Mehr als 80 Prozent aller Mikrochips weltweit werden mit Lithographie-Optiken von ZEISS hergestellt – und die entstehen auf der schwäbischen Ostalb in Oberkochen und in der Stadt der Optik, Wetzlar, im Herzen von Hessen. „Die Menschen, die in unserer Halbleiterfertigungssparte forschen, entwickeln und produzieren, ermöglichen Künstliche Intelligenz, autonomes Fahren, Industrie 4.0 und 5G-Netze – ganz zu schweigen von umweltfreundlichen und intelligenten Anwendungen wie Smart Home“, erklärt Andreas Pecher, Mitglied des ZEISS Vorstands und Leiter der Halbleiterfertigungssparte. Oberkochen mag zwar nicht das „echte“ Silicon Valley sein, aber: Es ist eines der wichtigsten Zentren der weltweiten Digitalisierung. Wer hier arbeitet, gestaltet die Zukunft.
Der Grund ist simpel: Ohne ZEISS Technologie ist Digitalisierung nur bedingt möglich. Die ZEISS Halbleiterfertigungssparte entwickelt und fertigt unter anderem EUV-Lithographie-Systeme, mit denen weltweit einzigartig feine Halbleiterstrukturen hergestellt werden können. Die optischen Systeme von ZEISS sind essenziell, um immer kleinere, leistungsfähigere und energieeffizientere Chips herzustellen. Für die Produktion dieser Mikrochips ist EUV-Licht notwendig. Dieses entsteht, wenn der stärkste gepulste Industrielaser der Welt von TRUMPF einen Zinntropfen beschießt. Dadurch wird Plasma mit einer Temperatur von rund 220.000 Grad Celsius gezündet – das ist fast 40-mal heißer als die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Sonne. Dieses Plasma sendet extrem kurzwelliges Ultraviolettlicht (eben: EUV) aus und wird über die präzisesten und stabilsten Spiegel der Welt von ZEISS gelenkt.
In den EUV-Anlagen werden mit Fotolack beschichtete Siliziumscheiben (sog. Wafer) mit EUV-Licht in einer Wellenlänge von exakt 13,5 Nanometern belichtet. Dabei entstehen nanometerfeine Strukturen: In Summe kommen mehrere Milliarden Transistoren auf einen Quadratzentimeter. Die Halbleiterstrukturen sind dabei 5.000-mal feiner als ein menschliches Haar. Sie bilden die Grundlage für die weltweite Digitalisierung.
Weltweit einziger Hersteller für EUV-Lithographie-Maschinen ist die niederländische Firma ASML, die als Integrator die Architektur des Gesamtsystems und insbesondere die EUV-Quelle entworfen hat. ASML und ZEISS sind seit einem viertel Jahrhundert strategische Partner und haben mit Weitsicht und Durchhaltevermögen die EUV-Technologie zur Serienreife gebracht – zusammen mit einem europäischen Hochtechnologienetzwerk. Honoriert wurde dieser Quantensprung 2020 mit dem Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten, den ZEISS gemeinsam mit TRUMPF und dem Fraunhofer Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF gewann.
Jobmotor ZEISS: knapp 2.000 neue Jobs
Seit dem Start der EUV-Entwicklung 1995 sind in der Halbleiterfertigungssparte mehr als 2.000 neue Hochtechnologie-Arbeitsplätze für EUV entstanden und mehr als 2.000 Patente allein in diesem Bereich angemeldet worden. „ZEISS ist ein internationaler Jobmotor“, unterstreicht Pecher. In Zahlen bedeutet das: Im vergangenen Geschäftsjahr wurden in der Halbleiterfertigungssparte mehr als 800 neue Stellen besetzt. Mehr als 500 weitere Arbeitsplätze sind dort derzeit ausgeschrieben. Blickt man über die Halbleiterfertigungssparte hinaus, sind es knapp 2.000 Stellen, die ZEISS aktuell in Deutschland ausgeschrieben hat, z. B. an Standorten wie Oberkochen, Jena, Wetzlar und Roßdorf.
„Für eine Fortsetzung unseres Erfolges suchen wir Spezialisten aus Naturwissenschaften, der Softwareentwicklung und nicht zuletzt auch für die Produktion – wir freuen uns auf viele neue Erfinderinnen, Pioniere und Macher in unseren Teams“, sagt Dr. Peter Kürz. Als Leiter des Bereichs High-NA EUV ist er für die Entwicklung der nächsten Generation von EUV-Optiken (High-NA) verantwortlich.
Dass ZEISS so kontinuierlich an der EUV-Technologie forschen konnte, ist auch der Unternehmensform zu verdanken. Als Dachgesellschaft gehört die Carl Zeiss AG zu 100 Prozent der Carl-Zeiss-Stiftung. Diese kann, anders als quartalsweise planende börsennotierte Unternehmen, Entwicklungen mit Weitblick vorantreiben. So investiert ZEISS seit vielen Jahren mehr als zehn Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung.