US-Präsident Donald Trump hält sich für einen Magier der Finanzmärkte. Seine Künste zeigt er, indem er mit seinen Twitter-Nachrichten die Börsenkurse lenkt. Ein kleiner Handelskrieg hier, ein Lob für Deutschland da, ein Zornausbruch gen China dort, und Dow Jones, Dax, Nikkei und Hang Seng zappeln wie Marionetten an seinen Tweets. Rein ökonomisch gesehen aber steht Trumps Präsidentschaft für ein heftiges Wechselbad der Gefühle: Zum einen verstärken seine Ausbrüche die Volatilität der Kurse, das Auf und Ab an den Börsen. Zum anderen hat seine massive Steuersenkung das Wachstum der heimischen Wirtschaft derart befeuert, dass manche sich vor dem Verlöschen fürchten.
2020 ist Wahljahr in den USA. Der nächste Präsident der Vereinigten Staaten wird eine entscheidende Rolle für die globale wirtschaftliche Entwicklung des kommenden Jahrzehnts spielen – und damit für die Entwicklung der Weltbörsen. Zugleich wird der ökonomische Leuchtturm USA und seine Leitbörse an der Wall Street starke Konkurrenz bekommen. Eine bekannte Börsenregel lautet: „Wenn Amerika hustet, bekommt Europa einen Schnupfen.” Sie müsste im kommenden Jahrzehnt umformuliert werden. Denn im Schatten von Trumps Twitter-Theater hat sich eine andere Macht in die Position eines globalen Game Changer gebracht: China. Nicht nur, dass die chinesische Wirtschaft schwindelerregende Wachstumsraten an den Tag legt. Auch in Sachen globale Expansion ist das Land der Mitte weit vorn.
Afrikanische Volkswirtschaften werden immer interessanter. Die Volksrepublik hat angekündigt, auf dem Kontinent Investitionen in Höhe von 60 Milliarden Dollar zu tätigen, 15 Milliarden davon als Hilfen und zinslose Kredite. Außerdem sollen chinesische Unternehmen auf Wunsch des Staatschefs bis 2021 mindestens zehn Milliarden Dollar auf dem Kontinent investieren. Das ist nicht einmal neu: China investiert schon seit vielen Jahren in Afrika und hat in dem Kontinent eine Quelle für dringend benötigte Rohstoffe gefunden. Doch auch als Absatzmarkt rückt die wachsende afrikanische Mittelschicht für die Chinesen immer mehr in den Fokus. Mit einem Handelsvolumen von zuletzt 170 Milliarden Dollar hat China sowohl die USA als auch die alte Kolonialmacht Frankreich als wichtigste Handelspartner des afrikanischen Kontinents hinter sich gelassen. Damit werden afrikanische Volkswirtschaften immer interessanter – auch für Anleger. Hier könnten Wachstumsraten möglich sein, wie sie Asien bis vor einiger Zeit vormachte.
Und Deutschland? Ist hin- und hergerissen zwischen Tradition West und Faszinosum Ost. Ist beeindruckt von der hohen Geschwindigkeit, mit der China agiert und bewundert die Wachstumskraft. Die diktatorischen Züge des Regimes werden da gern schon mal übersehen. Von den USA, dem Vorbild in Sachen Demokratie, werden die Deutschen hingegen rüde beschimpft. Dem rüpelhaften Ton des immer noch größten Handelspartners der Deutschen stehen aus Fernost honigsüße Botschaften gegenüber, Balsam für die Seele Europas. Partner wolle man sein, den freien Welthandel fördern wie auch den Klimawandel gemeinsam bekämpfen. China steht hinter dem Pariser Abkommen, inves-tiert in Greentech-Unternehmen aus Deutschland und setzt auf erneuerbare Energien und E-Mobilität.
China oder die USA? Die Frage könnte sich ab 2020 zuspitzen. Zum einen wird es um die Rolle des chinesischen Technologiekonzerns Huawei beim Aufbau des hiesigen 5G-Mobilfunknetzes gehen. Die USA drohen mit Sanktionen für den Fall, dass der chinesische Konzern mit einbezogen wird. Mit europäischem Know-how aber ist 5G nicht zu machen; die wesentlichen Technologien können nur aus China oder den USA kommen. Huawei-Komponenten aber wären ein Einfallstor für Wirtschaftsspionage, fürchten manche. Andere befürchten dasselbe für die in den USA gefertigten Komponenten.
Klar ist: Mit 5G wird der Wettbewerb um die nächste Generation des Internets losgetreten. Europäische Start-ups hätten die Chance, mit Lösungen für industrielle IoT-Anwendungen im Internet 5.0 den Apples, Googles, Alibabas etwas entgegenzusetzen. Enscheidend ist hier der Faktor Geschwindigkeit. Würde man Huawei ausschließen, müsste man konsequenterweise auch die Komponenten des Konzerns aus dem Vorläufernetz 4G entfernen. Und das würde kostbare Zeit kosten.
Ein weiteres Thema ist der Klimaschutz: CO2-Ausstoß wird besteuert, das beginnt in Deutschland und Europa schon im kommenden Jahr. CO2-sparender Konsum und emissionsarme Mobilität werden im Gegenzug immer preiswerter. Die EU-Kommission erwägt sogar eine CO2-Steuer auf Importe, um den Nachteil im Binnenmarkt auszugleichen. Dabei würden Produkte entsprechend nach der Höhe der bei der Produktion entstandenen Treibhausgase mit Zöllen belegt. Das ist ein klarer Affront gegen die USA.
Denn während Präsident Barack Obama das Klimaabkommen 2016 unterzeichnet und eine Wende weg von Kohleverbrennung und hin zu Erdgas-, Wind- und Solarenergie eingeleitet hatte, macht sein Nachfolger Trump all das wieder rückgängig. Strenge Umweltvorschriften entschärft er, Maßnahmen gegen die Luft- und Wasserverschmutzung und Vorschriften für Kohlekraftwerke werden neu geprüft. Ihre Zusammenarbeit im Pariser Klimaschutzabkommen haben die USA aufgekündigt. Lange wird die Trotzphase nicht vorhalten: Angesichts der global zunehmenden Wetterextreme wie Hitzewellen, Dürre, Waldbrände, Hochwasser, Wirbelstürme und den damit einhergehenden Herausforderungen für Wirtschaft, Gesundheit und Versorgung ist es absehbar, dass sich der Handlungsdruck verstärken wird. Dem werden sich mittelfristig auch die USA nicht widersetzen können.
Der Widerstand im Land wächst: So haben sich bereits mehrere Gouverneure von Bundesstaaten von der Entscheidung Donald Trumps distanziert und angekündigt, die Klimaziele des Pariser Vertrags auf eigene Faust anzugehen. Fast die Hälfte der Staaten haben gemeinsam eine Klima-Allianz ausgerufen, die sich dazu verpflichtet, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Und 430 US-Städte wollen sich eigenmächtig an die Ziele des Pariser Klimaabkommens halten.
Man wagt wohl nicht zu viel, wenn man prognostiziert, dass Künstliche Intelligenz, dass Industrial Internet of Things und Lösungen für die elektrische Mobilität und die klimafreundliche Umgestaltung der Wirtschaft die Megatrends des nächsten Jahrzehnts werden. Investitionen in diese Bereiche, natürlich in einem ausreichend diversifizierten Portfolio, sollten sich lohnen.
Was aber wird aus dem guten, alten Weltspartag? Der ist schon fast hundert Jahre alt, und an diesem Tag eröffnen viele Kinder erstmals ein Sparbuch und tragen ihr Geld in die Banken und Sparkassen. Was sie meist noch nicht wissen: Sie werden immer ärmer, die Inflation frisst die kargen Gewinne auf – falls es überhaupt noch welche gibt. In Zeiten der niedrigen Zinsen ist das Sparbuch keine attraktive Anlageform.
Wer darauf spekuliert, dass die Zinsen in den nächsten Jahren signifikant steigen werden, könnte auf das falsche Pferd setzen. Der private Vermögensverwalter Flossbach von Storch etwa geht davon aus, die Zinsen noch sehr lange auf sehr niedrigen Niveaus bleiben. Um diese These zu untermauern, haben die Analysten ausgerechnet, was es bedeuten würde, wenn der Leitzins der EZB auf den Stand vor Ausbruch der weltweiten Finanzkrise steigen würde. Damals lag er bei vier Prozent.
Sparer hatten noch die Chance, mit ihren Zinskonten auch nach Inflation die Kaufkraft ihres Vermögens zu erhalten. Immobilien waren deutlich günstiger zu haben – auch weil Banken für Baugeld mehr als drei Mal so viel Zinsen berechneten wie jetzt. Im Gegenzug würde die Schuldenlast für viele Staaten ins Unermessliche steigen. Italien wäre am Randes des Staatsbankrotts. Die Kalkulationen zeigen: „Deutliche Zinsanhebungen der EZB ohne einen massiven Anstieg der Inflation sind unseres Erachtens mehr als unwahrscheinlich.” Nicht nur die Staatshaushalte würden unter der Schuldenlast ächzen. Auch Privathaushalte und Unternehmen würden ihre Investitionspläne zusammenstreichen. Eine erneute Rettungsaktion der Notenbank wäre der folgerichtige nächste Schritt.
Doch immer noch haben die Deutschen rund 40 Prozent ihres Geldes zu Niedrigzinskonditionen geparkt. Stattdessen aber wäre jetzt kluges Investieren mittels ETFs, Fonds oder Aktien angezeigt, rät etwa das Deutsche Aktien Institut DAI und rechnet vor: Breit gestreute Aktienanlagen erzielen attraktive Erträge von sechs bis neun Prozent jährlich. Der Abschied vom Sparbuch – das wäre ein guter Vorsatz für 2020.
Die goldenen Sieben – Anlagetrends 2020 –
1. Nachhaltige Geldanlagen
Investitionen in Greentech und nachhaltige Projekte werden lukrativer, Klimaschutz und Ressourceneffizienz geraten immer mehr in den Fokus der Anleger. Aber Nachhaltigkeit umfasst nicht nur die Umwelt, sondern auch soziale und wirtschaftliche Aspekte. Korruptionsbekämpfung und Achtung der Menschenrechte zählen also auch zum nachhaltigen Wirtschaften. Wer in diesen Sektor investieren möchte, findet Aktienfonds, die nach ökologischen und/oder sozialen Kriterien zusammengestellt sind. Sie schließen Bereiche wie Kernenergie, Tabakwaren oder Rüstungsgüter aus und investieren in Unternehmen, die keine Kinderarbeit dulden.
2. Erneuerbare Energien
Mit dem Ausweiten der Energiewende auf die Sektoren Gebäude und Verkehr werden Investitionen in moderne Heizungen, Dämm-Lösungen und emissionsfreie Antriebe interessanter für Anleger. Und je höher der CO2-Preis steigt, desto spannender werden Investitionen in CO2-freie Technologien. Gefragt sind vor allem Speicher für grünen Strom, etwa Batterien und Power-to-X-Technologien, womit im Wesentlichen die Produktion von Wasserstoff aus erneuerbarem Strom gemeint ist. Der Wasserstoff kann über Brennstoffzellen wieder in Strom umgewandelt werden.
3. Robo Advisors
Tools für die digitale Geldanlage liegen im Trend. Das Prinzip ähnelt dem Investment-Fonds, nur dass nicht Menschen, sondern ein Algorithmus bestimmt, wann und wohin das Vermögen umgeschichtet wird. In der Regel wird in ETFs investiert, in Fonds, die automatisiert einem bestimmten Index folgen – etwa der Entwickung der Weltwirtschaft oder dem Deutschen Aktienindex DAX. Die Gebühren der Robo Advisors sind relativ niedrig, und man hat sein Vermögen stets im Blick, übersichtlich aufbereitet auf einer Smartphone-App.
4. Persönliche Beratung
Das ist der Gegentrend zur Digitalisierung der Finanzbranche: Vermögende Privatiers, Erben und Unternehmer geben ungern ihr Vermögen in anonyme Hände. Ebenso ungern lassen sie es von Maschinen managen. Wenn es um Millionenbeträge geht, ist Tradition gefragt und ein guter Ruf das A und O. Der stets gut informierte, private Vermögensverwalter, der bei Kaffee und Zigarre die richtige Geldanlagestrategie erörtert, tut dies für Menschen, die ein liquides Vermögen von, sagen wir, einer halben Million Euro und mehr besitzen.
5. Immobilien
Die drei Faustregeln für eine lukrative Immobilie lauten bekanntlich: Lage, Lage, Lage. Die Preise in den deutschen Städten sind bereits sehr hoch, mancherorts befürchten Analysten schon eine Preisblase. Interessanter sind demnach die so genannten B-Lagen, mittlere Städte mit hohem Entwicklungspotenzial oder Immobilien in den Speckgürteln der Metropolen. Solange die Zinsen niedrig bleiben, bleiben auch Baukredite attraktiv. Und so lange auch das Bauen. Wer nicht alles auf eine Karte setzen möchte, kann auch in offene oder geschlossene Immobilienfonds investieren und so vom Boom profitieren.
6. Sachwerte
Vom Kunstwerk zum Oldtimer: Sachwerte sind im Kommen. Wer hier investiert, erhält – im Gegensatz zu einer Investition an der Börse – für sein Geld etwas Handfestes. Aber, und das ist die andere Seite der Medaille: Sachwerte stellen hohe Ansprüche an ihren Besitzer. Ein Auto muss dafür gut untergebracht und gepflegt werden, sonst droht statt Wertsteigerung am Ende der Schrottplatz. Außerdem muss man den Markt und die Besonderheiten des Sachwerts kennen. Wer ein Weingut erwirbt, sollte schon ein wenig Ahnung von Wein, Anbau und Vermarktung haben.
7. Asien und Afrika
Die Tigerstaaten Asiens, China und der „Kontinent der Chancen”, wie Afrika von geneigten Investoren genannt wird, bietet auch Anlegern große Zukunftschancen. Allerdings nicht in allen Ländern. Vielerorts behindern Konflikte oder kurrupte Regimes die freie Entfaltung der Wirtschaft. Chinesische Unternehmen investieren aber bereits vielerorts in die Infrastruktur Afrikas und erschließen Rohstoffe für die Produktion von Smartphones und Batterien. Im Gegenzug verbessert sich auch das dortige Konsumklima.