Herr Weiss, wie stellt sich aus Ihrer Sicht die Situation heute rund um Unternehmensfusionen oder -aufkäufe dar?
Im Moment beeindruckt die schiere Menge an Aufkäufen und Fusionen. 2021 hat den größten Wert an Transaktionsvolumen seit Beginn der Aufzeichnungen 1980 gesehen – weltweit waren das etwa 1,3 Billionen Dollar. Im vergangenen Jahr gab es in der IT-Service-Branche 47% mehr Aktivitäten im M&A-Bereich als 2020, das auch schon ein sehr starkes Jahr war. Die Gründe sind vielschichtig. Aber aus meiner Sicht liegt das auch an immens gestiegenen Kostenstrukturen, die abgedeckt werden müssen. Und viele Unternehmen sind zu der Erkenntnis gekommen, dass sie das dafür notwendige Wachstum nicht organisch schaffen – da sind Aufkäufe und Fusionen der zielführendere Weg.
Was sind die besonderen Herausforderungen bei Firmenzusammenschlüssen?
Zunächst müssen Sie natürlich Unternehmenskulturen zusammenführen, aber auch die Strukturen, denn der Erfolg einer Fusion wird immer auch im Hinblick auf die Kosten betrachtet. Und zwar gerade im Bereich Finance und Accounting. Der gilt in der Regel als ein Kostenfaktor, und je schneller hier die Prozesse harmonisiert werden, desto schneller kann ich auch Effizienzeffekte heben. Effiziente und regulatorisch saubere Prozesse sind zudem leichter zu übertragen, wenn weitere Aufkäufe hinzukommen. Und nicht zuletzt erwarten Investoren einen ordentlich geführten Finanzbereich, der es ihnen ermöglicht, sich schnell einen Einblick über die geschäftliche Situation eines Unternehmens zu verschaffen.
Wie kann man diese Prozess- und Finanzkonsolidierung sicherstellen?
Digitalisierung und Automatisierung spielen eine sehr wichtige Rolle. Doch selbst große Unternehmen arbeiten in Deutschland unserer Erfahrung nach noch zu 80% „von Hand“ im Financial-Close-Prozess. Hintergrund ist auch, dass es hierzulande wenig regulatorischen Druck gibt, starke interne Kontrollsysteme aufzubauen – die sich nur per Digitalisierung realisieren lassen. Zudem schätzen viele Unternehmen den Aufwand für ein Automatisierungsprojekt zu hoch ein. Das heißt, im Accounting wird weiter per E-Mail und Excel gearbeitet, es gibt zahlreiche Medien- und Prozessbrüche. Falschbuchungen werden dadurch entweder zu spät oder erst kurz vor dem Quartalsabschluss entdeckt und können nur mühsam oder unter erhöhtem Zeitdruck behoben werden. Wenn dann die Bilanz nicht stimmt, wirkt sich das auch im Zusammenhang mit M&A natürlich negativ auf den Firmenwert aus.
Was bieten Ihre Lösungen?
Zum einen schlagen unsere Lösungen automatisch durch Abweichungsanalysen Alarm, wenn es zu ungewöhnlichen Buchungsvorgängen kommt, die darauf hinweisen können, dass hier ein Fehler vorliegt. Das kann zum Beispiel ein Ausreißer in der Kostenstruktur eines bestimmten Produkts sein. Zum anderen bieten wir einen cloudbasierten virtuellen Raum als Clearingstelle für solche Ungereimtheiten. Hier sind sämtliche Informationen für alle Beteiligten in Echtzeit verfügbar. Das ermöglicht auch, das Accounting kontinuierlich zu überwachen und nicht erst, wenn es zu spät ist. Noch eins ist wichtig: Unsere Lösungen lassen sich sehr schnell in bestehende Systeme integrieren. Wer ein funktionierendes ERP-System hat, kann unser System innerhalb weniger Wochen einsetzen. Und so die Effizienzgewinne und die Wertsteigerung durch ein modernes, digitalisiertes Accounting schnell realisieren.