Heizen wir in Zukunft ...

...mit Gas oder Öl? Welche Frage: Fossile Heizungen sind ein Auslaufmodell. Nur ein System ist in der Lage, erneuerbaren Strom effizient in Wärme oder Kälte umzuwandeln – auch wenn das manche nicht wahrhaben wollen.

Illustration: Josephine Warfelmann
Illustration: Josephine Warfelmann
Mirko Heinemann Redaktion

Das mag jetzt seltsam klingen, aber die Norweger haben den Deutschen etwas voraus: die Monarchie. Als der norwegische Kronprinz Haakon in seiner offiziellen Residenz Wärmepumpen als Heizsystem installieren ließ, brach im skandinavischen Land das Wärmepumpenfieber aus. Inzwischen beheizen 66 Prozent der Norweger ihre Gebäude mit Wärmepumpen. Wenn hingegen der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck durchs Land reist und die Wärmepumpe anpreist, als sei sie vom Lkw gefallen, erntet er in sozialen Medien viel Spott. Tja. Kronprinz müsste man sein. Der Verkauf von Wärmepumpen in Deutschland stockt. Der Anteil der Wärmepumpe an den Gebäudeheizungen beträgt hierzulande mickrige 5,6 Prozent. Die Deutschen bleiben skeptisch – wider besseren Wissens. Denn die Wärmepumpe ist das beste, weil weitaus effizienteste Heizgerät, das es auf dem Markt gibt. Es produziert drei bis vier Mal mehr Energie, als man hineingeben muss. Stattdessen scheint sich Trotz gegen das vom grünen Wirtschaftsminister favorisierte System breitzumachen, es geht die Rede vom „Gasheizungsverbot“ oder vom „Wärmepumpenzwang“. 

Dabei gibt es weder das eine noch das andere. Seit Januar 2024 gilt, dass möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll. Dabei herrscht Technologieoffenheit. Jedem ist es unbenommen, etwa mit aus Pflanzenabfällen gewonnenem Biogas zu heizen oder einen elektrischen Heizlüfter anzuschließen und ihn mit Ökostrom zu betreiben. Selbst die Verbrennung von Holz oder Holzpellets gilt gemäß dem aktuellen Gebäudeenergiegesetz als „erneuerbar“. Und nicht nur das: Im Neubau gibt es sogar staatliche Förderung für den Einbau von so genannten Einzelraumfeueranlagen. Bedeutet: Moderne Kaminöfen oder andere Holzfeueranlagen, etwa Pelletheizungen oder Kachelöfen im Effizienz-Neubau Stufe 40, werden von der staatlichen Kreditbank KfW gefördert. 

Welche Heizung man einbauen möchte, kann man im Rahmen des 65-Prozent-Anteils für Erneuerbare frei wählen. Bei dieser Kosten-Nutzen-Rechnung schneidet die Wärmepumpe am besten ab. Die Wärmepumpe ist das derzeit klimaschonendste Heizgerät, weil es in der Lage ist, Strom aus Erneuerbaren Quellen in Wärme umzuwandeln. Und das sogar mit einem Bonus: Denn im Gegensatz zu einer reinen Elektroheizung, die Strom direkt in Wärme umwandelt, ist die Wärmepumpe in der Lage, aus ihrer Umgebung Energie zu beziehen und sie der Energie aus dem Strom hinzuzufügen. Das Prinzip der Wärmepumpe ähnelt dem eines Kühlschranks, nur umgekehrt. Während ein Kühlschrank dem Innenraum Wärmeenergie entzieht und diese nach außen leitet, macht eine Wärmepumpe das Gegenteil. Eine klassische Wärmepumpe entzieht der Luft außerhalb des Gebäudes Wärmeenergie und macht sie für die Beheizung des Innenbereichs nutzbar. Neben der Außenluft ist eine Wärmepumpe in der Lage, auch andere Wärmequellen anzuzapfen, etwa Wärmeenergie aus dem Grundwasser oder dem Erdreich in der Tiefe.

Bei der Wärmepumpe wird mechanische Arbeit in Form von Kompression und Expansion genutzt, um thermische Energie zu gewinnen. Diese mechanische Arbeit erzeugt Geräusche: zum einen ist das der Ventilator. Zum anderen entstehen hörbare Luftbewegungen. Auch der Lüftermotor und der elektrische Kompressor (Verdichter) erzeugen Geräusche. Beim Anlaufen einer Wärmepumpe können die Geräusche lauter sein. Ebenso beim so genannten Abtauen: Sinkt die Temperatur beim Verdampfen unter den Taupunkt der Luft, kann sie vereisen. Um diese Vereisung zu lösen, verfügen moderne Wärmepumpen über Abtauprogramme, die ein Rauschen verursachen können. Daher sollte bei der Aufstellung einer Wärmepumpe der Ort gut überlegt werden.

Nutzt man das Erdreich oder das Grundwasser als Wärmequelle für eine Wärmepumpe, lässt sich deren Effizienz steigern. Denn schon in zwei Metern Tiefe sinkt die Temperatur üblicherweise nie unter 5 Grad Celsius ab. Grundwasser hat üblicherweise eine Temperatur von rund 10 bis 12 Grad Celsius. In der Tiefe lässt sich ein Kühlmittelkreislauf in Form von Rohren installieren, in denen dann ein Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel zirkuliert, die so genannte Sole. Die erwärmt sich in der Tiefe, wird heraufgepumpt, gibt ihre Wärme im Hauptgerät ab und wird als kältere Sole wieder in die Erde gepumpt, wo sie sich dann wieder erwärmt. Geht man noch tiefer in die Erde, wo die Temperaturen noch höher sind, kann man den Wirkungsgrad der Wärmepumpe, auch „Arbeitszahl“ genannt, noch steigern.
 

»Wer rechnen kann, wird an der Wärmepumpe kaum vorbeikommen.«


Klassische Luft-Wasser-Wärmepumpen haben im Jahresdurchschnitt eine Arbeitszahl von mindestens 3, was bedeutet, dass sie aus einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme gewinnen können. Wasser-Wasser-Wärmepumpen, die ihre Außenwärme aus dem Grundwasser beziehen, können bis zu fünf Kilowattstunden Wärme aus einer Kilowattstunde Strom gewinnen. Stammt der Strom für den Betrieb dann noch aus erneuerbaren Energien, laufen Wärmepumpen klimaneutral.

Dabei erzeugen sie ohne Probleme eine Vorlauftemperatur von 55 bis 60 Grad Celsius. Auch mehr wären möglich, aber das ginge auf Kosten des Wirkungsgrads. Deshalb gilt die Wärmepumpe im Zusammenspiel mit einer Flächenheizung, etwa einer Fußbodenheizung, als beste Option. Dabei müssen noch viele Vorurteile ausgeräumt werden. Etwa, dass die Wärmepumpe nur effiziente Neubauten, nicht aber Altbauten beheizen kann. Dabei könnte die Wärmepumpe auch schlecht isolierte Gebäude beheizen – sie wäre aber dann nicht mehr so effizient, weil sie höhere Vorlauftemperaturen produzieren müsste. Aber das gilt für alle Heizsysteme: Wärme, die aus den Fenstern oder den Wänden entweicht, ist teuer verschwendet. 

Im Moment werden enorm hohe Fördergelder für Wärmepumpen ausgeschüttet. Einen Zuschuss von 30 bis 70 Prozent für einen Heizungstausch können alle Eigentümer von Wohnungen und Häusern beantragen. Allerdings weiß niemand, wie lange es noch Geld vom Staat geben wird. Sollten CDU und CSU die Bundestagswahl im kommenden Jahr gewinnen und den Regierungschef stellen, ist unklar, ob sie das Programm weiterlaufen lassen. Aber auch so ist damit zu rechen, dass die Förderung langfristig abgebaut wird. Analog zum Förderungsabbau etwa von Solaranlagen wird man damit rechnen können, dass dann auch bei der Wärmepumpe die Preise fallen. 

Fazit: Wer weg will von der fossilen Heizung, wer nicht ideologisch verblendet ist und wer rechnen kann, wird an der Wärmepumpe kaum vorbeikommen – ob mit Ampelregierung oder ohne.

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