»5 bis 10 Prozent Gold gehören in jedes langfristig ausgerichtete Anlegerportfolio«

Interview mit Steffen Orben, seit 2007 Geschäftsführer der Deutschen Börse Commodities GmbH 

Steffen Orben Geschäftsführer der Deutschen Börse Commodities GmbH
Steffen Orben Geschäftsführer der Deutschen Börse Commodities GmbH
DEUTSCHE BÖRSE COMMODITIES Beitrag

Angesichts einer kaum gesunkenen Inflationsrate und einer schrumpfenden Wirtschaft richten viele deutsche Anleger ihren Blick weniger auf Renditemaximierung als vielmehr auf einen wirksamen Schutz ihres Vermögens. Wie Gold dazu beitragen kann, erläutert Steffen Orben. Er besitzt über 30 Jahre Erfahrung im Devisen- und Rohstoff-Bereich, u.a. bei der Deutschen Bank AG und bei JP Morgan in London.

Herr Orben, Gold hat traditionell einen guten Ruf als sicherer Hafen und Wertspeicher. Lässt sich das auch quantitativ belegen?
Selbstverständlich – vor allem, wenn man die Kursentwicklung über längere Zeit betrachtet. Kurzfristig kann das Edelmetall durchaus enttäuschen, langfristig dagegen nie. So ist der Goldpreis seit der Euro-Bargeld-Einführung um knapp 500 Prozent gestiegen und hat damit jeder Geldentwertung getrotzt und sich zudem als Wertspeicher bewährt. Noch deutlicher macht es ein Kaufkraftvergleich von Gold und Gemeinschaftswährung: Während die Kaufkraft von Gold seit der Jahrtausendwende ungefähr gleichblieb, ist der Euro im Vergleich heute nur noch knapp 20 Cent wert. 

Welche weiteren Gründe gibt es für Privatanleger, sich Gold ins Depot zu legen?
Neben dem bereits erwähnten Beitrag zur Wertentwicklung, der sich übrigens durch den Wegfall der 25-prozentigen Abgeltungssteuer für Gewinne auf Gold bei einer Haltefrist von mindestens einem Jahr noch erhöht, macht vor allem eine Besonderheit des Edelmetalls die Beimischung für Anleger so wertvoll: Gold weist in ruhigen Zeiten auf den Kapitalmärkten eine weitgehend neutrale Korrelation zu fast allen anderen Anlageklassen auf. In stürmischeren Marktphasen und bei Erwartung von Krisenzeiten dreht diese sich jedoch ins Negative. Das heißt: In der Regel steigt der Goldpreis, wenn Krisen kommen.

Gold – unverzichtbarer Vermögensschutz fürs Depot
Gold – unverzichtbarer Vermögensschutz fürs Depot

Gold wirkt also als Gegengewicht in Krisenzeiten?
Genau, und das so effizient, dass sich eine dauerhafte Investition in Gold empfiehlt. Bei institutionellen wie auch privaten Anlegern hat sich seit langem die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine Goldbeimischung die risikobereinigte Wertentwicklung eines typischen Aktien/Anleihen-Portfolios verbessern kann. Dieser positive Effekt tritt bereits bei einer angenommenen Krisenwahrscheinlichkeit von nur 15 Prozent ein – und eine solche Annahme ist durchaus realistisch. Durch Studien ist belegt, dass Gold bereits ab einer Beimischung von 5 Prozent als Portfoliostabilisator wirkt. Ich selbst empfehle sogar 10 Prozent Gold im Depot.

Handel und Aufbewahrung von Gold sind allerdings im Vergleich zu anderen Anlageklassen recht kostspielig. Beeinträchtigt das nicht die positiven Aspekte der Portfoliobeimischung?
Diese Nachteile gibt es tatsächlich – für physisches Gold. Deshalb hat die Deutsche Börse Commodities vor 15 Jahren mit Xetra-Gold eine börslich handelbare Inhaberschuldverschreibung emittiert, die zu 100 Prozent mit physischem Gold hinterlegt ist und an der Börse exakt so kostengünstig, transparent und flexibel gehandelt werden kann wie Aktien oder ETFs. Lediglich eine jährliche Verwaltungsgebühr von bis zu 0,3 Prozent der Anlage zzgl. Mehrwertsteuer fällt für die Verwahrung der Goldbarren an. Jeder Xetra-Gold-Anteil verbrieft außerdem den Anspruch des Anlegers auf jederzeitige Umwandlung in Goldbarren.

www.xetra-gold.com

Nächster Artikel
Wirtschaft
Juli 2023
Illustration: Mark Magnaye
Redaktion

Dienstlich unter Strom

Auch bei den Flottenmanagern kommt die Elektromobilität langsam an. Dabei stellt sich heraus: Das Image der Fahrzeuge spielt auch hier eine wesentliche Rolle.

Wirtschaft
Dezember 2023
Illustration: Nicole Pfeiffer
Redaktion

Pioniere der Machbarkeit

In deutschen Dörfern zeigt sich im Kleinen, was es aufs große Ganze zu übertragen gilt. Eine neue Zunft von Energielandwirten macht vor, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit kein Widerspruch sein müssen.