Wann endet der Bärenmarkt?

Nach wiederholten Kursstürzen ist es ruhig geworden um die digitalen Währungen. Die Ruhe bringt aber auch Chancen mit sich. Ein Lagebericht.

Illustration: Chiara Lanzieri
Illustration: Chiara Lanzieri
Caroline Dougoud Redaktion

Um Bitcoin und andere Kryptowährungen ist es in den letzten Monaten zunehmend ruhiger geworden. Dies liegt daran, dass die digitalen Währungen regelmäßig starken Schwankungen unterliegen. Seit der Gründung von Bitcoin 2009 hat sich ein Vierjahreszyklus abgezeichnet, der sich bis jetzt stets wiederholt hat. Dabei hat jedes so genannte „Bitcoin-Halving“ einen neuen Bullenmarkt eingeläutet. 

Bitcoin-Halving bedeutet eine Halbierung der an Miners ausgezahlten Menge an Bitcoins pro erzeugtem Block, welche diese als Belohnung für die Sicherung des Blockchain-Systems erhalten.

Nach der Halbierung ein neuer Aufschwung

So ging es bisher nach jedem Halving in der Regel während rund 1,5 Jahren aufwärts, wobei der Bullenmarkt stets durch eine regelrechte Kursexplosion beendet wurde. Im Anschluss folgte bisher jeweils ein Bärenmarkt von rund 2,5 Jahren. Während dieser Zeit korrigierte der Bitcoinkurs stets zwischen 60 und 80 Prozent, bevor er während der nächsten Hausse zu einem neuen Allzeithoch aufbrechen konnte.

Das letzte Allzeithoch erreichte Bitcoin im November 2021. Das nächste Halving wird im April 2024 erwartet. Dementsprechend befinden wir uns aktuell mitten im Bärenmarkt.

Diese bärischen Phasen sind nicht nur durch stark reduziertes Interesse und sinkende Preise der Kryptowährungen gekennzeichnet. Zusätzlich werden während dieser Zeit auch immer wieder negative Neuigkeiten publik, die Anlass zu Kritik oder Sorge an den neuen Währungen geben. Wie bereits im Bärenmarkt von 2018 wurde beispielsweise erneut bekannt, dass Neurechte Spenden in Bitcoin entgegennehmen. Ebenfalls erschien vor Kurzem ein Artikel über Bitcoin-Geldautomaten, die offenbar über keine Bewilligung der BaFin verfügen würden. Nicht zu vergessen sind zudem größere Skandale wie die Insolvenz der FTX-Börse im November 2022.

Der Bitcoin folgt seinem Zyklus

Langfristig haben aber weder negative Neuigkeiten noch Skandale einen bleibenden Effekt auf den Kryptomarkt. Stattdessen folgt Bitcoin unbeirrt seinem Zyklus. Deshalb bietet ein Bärenmarkt auch die Chance, Trends frühzeitig zu erkennen und bei stark reduzierten Preisen in die Projekte zu investieren. Da Altcoins – also sämtliche Kryptowährungen abgesehen von Bitcoin – bei einer Korrektur von Bitcoin allerdings deutlich mehr Prozente verlieren können, ist hier stets Vorsicht geboten. Denn selbst wenn ein Projekt langfristig großes Potenzial verspricht, sind kurzfristige starke Korrekturen nicht auszuschließen.

Ein bereits seit längerer Zeit anhaltender Trend, der sich während des nächsten Bullenmarktes richtig durchsetzen könnte, sind sogenannte Layer2-Coins. Dabei handelt es sich um Währungen von Projekten, die als Ergänzung zur Ethereum-Blockchain funktionieren. Denn Ethereum ist aktuell die meistgenutzte Blockchain für DeFi-Projekte. DeFi steht für “Decentralized Finance” und beschreibt Projekte, die ausschließlich auf der Blockchain laufen. Aufgrund der eingeschränkten Skalierbarkeit führt die steigende Nutzung allerdings dazu, dass das Ethereum-Netzwerk verlangsamt wird und Transakationen extrem teuer werden. Dieses Problem wird mit Layer2-Projekten gelöst, indem Transaktionen zuerst auf der zweiten Ebene (eben die Layer2) gebündelt und dann als Paket an die Ethereum-Blockchain (Layer1) geschickt werden. Die bekanntesten Beispiele sind Arbitrum (ARB), Optimism (OPT) und Polygon (MATIC).

Illustration: Chiara Lanzieri
Illustration: Chiara Lanzieri

Die Community macht den Unterschied

Ebenfalls langfristig lohnenswert könnten große Kryptowährungen mit einer starken Community sein wie Solana (SOL) oder Cardano (ADA). Solana geriet zuletzt durch den FTX-Skandal in Verruf, da der FTX-CEO Sam Bankman-Fried früh in Solana investierte und sich nach wie vor große Mengen auf der insolventen Börse befinden. Dennoch verfügt die Währung nach wie vor über eine große und starke Fangemeinde, die an die Zukunft des Projektes glaubt. Eine starke Community kann zu unvorstellbaren Kurssprüngen der entsprechenden Kryptowährung führen. Dies hat das Beispiel von Cardano gezeigt. Die Kryptowährung ist zwischen Ende 2020 und Mitte 2021 um rund 3.000 Prozent gestiegen, obwohl bis dahin  noch gar kein funktionierendes Produkt auf dem Markt war. Auch heute kämpft Cardano mit Problemen bei seiner eigenen Blockchain. Trotzdem ist die Community hinter dem Projekt nach wie vor stark, weshalb auch der ADA-Kurs im nächsten Bullenmarkt wieder stark steigen könnte. Während Bitcoin und Co. immer wieder als „tot” verschrien werden, haben vergangene Bärenmärkte gezeigt, dass Bitcoin zwar jeweils stark korrigiert, sich dann aber auch wieder bestens erholt hat. Deshalb lohnt es sich, ein Portfolio mit einem langfristigen Anlagehorizont zusammenzustellen.

Stablecoins als Sicherheit

Obwohl der aktuelle Bärenmarkt bereits seit rund 1,5 Jahren anhält, darf nicht vergessen werden, dass dieser mit großer Wahrscheinlichkeit ein weiteres Jahr andauern wird. In dieser Zeit können sämtliche Kryptowährungen weiter an Wert verlieren, bevor sie wieder steigen. Deshalb sollte ein Portfolio aktuell idealerweise zu einem großen Teil aus Stablecoins bestehen. Dies sind Coins, die an den US-Dollar gekoppelt sind, wie beispielsweise USDT. Der Vorteil dieser Währungen ist, dass man sie im Wallet oder auf einer Börse bereithalten und bei einem Kurssturz sofort gegen eine andere Kryptowährung tauschen kann.

Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) haben sich in den letzten Jahren als verhältnismäßig stabil behauptet. Daher kann es sich lohnen, bereits jetzt einen Teil des Portfolios auf die beiden Coins zu verteilen. Wer sein Portfolio weiter diversifizieren möchte, kann aus den oben genannten Trends weitere Coins auswählen und einen kleinen Teil des Kapitals investieren. Dies könnten beispielsweise Arbitrum und Solana sein. Bei weiteren Kurskorrekturen können schließlich die Stablecoins für einen langsamen Zukauf aller dieser Währungen verwendet werden.

Abschließend bleibt anzumerken, dass Kryptowährungen volatil sind und starke Kursschwankungen zu großen Verlusten führen können. Die hier geteilten Informationen sind keine Anlage- oder Handelsempfehlungen, sondern haben rein informativen Charakter. 

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