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Wie können Anleger:innen von Unternehmensfusionen profitieren?
Illustration: Chiara Lanzieri
Illustration: Chiara Lanzieri
Olaf Strohm Redaktion

Die Studie der US-Bank von JP Morgan macht deutlich: 2021 hat der Umsatz durch Unternehmenszu- und verkäufe eine Rekordmarke erreicht. Das Gesamt-Transaktionsvolumen erreichte rund 5,3 Billionen US-Dollar und schlug damit den bisherigen Rekord von 2007 um 16 Prozent. Besonders stark ausgeprägt waren die Aktivitäten auf dem deutschen Markt: Hierzulande beziffern die Banker für 2021 einen Rekordumsatz von 246 Milliarden Dollar. Allein der Zusammenschluss der Immobilienkonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen machte dabei ein Volumen von 30 Milliarden Dollar aus.

Wie aber können Anleger:innen von dem Boom der Mergers and Acquisitions – kurz M&A – profitieren, wie die Unternehmensfusionen auf dem Börsenparkett heißen? Eine Möglichkeit bietet die sogenannte Merger Arbitrage. Normalerweise wird der Kurs, der bei einem Übernahmeangebot geboten wird, nicht gleich erreicht. Liegt der aktuelle Marktpreis des Zielunternehmens zeitweise noch unterhalb des angebotenen Übernahmepreises, können aktive Anleger:innen diese Differenz nutzen, um Profite zu erwirtschaften. Allerdings sollten sie sich mit dem Marktsegment gut auskennen. Denn scheitert eine Übernahme oder zieht sich ein Übernahmeprozess zu lange hin, ist mit nervenzehrenden Ausschlägen zu rechnen.

Passive Anleger:innen, die ihr Portfolio nicht stetig beobachten wollen, können das auch Profis überlassen. Auf das M&A-Marksegment haben sich einige Fonds spezialisiert. Dabei gibt es zwei mögliche Strategien: zum einen die oben beschriebene, die auf Differenzen, die Merger Arbitrage, setzt. Die zweite Strategie verfolgen eher konservative Fondsmanager: Sie versuchen, anhand von Kennzahlen potenzielle Übernahmekandidaten auszumachen. Dann kaufen sie Aktien und hoffen auf ein Übernahmeangebot, in dessen Zug der Aktienkurs steigt.

Letztere haben vor allem den Technologie-sektor im Blick. Er war der eigentliche Treiber im M&A-Geschehen – und wird es wohl auch 2022 bleiben. Gerade auf deutsche Technologien hatten es internationale Käufer abgesehen, erklärte Patrik Czornik, Chef des M&A-Geschäfts Deutschland und Österreich bei JP Morgan. Sie gaben im vergangenen Jahr 107 Milliarden Dollar aus, also fast die Hälfte des Gesamtumsatzes, um sich Technologien und Marktanteile „Made in Germany“ zu sichern.

Und wie wird 2022? Laut Rob Kindler, Global Head of M&A bei der US-Bank Morgan Stanley, bleibt das Umfeld für M&A sehr gut. 2022 werde zwar kein weiteres Rekordjahr. „Aber alle Schlüsselelemente, die den M&A-Markt 2021 so stark gemacht haben, sind weitgehend vorhanden“, erklärt er. Dennoch rechnet er auch mit Faktoren, die sich dämpfend auf die Transaktionsaktivität auswirken könnten. Dazu zählt er steigende Zinsen, einen kurzfristigen Fokus der Unternehmen auf Lieferketten, arbeitsrechtliche Herausforderungen sowie die zunehmende regulatorische Prüfung von Transaktionen in bestimmten Sektoren.

Letzten Endes aber seien die wirtschaftlichen Fundamentaldaten nach wie vor robust und es gebe eine enorme Menge an strategischem Dialog und Transaktionsnachfrage im System. Solange sich dies nicht ändert, werde der M&A-Markt im Vergleich zur Vergangenheit weiter aufwärts tendieren.

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