Market Timing mit ETFs

Auch ETFs leiden unter den aktuellen Marktschwankungen. Die bieten jedoch gerade für die Sparpläne derzeit auch Vorteile.

Illustration: Rosa Viktoria Ahlers @rosaviktoriaahlers
Illustration: Rosa Viktoria Ahlers @rosaviktoriaahlers
Johanna Schwabe Beitrag

Sparer und Kleinanleger hören derzeit immer wieder, dass sie unbedingt die Ruhe bewahren sollten. Das fällt mit Blick auf den eigenen ETF-Sparplan allerdings nicht gerade leicht, wenn das mühsam in 50-, 100- oder 200-Euro-Schritten angesammelte Kapital plötzlich weniger wert ist, als hätte es unterm Kopfkissen gelegen. 

Dennoch ist es richtig, jetzt nicht in Panik zu geraten, sondern den Markturbulenzen vielleicht sogar etwas Positives abzugewinnen. Aber der Reihe nach. ETFs, sogenannte Exchange Traded Funds, sind börsengehandelte, passive Fonds, die entweder einen Index oder einen anderweitig zusammengestellten Mix an Wertpapieren abbilden. Der große Vorteil für Anleger: Sie können an der Wertentwicklung großer Indizes wie dem Dax partizipieren, ohne jede einzelne der 40 Aktien kaufen zu müssen. Auch deshalb sind ETFs so attraktiv für Sparpläne, über die monatlich selbst ein verhältnismäßig kleiner Betrag eingezahlt werden kann.
 

NICHT IN PANIK GERATEN


Und genau diese Kontinuität ist ein weiterer großer Vorteil vom ETF-Sparen. Denn auch wenn sich natürlich kein Anleger wünscht, einen Börsencrash live miterleben zu müssen, gilt beim Investieren dennoch, dass es den einen richtigen Zeitpunkt für den Ein- und Ausstieg nicht gibt. Eine Studie aus 2019 zeigt: Hat ein Anleger in den letzten 31 Jahren die besten 13 Tage des DAX verpasst, hat er seine Rendite bereits halbiert. Wer bei den besten 33 Tagen des Index über diesen langen Zeitraum nicht dabei war, muss sogar Verluste hinnehmen. Beim britischen oder französischen Leitindex reicht es übrigens, wenn man die besten fünf respektive sechs Tage verpasst hat, um seine Rendite zu halbieren. War man bei den besten 14 und 15 Tagen nicht dabei, ist man im Minus.

Auch aus diesem Grund investieren selbst professionelle Anleger große Summe nie auf einmal, sondern über einen längeren Zeitraum. Und letztendlich machen ETF-Sparer nichts anderes als ebendiesen Einstiegszeitraum zu verlängern und damit Marktschwankungen für sich zu nutzen. Denn auch wenn das eigene Portfolio derzeit vielleicht an Wert verloren hat, heißt es für den nächsten monatlichen Kauf, dass ich für meine Sparsumme von 50, 100 oder 200 Euro deutlich mehr Anteile am ETF bekomme als in den Monaten zuvor, wovon ich dann wiederum profitiere, sobald die Kurse wieder steigen.
 

LANGFRISTIG DENKEN


Auch das ist Markttiming – nur eben nicht der Versuch, den perfekten Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu erwischen. Dafür darf ich als Anleger natürlich nicht heute oder morgen auf das im ETF investierte Geld angewiesen sein. Die Summe, die monatlich gespart wird, muss langfristig investiert bleiben und darf nicht ständig in der Haushaltskasse fehlen. Dann nämlich schlagen sich ETFs erstaunlich gut. Denn Krisen gab es in den vergangenen Jahren reichlich, und trotzdem hat ein Anleger, der vor zehn Jahren in einen ETF auf den MSCI World investiert hat, sein Vermögen mittlerweile mehr als verdoppelt. Außerdem werden ETFs seit genau 25 Jahren gehandelt – ein Indiz für Zuverlässigkeit und Kontinuität, dass dieser Tage eher selten zu finden ist.

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