir digitalisieren Formulare, statt Prozesse neu zu denken. Erst der Soll-Prozess, dann die KI. Maßstab ist die Balance aus Leistungsfähigkeit und Unabhängigkeit: robuste, skalierbare Lösungen für sensible Daten mit echter Wechselmöglichkeit zwischen Anbietern. Orientierung gibt ein Rahmen von Daten über Plattform und Software bis zu Governance und Recht nach dem Prinzip: „build in cloud, run everywhere“. Kleine, überprüfbare Schritte schlagen große Masterpläne.
Welche Antworten bietet INFORA konkret?
Wir verstehen uns als public engineers und Partner für digitale Souveränität. Erstens schaffen wir Klarheit, indem wir prüfen, wo KI echten Nutzen stiftet, welches Souveränitätsniveau passt und welche Cloud-Optionen tragfähig sind. Zweitens setzen wir konsequent um – von der Analyse über die Architektur bis hin zum Target Operating Model, sicher, wirtschaftlich und zügig.
Drittens legen wir Wert auf Sicherheit, Nachvollziehbarkeit und Transparenz, um das Vertrauen in staatliches Handeln zu stärken. Und viertens fördern wir Qualifizierung, indem wir Rollenprofile, Schulungen und Leitfäden bereitstellen, damit Teams KI verantwortungsvoll einsetzen können.
Was bedeutet das in Projekten ganz konkret?
Wir starten mit einem Lagebild über Datenflüsse, Risiken und Nutzen. Darauf folgt ein Fahrplan mit Architektur-, Betriebsund Sicherheitskonzepten sowie Meilensteinen. Wir arbeiten plattform-neutral: Lösungen laufen souverän in der Cloud oder containerisiert im Rechenzentrum und bleiben portabel, wenn das Sicherheitsniveau es verlangt. Nötige Kompromisse werden bewusst getroffen mit Vorrang für Resilienz, Datenschutz und Gestaltungsfreiheit. Und wir denken an Schnittstellen, Protokolle, Logging, Monitoring und klare Betriebsübergaben.
Wie gehen Sie mit Beschaffung und Recht um – oft der Knackpunkt?
Beschaffung wird häufig zu spät mitgedacht. Wir kombinieren Architekturarbeit mit vergabereifen Leistungsbeschreibungen, Kriterien und Bewertungsmatrizen. So werden Souveränitätsanforderungen messbar durch Portabilität, Interoperabilität, Datenzugriff, und Support-Modelle. Am Ende zählt, dass Services funktionieren, Daten sicher bleiben und Entscheidungen nachvollziehbar sind.
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